01. Februar 2016 – 04. März 2016
Maximale Höhe: 1191 m
Minimale Höhe: -8 m
Baja California (Teil 2) /México
Unsere weiteren Erlebnisse in der Baja California, wo wir 3 Monate verbrachten, packen wir nun in den zweiten Teil unseres Mexiko-Berichts; wir beginnen dieses Mal im Süden (Baja California Sur) bis hinauf nach San Diego (USA):
Todos Santos an der Pazifik-Küste hat im Vergleich zu den passierten grossen, modernen Städten San José del Cabo/Los Cabos und Cabo San Lucas (südlichster Punkt) den Charakter eines richtigen Buschdorfes – ein lustiger Gegensatz! Wir fahren ans Ende der Siedlung zum „Turtle Camp“ (Schildkröten-Camp) und öffentlichen Strand. Hier verbringen wir den Nachmittag. Gegen Abend besuchen wir das kleine Camp für Wasser-Schildkröten, das wie ein Treibhaus oberhalb des Strands aussieht.
In der Natur legen die Schildkröten-Mütter je ca. 100 befruchtete Eier in Pingpong-Ballgrösse in den Strandsand, genügend weit weg von der Zone der „Flut“. Hierfür graben sie grosse, ca. 60 cm tiefe Löcher und scharren diese nachher wieder zu. Leider haben es aber viele Räuber auf diese Eier abgesehen, z.B. Koyoten und Füchse. Deshalb gehen Spezialisten dieses Camps am Strand auf die Suche nach frisch gelegten Schildkröten-Eiern. Sie kennen die Grabspuren der Schildkrötin und nehmen die Eier sorgfältig mit ins Camp, wo sie an der Wärme im geschützten Bereich wieder naturgetreu im warmen Sandboden eingegraben werden. Nach ca. 45 Tagen schlüpfen dann die kleinen Wasser-Schildkrötchen, etwa so gross wie eine Kleinkinderhand plus je 2 Flossenbeine vorne und hinten.
Teils liegen sie auf dem Rücken (Panzer) und zappeln wie ein kleines Menschen-Baby. Wenn man sie auf die „Beine“ stellt, krabbeln die einen neugierig in der Box herum – sie suchen ja schliesslich das Meer! Diese Babies müssen sich ihr Geboren-Werden schwer verdienen: Zuerst das Sprengen der Eihülle, dann sich die ca. 60 cm tiefe Sandschicht über ihnen weg buddeln. Hier werden sie von den Mitarbeitern des Camps liebevoll in Empfang genommen und in mit feuchtem Meersand ausgelegte Kunststoff-Boxen gelegt. Kurz vor Sonnen-Untergang kommt der grosse Moment („wo das Frosch ins Wasser rennt“…), indem die Neugeborenen in ihren Boxen zum Strand getragen werden. Der ganze lange Weg von einer natürlichen Schlüpfstätte bis zum Wasser wäre in der Natur schon eine grosse Gefahr, dass die Babies von Raubvögeln gepackt werden, denn der Panzer ist noch weich.Die Zeit der Abend-Dämmerung oder die Nacht ist für sie die ungefährlichste Zeit, nicht mehr von Vögeln oder anderen Räubern gesichtet zu werden. Langsam oder schneller gehen sie die letzten Meter den Meereswellen entgegen. Für alle Besucher ist dies ein richtig bewegender Moment, wenn dann die Wogen des Pazifiks die Kleinen erfassen und mit sich weg tragen. Mit Applaus begleitet, treten also die kleinen Wesen ihre Reise in die Meereswelt an. Dort leben sie v.a. in Meeresgrund-Nähe und leben von Seegras, mit der Zeit auch von Krebsen und Quallen. Wenn sie da von keinem See-Ungeheuer gefressen werden, kann so eine Schildkröte bis 60 Jahre alt werden.
