12. Mai 2015 – 19. Juni 2015

Gesamtstrecke: 4668.26 km
Maximale Höhe: 1579 m
Minimale Höhe: -17 m

 

Im Westen Canadas (British Columbia)  weiter Richtung Norden


Am 12. Mai 2015 sind wir in Abbotsford (British Columbia = BC) /CANADA problemlos und ohne Fahrzeugkontrolle eingereist. Nachdem wir den Zöllner von unserer regen Reisetätigkeit der letzten 6 Monate in USA überzeugt hatten, erteilte er uns eine Aufenthaltsgenehmigung für Canada von ebenfalls 6 Monaten.

Es geht Canada wie auch USA hauptsächlich darum, dass keine Ausländer ohne Arbeitsbewilligung in ihren Ländern arbeiten. So müssen jüngere Touristen meist ausführliche Fragen über sich ergehen lassen, während Reisende jenseits des Arbeitsmarkt-Alters vielfach unkomplizierter einreisen können

Noch am selben Tag trafen wir uns südlich von Vancouver auf einem Walmart-Parkplatz endlich wieder mal mit unseren Schweizer Duro-Kollegen, Anita und Roger mit Mogli-Duro (= die Moglis) – das war ein freudiges Wiedersehen! (Wir waren ja schon letzten Oktober in Kanada kurz zusammen und dann wieder im Dezember 2014 in Florida, s. frühere Berichte).

Zusammen mit unseren beiden Duros setzten wir per Fähre auf die Vancouver-Island über und erkundeten diese gute 2 Wochen lang: zuerst Richtung Süden, dann die Westseite der Insel. Letztere ist klimatisch und vegetationsmässig ein 100%iger Regenwald und hat uns mit seiner unbeschreiblich üppig grünen Vegetation sehr beeindruckt.

Glasklare kleine Bächlein fliessen in oft türkisblaue Seen. Etwas negativ berührt haben uns (zu) viele grosse Waldflächen, wo unschöner Kahlschlag betrieben wurde ohne neue Aufforstung.

In Tofino an der Westküste (V.Island) unternahmen Karl und die Moglis eine geführte Kodiak-Bootstour, um Wale aus sicherer Distanz zu beobachten. Bevor so eine Wasser-Expedition gestartet werden kann, werden die Teilnehmer mit wasser- und windfesten „Astronauten-Schutzanzügen“ ausgestattet:

Auf dieser Tour sichteten sie nebst Grauwalen auch ein Riesenrudel von (stinkenden) Seelöwen und zwei auf Bäumen sitzende Weisskopf-Adler.

Ich blieb am Trockenen mit Larissa zurück und zehrte von den Erinnerungen unserer schon einige Jahre zurück liegenden unvergesslichen Wal-Tour in Island.

Wir hatten eigentlich Wetterglück an der „wet West Coast“, wie sie die Einheimischen nennen, durchquerten aber die Insel trotzdem langsam Richtung Ost-Küste.

Die zwei Duro-Fahrer, Roger und Karl, diskutierten zusammen die möglichst eigene Herstellung von Steinschlag-Gittern für die Frontscheibe, was im Norden Kanadas und in Alaska auf den Naturpisten mit Lastwagen-Verkehr eine Schutzmassnahme sein dürfte gegen Steinschlag in die Frontscheibe nach dem Motto „Vorbeugen ist besser als Heilen“. In Port Alberni zeigte sich eine ganz glückliche Lösung auf: Wir fanden dank Internet endlich eine Werkstatt mit Aluprofilen. Der Besitzer, Ray, überliess Werkstatt, Werkzeuge und Material sogleich Roger und Karl, und ca. 6 Stunden lang waren die Beiden zusammen am Arbeiten.

Es entstanden zwei super Konstruktionen, die man wohl patentieren lassen müsste!! Wie sie sich bewähren in der Praxis, wird sich dann weisen! Zum Glück durften wir dann mit unseren Duros auch gleich hinter Ray’s Werkstatt übernachten.

Damit bewies sich wieder einmal mehr die Unkompliziertheit der Kanadier. Das Vertrauen, die beiden „Fremden“ einfach selbständig in der Werkstatt wirken zu lassen, wussten wir auch sehr zu schätzen und stiessen abends in der Werkstatt zusammen darauf an nach redlicher Entschädigung allen Ray verursachten Aufwands.

