19. August 2015 – 06. September 2015

Gesamtstrecke: 2305.2 km
Maximale Höhe: 1028 m
Minimale Höhe: 2 m

Alaska / 49. Staat der USA – der Süden, Teil 2

Von Anchorage /Alaska = AK aus brachen wir nach Süden auf die Halbinsel Kenai /AK auf. Noch gleichentags erreichten wir Whittier /AK auf schöner Strecke einem Meeresarm entlang mit Sicht auf viele kleinere Gletscher:

Das Städtchen mit grossem Bootshafen liegt an der Bucht „Prince William Sound“, von wo aus Bootstouren starten. Wir nahmen am 20. August auch an einer solchen teil. Wie üblich dürfen da Hunde nicht mit. Wir bewegten also Larissa ausgiebiger als sonst am Vormittag und gaben ihr mittags noch eine Zusatz-Mahlzeit, damit sie genügend zu verdauen hat = schlafen. Wir stellten ihr Wasser und Leckerchen hin, schirmten die Sonne mit Heraufziehen der Storen ab, und mit etwas gemischten Gefühlen machten wir uns auf zum Hafen und liessen sie für gute 5 Stunden alleine im „Duro-Bär“ zurück. Das längste Zurückbleiben alleine dauerte bis anhin 3 Stunden.

Mit der „Fairweather Express“

fuhren wir nachmittags in verschiedene Fjorde des „Prince William Sound“, rundum blickten mit Schnee bedeckte Berge auf uns herab.

Als Erstes verweilte das Schiff kurz vor einem Vogelfelsen, wo möwenähnliche Vögel, die Kittiwakes, in Massen den grossen Felsen belagern und ihn unter lautem Gekreische umkreisen:


Andere gesichtete Vogelarten waren Kormorane


und ein Weisskopf-Adler auf einem Baum:

Schon bald machte uns der Kapitän auf im Fjord schwimmende Meeres-Otter aufmerksam:

Wir passierten unzählige Gletscher und Schneeberge links und rechts – wie eine Märchenwelt, selbst für uns an solche Phänomene gewohnte Schweizer. Das Spezielle hier ist aber, dass die beiden weissen Elemente hier mit dem Wasser eines Meeresfjords zusammentreffen, das ist wirklich total neu auch für uns.

Nahe bei einem Gletscher lagerten sich massenhaft Seelöwen mit ihren schwerfälligen, massigen Körpern. Sie lieben es, sich auf Eisschollen oder auch auf von der Sonne beschienenen Felsen zu sonnen.

Dann gelangten wir zum grossen Highlight dieser Bootstour: zum „Surprise Glacier“ (Ueberraschungs-Gletscher). Schon beim langsamen Heranfahren an diesen ins Meer reichenden Gletscher schwammen viele Eisbrocken oder gar kleine Eisberge im Meer herum. Dann befanden wir uns vor einer gewaltigen bläulichen Eiswand, durch das teilweise Tauen zerfurcht. Sie sah aus wie ein Märchenschloss mit unzählig vielen Türmchen:

Nahe beim Gletscher stellte der Kapitän die Schiffsmotoren ab, und wir konnten in der Stille der Natur das Knacken und Donnern im Eispalast hören, indem grosse und kleine Eisbrocken irgendwo vor- oder einbrechen, um dann irgendwann ins Meer zu stürzen, das sogenannte Kalbern von Gletschern. Leider erlebten wir dieses letztere Spektakel nicht in den 20 Minuten Verweilzeit vor der imposanten Eiswand, aber schon die Akustik dieser Eiselemente – wirklich wie ein lauter Gewitterdonner am Himmel – zeigt die enormen Kräfte innerhalb dieser Eismassen und lässt die Besucher erschauern.

Nicht alle Gletscher reichen bis ins Meer hinunter, sondern hören auf halber Höhe in den Bergen oben auf. Ihr Tauwasser oder etwelche Eisbrocken stürzen somit aus luftiger Höhe wie kleine Wasserfälle oder Eisgeröll ins Meer hinunter.