Ein drittes Mal kehren wir anfangs Februar zum Camping Maranatha in La Paz zurück – wir fühlen uns da schon bald wie zu Hause! Nach langer und mühsamer Suche finden wir endlich eine Werkstatt, welche über das notwendige Gerät für das Nachrillen eines unserer schlechten Reifen verfügt. So dürfen wir uns doch wieder einigermassen „salonfähig“ auf den Strassen zeigen, während der zweite schlechte Reifen lediglich als Reserverad dient.
Noch vieles andere gibt es zu erledigen in dieser sympathischen Stadt mit guter Infra-Struktur. Wir treffen uns auch nochmals mit den ausgewanderten Schweizern Erika und Martin (vgl. letzter Bericht!). Sie führen uns zum Nachtessen in ein ganz kleines, authentisch mexikanisches Restaurant.
Noch immer träumen wir von den im eigenen Saft und in Bananenblättern geschmorten Schweinehaxen mit Reis, Mais-Tortillas und leckeren (und pikanten…) Saucen – ein ganz einmaliger Schmaus war das!
Wieder einmal mehr erfahren wir, dass „Scheiden weh tut“ – dies nicht nur zu Hause (z.B. bei der Abreise), sondern auch unterwegs, wo man auf viele liebe Menschen und Reisende trifft, mit denen man sich wohl fühlt, und doch führen die Wege wieder auseinander.
Am 5.Februar verlassen wir nur ungerne La Paz und fahren in nordwestlicher Richtung auf der kurvenreichen MEX 1 weiter nach Adolfo Lopez Matéo in der Magdalena-Bucht. Hier werden in kleinen Booten Exkursionen für Walbeobachtungen angeboten. Die Wale lieben es, in ruhigen und warmen Gewässern zu kalben und ihre „Kleinen“ dort aufzuziehen. Die Bucht ist voll von Grauwalen, meist Mütter, die mit ihren Babies schwimmen! Diese sind aber auch bereits 4 – 5 Meter lang, während die Länge der Mütter so um die 15 – 20 Meter herum liegen dürfte, das Gewicht zwischen 25 und 34 Tonnen – ein Wahnsinn! Sie sind so gross, dass man sie im Wasser nie in voller Grösse sieht, meist aber einen Teil Ihres Rumpfes und den Kopf, der zum Aus- und Einatmen an die Wasseroberfläche kommt.
Die Tiere kommen ganz nahe ans Boot, so dass manchmal eine Berührung möglich ist. Einmal wollte ich einen „Kleinen“ handschriftlich begrüssen, da tauchte er/sie aber ab und duschte uns auf dem Boot mit seiner bereits beträchtlichen Schwanzflosse gründlich ab!
Verspielt sind sie, die „Kleinen“, indem sie sich fast ständig schwimmend um die Mutter herum winden oder sich auf ihren Rücken legen wollen. Auch schwimmen sie gerne unter den Booten durch! Die Mutter hingegen hält ihren ruhigen und regelmässigen Schwimm-Rhythmus ein, indem sie nach wenigen Minuten immer wieder auftaucht und mittels Wasser-Fontäne ausatmet. Wale sind ja Säugetiere und die Weibchen haben zwei Zitzen am Bauch, an welche sich der/die Kleine auch immer wieder heran macht. Es ist schön, diese Mutter-Kind-Verbundenheit auch in den Ozeanen zu sehen und zu spüren!
Die Grauwale leben im Sommerhalbjahr in arktischen Gewässern (v.a. Bering-See), machen sich dann aber im Herbst auf die lange Reise in warme und ruhige Buchten von südlichen Meeren. Hier gebären die einen Weibchen, bei den andern findet die Paarung statt. Im Frühjahr reisen alle Wale, gross und klein, wieder Richtung Norden. Die Tragzeit eines trächtigen Weibchens beträgt 11‑12 Monate, so dass erst im darauf folgenden Winter wieder im Süden die Geburt stattfindet. So bringt ein Walweibchen in der Regel nur alle 2 – 3 Jahre ein Junges zur Welt.