An schönen Plätzchen (freie und Camping) halfen sich Roger und Karl gegenseitig bei Duro-Unterhaltsarbeiten, dabei gingen ihnen die Ideen gar nie aus, und sie waren ständig beschäftigt aber zufrieden!

Am kleinen Muhan-Lake hätten wir uns gerne länger nieder gelassen. Das Abendessen fand jedenfalls immer auf dem etwas baufälligen, aber bis gegen 20.30 Uhr sonnigen Schiffssteg statt – dabei kamen wir uns fast wie auf einem Boot vor! Es war auch so warm, dass Anita mehrere Schwimm-Versuche unternahm und das Wasser herrlich angenehm empfand, und dies Ende Mai!

Nördlich von Campbell River beobachteten wir ausgedehnte Holz-Flössereien.

Ab Nanaimo trennten sich leider die Wege der „Moglis“ und der „Bären“ nach 2½ Wochen wieder: Die „Moglis“ erwarteten Besuch aus der Schweiz, und wir setzten per Fähre zurück aufs Festland nach Vancouver über, um von dort den weiteren langen Weg nach Norden unter die Räder zu nehmen. Somit ist es wieder recht ruhig geworden im und ums „Haus Bär“ ohne unsere beiden „Lach-Therapeuten“.

Doch auch sie werden ab Juli Richtung Alaska vorstossen, und ein weiteres Treffen (z.B. am 1. August mit Schweizer-Fähnli?!!) wäre so super. Auch unsere früher erwähnten Reise-Kumpanen, Tina und Werner mit Mercedes-LKW „Sally“, sind nun auch auf dem Weg nach Norden – auch auf dieses Wiedersehen freuen wir uns sehr.

Nach einer Besorgung in Vancouver verliessen wir diese Riesenstadt so schnell als möglich Richtung Whistler, wo 2010 die Winter-Olympiade stattfand.

Auf Umwegen über Naturstrassen langsam Richtung Norden nahmen uns unvergessliche Landschaftsbilder mit links und rechts steilen, bewaldeten, hohen Abhängen gefangen, die dann hoch oben von verschneiten Gipfeln überragt und von einem stahlblauen Himmel überspannt wurden – niemals zu vergleichen mit der kleinräumigen Bergwelt der Schweiz! Von den meist fast senkrechten Felswänden stürzen zahlreiche Bäche wie Wasserfälle in die Tiefe, und unzählige Schneisen zeigen auf, wie im Winter gewaltige Lawinenkegel und in der übrigen Zeit Fels- und Steinbrocken ebenfalls mit voller Naturgewalt den Talboden „überrumpeln“.

Wenn ein Etappenziel über Teer- sowie über eine Naturstrasse-Schleife zu erreichen ist, wählt unser Chauffeur ganz gewiss Letztere – dies einfach zu Eurer allgemeinen Erinnerung!!!

Es ist auch nicht immer einfach, einen geeigneten Platz zum Campieren zu finden, und so platzierten wir uns mal an einem Abend bei einem abgelegenen Bahndepot-Häuschen direkt an einer Bahnlinie, die wunderschön durchs Grüne führt. Zwar rumpelte dort nachts mal sehr geräuschvoll ein Bandwurm von Güterzug vorbei. Am Morgen kam dann ein Lok.führer und manövrierte einen Trieb- und einen Steuerwagen aus dem Depot, liess uns aber in Ruhe (typisch kanadisch). Er freute sich, als sich Karl später als ehemaliger „Auch-Bähnler“ vorstellte und „seine Vehikel“ photographierte!

Die schwüle Hitze in Lillooet/BC wurde dann von 3 Regentagen abgelöst. Ab Clearwater /BC (die im Reiseführer angegebene deutsche Bäckerei gibt es da nicht mehr…) befuhren wir trotz grauer Wetterstimmung den Wells Gray Provincial Park, dessen ganze Strecke links und rechts von Laubwald gesäumt ist. Eigenartig mutete es uns an, wie das üppige, helle Grün der Laubbäume, des Grases und des reichhaltigen Farns fast leuchtete trotz der neblig-grauen Stimmung rund herum oder vielleicht gerade deshalb – ein richtiger kleiner Lichtblick!