Bei einem weiteren sonnigen Felsen in Küstennähe sonnten sich wieder mal Seelöwen sowie sog. „Harbour Seals“ (Robben oder Seehunde.)

Als wir nach 5 ½ Stunden zu Larissa ins Wohnmobil zurückkehrten, lag sie verschlafen auf ihrem Kissen. Ob sie mal zwischendurch gejammert oder gelärmt hatte, wissen wir natürlich nicht, denken aber eher weniger, da sie sehr ruhig, entspannt und nicht aufgeregt war. Ob wir sie dann wohl zu Hause auch vermehrt alleine lassen können?? Das hatte ja bis vor der Abreise sehr schlecht geklappt.

Whittier ist auf dem Strassenweg nur durch einen einspurig zu befahrenden Tunnel erreichbar. So gibt es immer wieder Wartezeiten auf beiden Seiten, zumal auch noch die Eisenbahn dieselbe Fahrspur benützt. Die Autos fahren somit auf den einspurigen Eisenbahnschienen.

Nach wieder mal einem total verregneten Tag von Whittier südwärts mit keinerlei Sicht wurden wir dafür nachher mit 4 sonnigen Tagen belohnt, ein totales Highlight für Alaska! Wir verbrachten sie bei Ninilchik und Homer an der Westküste der Halbinsel und Nationalparks Kenai. Dieser grosse Fjord südlich von Anchorage heisst „Cook Inlet“. Hier sieht man auf die andere Landseite rüber, auch Alaska, aber total unbewohnt. Da reihen sich wieder viele weisse und schwarze Berge aneinander, mit und ohne Gletscher – einfach traumhaft bei strahlendem Sonnenschein, aber durch Wind kühlen Temperaturen.

In einer Nacht, ca. um 3 Uhr, schlug Karl Alarm: Draussen am Himmel leuchtete es am Horizont grünlich-gelblich: Polarlichter, die grundsätzlich das ganze Jahr gesichtet werden können in sog. Polargegenden, nicht erst im Winter. Man sieht sie einfach vorwiegend dann, weil es da so lange dunkel ist pro Tag – in den Sommernächten bleibt der Himmel zu hell, um Nordlichter überhaupt zu erkennen. Ein Bild kam da leider (noch) nicht zustande.

Hier bei Homer haben wir auch den eindeutig westlichsten Punkt unserer Reise erreicht (den nördlichsten s. Prudhoe-Bay letzter Bericht!), nämlich
Westliche Länge:  151° 52,072‘
Nördliche Breite:  59° 46,391‘

Die Nächte werden nun wieder richtig dunkel vor Mitternacht. Wir hatten uns so schön an die hellen Nächte gewöhnt, anfangs etwas problematisch zum Einschlafen, nachher einfach richtig schön!

In Homer haben wir uns auch konkret überlegt, noch per 9-stündiger Fähre auf die Insel Kodiak zu fahren, um dort noch die grossen Kodiak-Bären zu erleben, die dort an Flüssen die zum Laichen aufsteigenden Lachse abwarten und massenhaft verzehren. Die Fährverbindungen lagen aber so, dass es mit Larissa nicht so gut gepasst hätte, und so liessen wir dieses Unternehmen fallen.

Weiter ging’s nach Seward /AK, ebenfalls auf der Halbinsel Kenai. Dort besuchten wir das „Sealife Center“, eine schön und tiergerecht gestaltete Anlage für Vögel

Für Seelöwen und Robben

In zahlreichen kleineren Aquarien wurden Fische und anderes Meergetier gezeigt, auch Lachse, die ja nach ihrer Geburt im Süsswasser nach 2 – 3 Jahren in den Ozean zurück kehren und dort als Meerfische leben. Sie haben da ein ganz anderes Aussehen, als wenn sie sich hormonell bedingt farblich verändern, sobald der Instinkt sie mit Laich in jene Süssgewässer retour treibt, wo sie vor 4 – 5 Jahren her gekommen sind. Der Laich wird von männlichen Fischen befruchtet und dann mit Sand getarnt, worauf beide Eltern sterben. Auch so werden sie zur Beute von Bären, Wölfen und Raubvögeln.