Seit La Paz ist das Wetter während 4 Tagen fast windstill, teilweise bedeckt, aber drückend heiss.
Ab Ciudad Insurgentes an der Pazifik-Küste fahren wir wieder quer durch die Halbinsel auf die Golfseite und dann wieder ein Stück auf Naturstrasse zur Bucht und dem Dorf „Agua Verde“. Diese Strecke, durch den Gebirgszug Sierra Giganta, erinnert uns fast ein wenig an eine Fahrt in den Dolomiten, natürlich nicht ganz so wuchtig wie die europäischen Originale!
Dann bieten sich auch herrliche Ausblicke auf die Meeres-Bucht hinunter, während sich die Piste den Bergflanken entlang schlängelt:
Dann trifft am 2. Tag noch eine Gruppe mit ca. 10 Fahrzeugen ein, die Zelte aufstellen. Es sind alles pensionierte Amerikaner und Kanadier, die teilweise oder ganz in Mulegé (etwas nördlich) leben. Sie sind eine Kirchgemeinde aus Mulegé und Umgebung, kommen jedes Jahr hierher und bringen der Dorfbevölkerung Lebensmittelsäcke mit Bohnen, Mehl und Reis.
Teilweise sind 2-sprachige Frauen dabei, welche mit der Bevölkerung gut spanisch sprechen können. Die Kinder laden sie ein zu Hot Dogs, und sie gehören natürlich fast ein bisschen zum Dorf Agua Verde und sind Ehrengäste!
In der ruhigen Bucht „campieren“ auch zahlreiche Segelschiffe, einmal ein kleines Kreuzfahrt-Schiff, die teilweise per Ruderboot oder bei Ebbe zu Fuss ans Land kommen, um sich im Mini-Laden mit irgendwelchen Lebensmitteln einzudecken. So war da ständig etwas los, von Langeweile keine Rede!
Die Kirchgemeinde kochte zentral für alle, und ganz selbstverständlich holte man auch uns zum Mitessen: Spaghetti Bolo und am Morgen „eggs in bags“ (Ei im Beutel). Da werden verklopfte Eier gewürzt, mit Fleisch und Gemüse vermischt und in Portionen-Plasticksäcke abgefüllt. Diese, ca. 15 Minuten in kochendes Wasser gelegt, ergeben ein feines Gericht, sehr ähnlich einem angereichterten „Rührei“ – probiert das doch auch mal aus, das schmeckt nicht nur in Agua Verde traumhaft gut!!
In der Stadt Loreto stellten wir uns für 2 Tage auch etwas ausserhalb an den Strand, und abends wurden wir von der Hotelbucht aus mit allerlei lauter Musik beschallt – (fast) Feriengefühl ohne Grenzen!!
Von da geht’s gleich weiter zur nächsten traumhaften Bucht, der Bahia Concepción, genau genommen beim Punkt „el Requesón“. Wer auch schon da war, weiss Bescheid: links und rechts vom erhöhten Damm, wo viele amerikanische und kanadische Wohnmobile stehen, plätschern leise ruhige Wasser wie kleine Seen, durch die man waten, schnorcheln, paddeln oder auch schwimmen kann.
Wir beobachten zahlreiche Wasservögel, welche die Leute gewohnt sind und teilweise auch von ihnen gefüttert werden: Möwen, Reiher-Arten, ein Truthahn-Geier und viele mehr:
Vom Dorf San Ignacio aus fahren wir weiter zur Laguna de San Ignacio, wo wir ja bereits Ende Dezember schon mal waren, die Wale vom Norden her aber noch nicht.