Der Besuch dieses Parks fiel deshalb auch kurz aus. Lediglich dem eindrücklichen „Helmcken“-Wasserfall statteten wir einen Besuch ab. Da fällt das Wasser 137 Meter tief in ein Felsbecken runter. Der Wasserstaub um das stürzende Wasser zeugt von seiner Wucht:

Im wiederkehrenden Sonnenlicht genossen wir dann wieder Seen, Bäche, Flüsse, Wasserfälle von den Bergen ins Tal und Wälder, Wälder – davon kann man bei aller Schönheit trotzdem bald genug bekommen, weil so jegliche Aussicht auf die Umgebung und Landschaft unmöglich ist und die grünen Riesen beengend wirken können.

Eigentlich befanden wir uns seit der Vancouver Island in Schwarzbären-Gebiet, doch die „Herrschaften“ liessen wirklich auf sich warten. Öfters sahen wir ihre Hinterteile gerade noch im Gebüsch verschwinden, einmal auch eine Mutter mit ihren beiden Kleinen, und erst 2 Bären verharrten länger in ihrer „ertappten“ Position und beguckten uns neugierig, während wir sie (vom Auto aus!) fotografieren konnten. Ein dritter Bär setzte seine Blätter-Mahlzeit ebenfalls ruhig fort, doch als ihn Larissa zum geöffneten Fenster hinaus anbellte, wurde es ihm zu dumm, und er verschwand langsam im Gebüsch vor dem „Schnappschuss“.

Bewohnen Bären ein Gebiet, zeigt sich das mit vielen Bären-Kothaufen auf der Piste/Strasse, deren Definition im Fachjargon lautet; „grosse, undefinierbare, dunkle Haufen“.

Ein Schwarzbär war ein richtiger neugieriger Spassvogel: Wir sahen von Weitem seinen Kopf und seine kleinen Ohren aus dem Gras auftauchen. Erst kurz bevor wir ihn (im Auto) erreichten, sprang er weg und kletterte auf den nächsten Baum. Dort präsentierte er sich von allen Seiten, und wir lobten ihn , neugierig blickte er zurück. Als wir wegfuhren, winkten wir und riefen ihm „tschüss“ zu. Wir fragten uns, was der putzige Kerl wohl von uns dachte, stellten uns vor, wie er verständnislos seinen Kopf schüttelte und mit der Pfote an seine Stirn tippte. Bei dieser Vorstellung mussten wir schallend lachen!

Wir wollten von 150 Mile House per Piste nach Likely /BC gelangen, eine wunderschöne Pistenstrecke. Kurz vor dem Bestimmungsort stiessen wir auf die Tafel „Road closed“. Wow, ärgerten wir uns da: Hätten die das nicht früher anschreiben können, so dass wir nun nicht wieder 70 km umsonst retour fahren mussten??

Dafür genossen wir die nachfolgende Pistenfahrt ab Likely bis Barkerville/BC – so richtig wild ist da die Natur, und der sehr spärliche Verkehr lässt echte Wildnis-Gefühle aufkommen! Dazwischen nächtigten wir oft ganz alleine an kleinen Rastplätzen (Recreation Sites) an Seen, die wir aus Roger’s Spezial-Link erhalten haben – danke nochmals herzlich, Mogli-Chauffeur! Alleine ohne Koordinaten würde man diese idyllischen Rastplätze niemals finden.

Seltsame Tierstimmen und Geheul liessen uns raten, zu wem sie gehören könnten: Nachtvögel, Hirsche oder ein Wolf? Wir lauschen immer aufmerksam auf die Umgebung, und mit einem Lagerfeuer haben wir eigentlich keine Angst vor ungebetenen vierbeinigen Gästen. Bei kühlen Temperaturen verziehen wir uns sowieso in unsere „Bärenhöhle“.

Nun noch ein Wort zur historischen und lebenden Museumsstadt Barkerville, die wir ca. 3 Stunden durchbummelten und Larissa leider wieder mal im Auto zurück lassen mussten: Benannt ist der Ort nach Billy Barker, der dort 1862 auf eine ergiebige Goldader stiess. Im daraufhin einsetzenden „Cariboo-Goldrush“ wurde aus Barkerville für kurze Zeit die grösste Stadt im Westen Canadas nördlich von San Francisco und westlich von Chicago, bis die Vorkommen erschöpft waren.