Bei Seward in der Nähe liegt der Exit Glacier, den wir von Weitem viel schöner und eindrücklicher empfanden als von Nahem.

Wieder zurück in der Hauptstadt Alaskas, Anchorage, machte sich Karl mal an ausgiebige Service-Arbeiten an an den vorderen Bremsen. Dann gab es einige Abklärungen zu machen, wieder mal eine Wagenwäsche hinter uns zu bringen und im Walmart ausgiebig gross einzukaufen.

Als nach einem Regen mit Regenbogen

die Anchorage umgebenden Berge weiss überzuckert waren, fanden wir es höchste Zeit, weiter zu ziehen!

Auf dem Glenn Highway statteten wir dem Matanuska-Gletscher einen persönlichen Besuch ab. Zuerst lag er so ziemlich im Nebel, erst nach einiger Wartezeit drückte ein bisschen Sonnenlicht durch. Diese Bilder sind das Beste, was wir bei jener Beleuchtung hervor bringen konnten:

Wir amüsierten uns vom warmen Auto aus mit dem Tele-Objektiv, wie kleine Wandergruppen auf dem Gletscher herum kraxelten:

Der Matanuska-Gletscher verhält sich seit über 100 Jahren ruhig und stabil und kalbert nicht in den Matanuska River, so dass ihm viele Besucher „auf den Buckel steigen“! Bemerkenswert ist, dass man hier auf 61° nördlicher Breite bereits Gletscher auf 500 m.ü.M. finden kann – bei uns in der Schweiz liegen sie um ein Vielfaches höher!

Bei der Weiterfahrt Richtung Nordosten wurden wir für die garstigen Temperaturen und Nächte um den Gefrierpunkt entschädigt: Zunehmende Sonne gab die Sicht auf frisch verschneite Berge frei, davor die bereits herbstlich verfärbten Wälder, einfach traumhaft schön:

Ab Glennallen /AK gelangten wir in südöstlicher Richtung in den riesigen Wrangell St.Elias National Park auf einer in den letzten 100 km fürchterlichen Schotterpiste voller Löcher und Wellblech. In diesem Nationalpark liegen auch die beiden Siedlungen McCarthy und Kennicott. Sie spielten in der Zeit von 1900 – 1930 für die Kupfer-Gewinnung eine grosse Rolle. Von McCarthy aus führt eine Fussgänger-Brücke über den Fluss, und drüben warten Shuttle-Busse für die Fahrt nach Kennicott. Da werden die verfallenden grossen Kupferminen-Anlagen und ehemalige Wohnhäuser laufend etwas für die Besucher instand gehalten:

Der grosse Maschinenraum ist beeindruckend, auch die imaginäre Hitze, die da geherrscht haben muss und der unsägliche Lärm in dieser grossen, hohen Halle.


Zu unserer grenzenlosen Ueberraschung durfte sogar Larissa im Shuttle-Bus mit fahren, und es war schön, sie auch auf einem Ausflug wieder mal dabei zu haben, ohne schlechtes Gewissen, sie alleine im Auto zurück gelassen zu haben.

Gleich hinter dieser Siedlung (noch ganz spärlich bewohnt, sonst ist Kennicott mit den still gelegten Anlagen ein Geisterdorf) liegt der fantastische Kennicott-Gletscher, den man in einem stündigen Fussmarsch erreichen kann. Karl nahm diesen nicht immer ganz einfachen Weg unter die Füsse, zusammen mit seiner Kamera, während ich mit Larissa ein verlassenes Wohnhaus inspizierte und wir uns nachher im Garten bei schönem Wetter an der Sonne wärmen konnten.