Doch im Januar sind sie angekommen, so zahlreich, dass man mit Herumgucken in der Bucht nicht nachkommt! Wir setzten uns somit am 18. Februar 2 Stunden in ein Motorboot der Kuyima ecotours. Nach einer 15-minütigen Schnellfahrt zum „Walzentrum“ boten sich rundum etwa folgende Bilder:
Mütter mit ihren Jungen sahen wir dieses Mal weniger, dafür viele erwachsene Wale, die sog. „Singles“, die teilweise am „Herumflirten“, resp. sich am Paaren sind. Dies soll sich bei genauem Hinsehen im Benehmen der Wale untereinander zeigen, indem sie trotz ihrer Schwerfälligkeit in Schräglagen oder umeinander herum schwimmen und so einander „den Hof machen“. So genau sieht man aber die ganzen Körper im Wasser nicht, dass man das Verhalten als Laie zu wenig genau beurteilen könnte! Wale können bis ca. 15 Minuten unter Wasser bleiben, dann kommen sie zum Aus- und Einatmen an die Wasser-Oberfläche. Ihr Atmungsorgan befindet sich ganz oben am Kopf. Da spritzt auch die bekannte und gut hörbare Fontäne raus beim Ausatmen.
Das Kuyiuma-Camp, wo wir 2 Tage verbrachten, ist etwas vom Liebevollsten, was wir an Camping-Plätzen schon angetroffen haben: Alle Geh- und Fahrwege sind mit weissen Muscheln gesäumt, auch die Plätze, wo man campiert. Wasser wird mit dem Lastwagen her gebracht, Trinkwasser kann man mittels Katadyn-Filter abzapfen. Zum Duschen wird Wasser mittels der vielen Sonne aufgewärmt. Man füllt sich einen bereit stehenden Kübel mit so viel warmem Wasser auf, wie nötig, den Rest nimmt man aus der Kaltwasser-Leitung. In der einfachen, aber sauberen Dusche drin kann man nun das Wassergemisch mit Hilfe eines kleinen Eimerchens über sich giessen.
Sämtliches Abwasser, auch von den Toiletten, wird abgepumpt und weg geführt, also nicht ins Meer abgeleitet. Weil wir uns da eben so wohl fühlen, verbringen wir auch nach der Waltour noch einen Tag in diesem abgelegenen Camp in der Halbwüste und am Pazifik.
Nach so viel Meer und Stränden zieht es uns auch wieder mal in die Höhe. Ab dem Dorf San Ignacio steuern wir in nördlicher Richtung das Bergdorf San Francisco de la Sierra an. Ein grosses Stück ist geteert, die letzten Kilometer dann aber ausgewaschene Naturstrasse. Wieder sehen wir die „Altarkerzen-Kakteen“ (los cirios):
Hier gäbe es Felsmalereien zu besichtigen (zählen zum Weltkultur-Erbe), doch deren Besuch wäre nur mit Führer und „nahrhaften“ Wanderungen möglich – also nichts für mich!
Am Morgen brechen zwei kleine Zicklein aus ihrer Herde aus und wollen unbedingt zu uns (trotz Larissa’s heftigem Protest). Sie sind nicht weiter zu treiben, kehren immer wieder zu uns zurück und stellen sich unter unser Fahrzeug an den Schatten. Wir sind fast etwas ratlos, denn eigentlich möchten wir jetzt abfahren, doch die Geissenkinder sind erst unter dem Auto weg zu bringen, als Karl mal den Motor startet – nun aber nix wie weg, bevor sie wieder kommen!!
Es geht den gleichen Weg zurück, dann kurz auf der MEX 1 südwärts, anschliessend auf einer monotonen Nebenstrasse Richtung Südwesten wieder an den Pazifik (Campo René – Pta Abreojos- La Bocana – San Hipolito – Bahia Asunción). Die gut unterhaltene Wellblech-Piste umgehen wir oft via Nebenpisten, die oft ganz nahe oberhalb des Pazifiks verlaufen und die unser Bär dank Allrad spielend bewältigt. Bei La Bocana sehen wir endlich mal aus nächster Nähe Mangroven-Buschlandschaften – eine Pflanze, die nur im Salzwasser gedeiht.