1958 machte die kanadische Provinz „British Columbia“ aus Barkerville eine „Historic Western Town“. Da kann man heute die ehemaligen Holzhaus-Wohnungen mit zeitgenössischer Einrichtung besichtigen. Das heutige Dorf ist „besiedelt“ mit echten Schauspielern, die in historischen Kleidern stecken und arbeiten“, also z.B. öffentliche Versammlungen abhalten, Lehrer gehen bimmelnd umher und rufen Kinder (auch erwachsene Besucher!) in ihre Schulstube, ein „echter“ Theologiestudent in damaliger Kleidung leitet mehrere Tagesandachten in der kleinen anglikanischen Holzkirche etc. Dann gibt es aber auch wieder Läden, die sind angeschrieben wie alle andern alten Häuser auch, sind aber in Betrieb, z.B. eine Bäckerei, 2 Restaurants und 3 Hotels, aber alle klein und im alten Stil geführt. So wird man von Geschichte und Realität ständig hin und her gerissen, und man weiss oft nicht, was Vergangenheit oder Wirklichkeit ist, bevor man eine Eingangtüre öffnet.

Zum Schluss waren wir noch im Theatre Royal, wo auch die alte Zeit wieder voll auflebt, wie die damalige Bevölkerung unterhalten werden wollte. Wir wohnten einer kleinen Musical-Aufführung bei mit beschwingter Musik und Tanz. Auch hier waren Berufssänger und –tänzer am Werk – die Darbietung mit den historischen Gewändern war einfach mitreissend!

Den 9. Juni verbrachten wir in der nahe gelegenen Stadt Quesnel /BC.Hier gab es Einiges zu erledigen: Oelwechsel am Duro-Bär, Autowäsche nach all den staubigen Pisten und Regenfällen, Auffüllen von Trinkwasser und Aufstocken von Lebensmittel-Vorräten für die bevorstehende Strecke nach Norden. Dann mussten wir Larissa wieder mal die Zehennägel schneiden lassen, die bei ihr sehr schnell wachsen. Das erledigte dieses Mal eine Hundecoiffeuse, aber auch da lief es nicht ganz ohne Bluten ab, sobald zuviel der Nagelmasse weg geschnitten wird. Zu lange Zehennägel stellen eine Gefahr dar, dass Larissa beim Gehen Fehlbelastungen macht (Rücken) oder irgendwo hängen bleiben kann.

Ein Blick auf die Strassenkarte zeigt die grossen Distanzen, die noch vor uns liegen bis Alaska, also weiter geht’s nach Norden via Prince George – Vanderhoof – Smithers. Die Strasse und Landschaft bieten nicht sehr viel Abwechslung ausser Feldern, Weideland und wieder Wälder.

Ganz unverhofft entdeckten wir in Telkwa vor Smithers /BC linker Hand ein Haus mit der deutschen Anschrift „Kaffeehaus, Bäckerei“. Nach den zwei gescheiterten Bäckerei-Versuchen in Clearwater und 100 Mile House stürmten wir nun diesen deutschen Laden mit Erfolg: Wir erstanden uns ein leckeres Vollkornbrot und zwei süsse Hefegebäcke (allerdings nicht ganz billig)! Allen Reisenden sei dieser Laden herzlich empfohlen! Aber auch da steht ein „For Sale“-Schild vor dem Haus…

Ab hier zeigten sich immer mal wieder mit Schnee bedeckte Berggipfel, was der Strecke mehr Reiz verlieh. Bei der kleinen „Junction“ (Kreuzung) Kitwanga /BC bogen wir auf den nach Norden verlaufenden „Cassiar Highway“ ab und machten von da weg noch einen westlichen Abstecher nach Stewart /BC. Kurz davor gibt es den Gletscher „Bear Glacier“ zu bewundern:

Stewart ist ein etwas trostloses, abgelegenes Dorf mit etwa 600 Einwohnern. Wir wurden dieses Mal in der „Grocery“ fündig mit schweizerischen Crèmeschnitten, Nussgipfeln, Appenzellerkäse und einem Ruchbrot, natürlich auch zu stolzen Preisen! Der „urige“ Godi Appenzeller führt in diesem Laden das Regiment. Nach diesen Schlemmertouren ist nun ein wieder bescheidenerer Lebenswandel angesagt!

Von Stewart gelangt man weiter zum kleinen Nachbar-Dorf Hyder /Alaska / USA. Ja, Ihr lest richtig! Da man aber ab Hyder (ca. 100 Einwohner) mangels Strassen nicht weiter nach Alaska vordringen kann, verzichten die Amerikaner auch auf Einreise-Formalitäten. Lediglich bei der Rückkehr aus dieser Sackgasse wieder nach Stewart /BC /Canada wird eine Passkontrolle durchgeführt.