Auf der Rückfahrt beeindruckte uns die tiefe Schlucht in den Kuskulana River hinunter:

Während wir uns bald als die „letzten im Norden verirrten Mohikaner“ hielten, trafen wir doch einige Schweizer und auch ein deutsches Paar auf dem Weg nach Kennicott, die sich genau so wenig wie wir von Alaska trennen konnten, resp. später nach Alaska gekommen sind. Mit den beiden Herisauern Kathrin und Ueli mit Toyota Landcruiser verbrachten wir 2 gemütliche Abende, einen in der warmen „Bärenhöhle“, den nächsten bei ca. 6 Grad im Freien am Feuer. Vergeblich warteten wir alle auf im Internet angekündigte Polarlichter.

Nach 2 herrlich sonnigen Tagen mit blauem Himmel fuhren wir wieder mal bei grauem Regenwetter und Nebel nach Tok/AK. Trotz der düsteren Stimmung freuten wir uns an den farbigen Herbstbäumen. Da der Ahorn da oben nicht existiert, fehlen dessen herrliche Rottöne. Dafür leuchten die Birken kräftig gelb und orange, selbst ohne Sonne ein Lichtblick.
Zusammen mit den dunkelgrünen Nadelbäumen und verschiedenen noch grünen Laubbäumen ergibt sich ein herrliches Farbmuster:

Für die Fahrt Richtung kanadische Grenze (Beaver Creek) deckten wir uns mit wenigen Hamster-Einkäufen ein, da das Preisniveau Alaskas höher liegt als in den übrigen US-Staaten, also ähnlich wie in Kanada. Der Hauptposten, den wir gut versteckt von Alaska nach Kanada importierten, waren Wein und Bier, da der Alkohol in Kanada so hoch besteuert ist, dass dabei unverhältnismässig hohe Preise heraus kommen.

Mit unserem letzten Uebernachtungsplatz noch im 49. Staat der USA meinte es Alaska wohl nochmals speziell gut mit uns mit schönem Wetter am Yarger Lake (nördlich v. Beaver Creek), und am Morgen wurde die Sicht auf eine Kette von Schneebergen des Wrangell St.Elias Nationalparks frei, die wir gerade aus unserem Schlafzimmer-Fenster sichten konnten:

Neugierige, kecke Vögel näherten sich uns Menschen ohne Scheu und waren auch einverstanden mit einem Phototermin:

Noch herzlicher wollte sich Alaska von uns verabschieden, indem in der Nacht vom 5. auf den 6. September wieder Polarlichter sichtbar wurden, schwach zwar, denn wir befanden uns auf nur knapp 63 Grad nördlicher Breite. Normalerweise und eindrücklich wird dieses Phänomen erst ab dem Polarkreis 66° 33‘ nordwärts zum grossen Erlebnis.

Die Voraussetzungen waren gut: aufklarender Himmel, gute Sicht an einem See ohne viele Bäume davor. Wir erwachten nämlich morgens um 2 Uhr auf dem kleinen Campingplatz ob viel Geschwätz rund um unser Auto, das ja ganz am See stand. Ein Blick nach draussen genügte, Karl zog sich an und ward mit seiner Kamera eine Weile nicht mehr gesehen. Die grünen Lichter waren relativ schwach – in natura trotzdem beeindruckend. Wir versuchen, Euch einen Abglanz dieses Natur-Phänomens zu übermitteln:

Polarlichter entstehen durch die Sonne, die bei gewissen Konstellationen elektrisch geladene Teilchen aussendet (Sonnen-Eruptionen). Sobald diese nach 2 – 4 Tagen auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen, können dann nachts in den Zonen um den nördlichen oder südlichen Polarkreis herum auf der Erde die sog. Nordlichter gesichtet werden. Vereinzelt sind die Bänder so breit, dass sie ganz selten auch schon in der Schweiz gesehen werden konnten, also auch recht südlich des Polarkreises.

Nach 7 Wochen und 2 Tagen Reisen und Aufenthalt in Alaska sind wir inzwischen wieder in Kanada eingetroffen und senden Euch diesen 2. Alaska-Bericht zu. Ueber unsere momentanen Kanada-Erlebnisse schreiben wir im nächsten Bericht.

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