Hyder bietet die Attraktion, dass man auf bärensicheren Holzstegen dem Bach „Fish Creek“ ein Stück weit folgen kann. Hierher kommen ab Ende Juli bis anfangs September die Lachse den Portland-Kanal und dann den Fish Creek (klarer Bach) hoch, um in ruhigem Süsswasser zu laichen. Dort warten die Schwarz- und Grizzly-Bären sowie auch mal ein Wolf auf reiche Beute. Doch für dieses etwas makabre Schauspiel sind wir noch viel zu früh dran.

Ab Hyder führt eine etwas rumpelige Piste weiter bergan zu einem weiteren riesigen Gletscher, dem „Salmon Glacier“. Hier bieten sich überwältigende Ausblicke auf den Gletscher und die Schneeberge rund herum. Am Nachmittag war aber die Beleuchtung zum Photographieren nicht ideal, und am folgenden Morgen war alles wolkig verhängt.

Wir befanden uns hier lediglich auf ca. 1000 m.ü.M. – der viele Schnee rund herum und das Gletschereis gehen wohl eher auf das Konto der nördlichen Lage als auf die Höhe über Meer. Larissa jedenfalls freute sich über den da oben liegen gebliebenen Schnee, hatte sie doch keinen solchen letzten Winter!

Auf dieser Passhöhe haust in den Sommermonaten jeweils der Bärenphotograph und Autor von Büchern, Keith Scott, mit seinem bescheidenen PKW und Zelt. Er verkauft seine Bücher, DVDs und Postkarten und hat uns viel über seine Wanderungen und Beobachtungen in Bärengebieten erzählt. Der gute Mann dürfte sicher gegen die 80 gehen, marschiert, photographiert und filmt aber weiter.

Zurück auf dem „Cassiar Highway“, der westlichsten Nord-Süd-Verbindung in British Columbia, gewannen wir täglich mehr nördliche Breite. Die Abende wurden immer länger – in Watson Lake z.B. ist es um Mitternacht bei ca. 60 Grad nördlicher Breite noch nicht dunkel, höchstens dämmerig. Morgens um 4 Uhr sieht es ähnlich aus – wir denken, dass es nachts kaum mehr richtig dunkelt. Diese interessante Entwicklung erleben wir mit jedem Tag weiter im Norden sehr fasziniert und zugleich auch nahe vor dem längsten Tag des Jahres am 21. Juni.

Eine sehr unangenehme Nebenerscheinung des Nordens mit den vielen Seen und Flüssen sind die während 24 Stunden aktiven Mücken. Es ist unglaublich, dass man bereits beim Frühstück im Freien oder mittags bei hellem Sonnenschein attackiert wird. Noch nützt „Anti-Brumm forte“ von zu Hause einigermassen, doch wir werden uns bald schon mit stärkerer „Munition“ ausrüsten müssen.

Der Cassiar Highway ist eine nicht sehr intensiv befahrene Strecke, landschaftlich aber wunderschön und abwechslungsreich, und immer wieder zeigen sich schneebedeckte Bergspitzen im Norden und Westen:

Die Infra-Struktur in den kleinen Ortschaften ist minimal, und nur eventuell gibt es einen kleinen Laden und/oder Treibstoff . Free Wifi für Internet können Gäste in einer einfachen Unterkunft eventuell geniessen oder eben nicht. Auch nicht alle Tourist Informations bieten diese Dienstleistung an. Man fühlt sich hier tagelang wirklich wie in einer „Nebenwelt“, die manchmal wieder mit der Zivilisation zusammen trifft.

Auf dieser Strecke sichteten wir doch endlich, endlich mal eine Elch-Kuh, die erste auf dieser Reise. Bis wir aber das Fahrzeug gewendet und zum Phototermin zurückkehrten, war das gute Tier bereits im Dickicht verschwunden.

In Dease Lake /BC (ein paar Häuser und ein kleiner Laden) verliessen wir den „Cassiar Highway“ wieder mal für 2 Tage für die Befahrung der nicht ganz anspruchslosen Naturstrecke nach Telegraph Creek in südwestlicher Richtung. Da es auf dieser Strecke kurz vorher stark geregnet hatte, wies unser Duro-Bär nach kurzer Zeit schon ein „sehr struppiges Fell“ auf:

Während die ersten zwei Drittel der Strecke etwas eintönig mit Laubbäumen links und rechts verliefen, boten sich uns am Schluss immer mehr Ausblicke in kleine grüne Täler und in Schluchten hinunter an:

Etwas Tierglück hatten wir auch: Ein wunderschöner Fuchs war am Fressen in der Wiese gleich neben der Piste. Als er uns sah und hörte, verschwand er, guckte dabei aber neugierig hinter einem Busch hervor – das war so lustig! Als er merkte, dass wir nicht ausstiegen und ihn nicht bedrohten, näherte sich doch der kühne „Schönling“ wieder und setzte sein Menue in der Wiese genüsslich fort. Wir waren so glücklich ob dieser gelungenen Begegnung:

Auf dem Rückweg nach Dease Lake sichteten wir 5 Schwarzbären, aber keiner war so richtig bereit für einen Phototermin…! Immer mal wieder springen Erdhörnchen oder Hasen über die Strasse. Für diese nördliche Breite sichten wir immer wieder viele schöne Vögel.

 

Wir haben sie alle lieb gewonnen, die wilden Bewohner der Natur, die sich zwar eher selten zeigen, aber da sind und ein herrlich freies Leben in diesem geräumigen Land und in so viel unberührter Natur führen dürfen. Vor Bären haben wir grossen Respekt, aber viel zu viel Freude an ihnen, um sie zu fürchten. Es wird uns gesagt, dass Bären normalerweise nicht von sich aus auf Menschen zukommen, wenn man keine Lebensmittel draussen herum liegen lässt. Problematischer wäre ein persönliches Zusammentreffen in Waldnähe mit gegenseitigem Ueberraschungs-Effekt und dann noch mit einem bellenden Hund.

Eine Augenweide sind die vielen wilden Blumen in allen Farben: blau (z.B. Lupinen), violett, rot, pink (z.B. Wildröschen), gelb (z.B. Arnika), weiss. Das kann auch ganz wunderbar duften – etwas, das wir in der Schweiz mit unseren Magerwiesen kaum mehr kennen.

Larissa würden wir gerne mehr Freiheit gönnen und gewähren in diesen weiten Landschaften. Sie hat aber ihre aus Griechenland importierte Angewohnheit, stets weiträumig frei herum zu stöbern, nicht verloren, kommt zwar immer wieder irgend wann zurück. Doch hier scheint uns das mit den vielen wilden Tieren zu riskant. Es greift wohl kaum ein Bär von sich aus an, wenn er aber von Larissa irgendwo überrascht und angebellt würde, würde das nicht gut ausgehen. So binden wir sie jeweils an einem langen Seil an, wenn wir uns unsicher fühlen.

Sie ist immer sehr wachsam und bellt viel, was uns peinlich ist, wenn noch andere Camper in der Nähe sind.
Sonst sind wir so unendlich froh, dass Larissa wohlauf ist, gut marschiert und springt ohne zu hinken und noch immer auf den Hinterbeinen hüpft in Erwartung ihres Futternapfs. Wir denken, sie fühlt sich wohl, vermisst aber eindeutig Hunde auf unseren einsamen Spaziergängen. Wenn sich aber so ein Vierbeiner unserem Auto nähert, wird sie aggressiv, was wiederum gefährlich für sie ausgehen könnte, wenn der „Besucher“ das falsch versteht.

Mit dem Wetter hatten wir in den letzten Wochen wirklich Glück, doch seit Stewart regnet es jeden Tag ein wenig mehr. Es ist wirklich wie Tag und Nacht, ob man bei Sonne oder nebligem Grau durch eine Gegend fährt. Wir hoffen dringend auf Wetterbesserung – auf unserer Homepage könnt Ihr das auf der ersten Seite jeweils verfolgen zusammen mit der groben Aufenthaltsgegend.

Auf der Strecke nach Watson Lake sahen wir links und rechts der Strasse während ca. 20 km nur noch schwarze Baumstämme, die ohne Aeste und fast gespenstisch in die Höhe ragen. Das sind die Folgen eines Riesen-Waldbrands im Juli 2010. Immer mal wieder bietet sich dieses Bild, aber noch nie sahen wir eine so grosse Fläche, die vom Feuer derart zugerichtet wurde.

Mit der Ankunft hier in Watson Lake sind wir von der Provinz British Columbia im Yukon Territory, immer noch in CANADA, angelangt. Wir schalten hier diesen Reisebericht frei. Wie wir ab da weiter durch den Yukon reisen, berichten wir Euch mit dem nächsten Homepage-Beitrag – für den Moment seid Ihr ja genügend eingedeckt!

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