Nach einem wunderschönen Tag durch sehr einsame Landschaften freuen wir uns über einen tollen Uebernachtungsplatz an einem Muschelstrand, wo auch ein traumhafter Sonnenuntergang nicht fehlt:
Südlich von Guerrero Negro biegen wir aber bereits wieder weg und durchqueren das nationale Meersalzgewinnungs-Werk,
um zu einer weiteren Walstation zu gelangen. Es ist heiss geworden, in letzter Zeit oft gegen 30° C. Dieses Mal ist der Höhepunkt dieser 3.Tour, dass sich eine grau-weiss gefleckte Walmutter mit ihrem Nachwuchs längere Zeit ganz nahe bei unserem Boot aufhält. Oft sehen wir ihre weissen Farben tief unten im Wasser und wie sie dann wieder langsam auftauchte, oft direkt unter unser Boot, zusammen mit ihrem Jungen. Das erste Mal rief ein amerikanischer Fahrgast aus: „Oh my God!“ Man darf diesen Riesentieren aber vertrauen, wenn sie sich nicht bedroht fühlen. Durch die vielen Besucherboote werden sie mit der Zeit zutraulich und vollführen etwas Akrobatik ums Boot herum, indem sie entweder den Kopf und Nacken senkrecht aus dem Wasser strecken oder dasselbe umgekehrt mit der Schwanzflosse tun:
Der „Kleine“ hat mal bei einem Wendemanöver mit seiner Schwanzflosse an die Bootswand geklopft!
Leider, leider gibt es noch zu viele Länder, die immer noch Wale jagen, v.a. wegen des Trans, darunter auch Island erneut wieder.
In Guerrero Negro konnten wir dann bereits etwas von den anstehenden „things to do“ erledigen: In einer Werkstatt fand der wieder mal fällige Oelwechsel statt, auf dem Campingplatz vollzog Karl das Abschmieren, und mittels Nachfragen fanden wir zu einer „Veterinaria“, wo ein Tierarzt Larissa wieder mal die Krallen schnitt. Dies war schon eher eine „Buschklinik“, und wir waren froh, hier keine weiteren Behandlungen mehr in Anspruch nehmen zu müssen. Ein einheimisches Paar kam mit einem Strassenhund-Welpen auf dem Arm zur Behandlung, weil der süsse Kleine mit seinen neugierigen Äuglein Ekzeme und Haarausfall aufwies. Die Beiden zeigten uns Photos von ihren anderen vierbeinigen Strassenkindern zu Hause – zum Glück gibt es überall immer wieder Tierfreunde auf der Welt!
Unser nächstes Ziel heisst San Felipe, eine hübsche, kleinere Stadt wieder am Golf von California (oder auch „Sea of Cortéz“ genannt).
Kurz davor schaffen wir es doch „endlich wieder einmal“, tief im Sand stecken zu bleiben, und zwar bei der Suche nach einem Uebernachtungsplatz, wohl verstanden das 1.Mal auf dieser Reise! Die dünne Oberschicht des Sandes war fest und verriet nichts Verdächtiges beim vorherigen Begehen der Fläche. Als dann aber die 6 Tonnen unseres Fahrzeugs daher kamen und Karl noch eine Kurve ziehen wollte, versagten alle gezogenen Allrad-Register. Ueberraschend schnell wand sich aber unser „Bär“ mit Hilfe von gelegten Sandblechen aus dieser Falle, und zurück blieb ein „Schlachtfeld“ gerade noch vor dem Eindunkeln.
San Felipe liegt eigentlich einerseits in der Wüste mit viel Sand und auch Dünen rund herum, andererseits aber am ruhigen Golfo de California. Hier besuchten wir ein weiteres Schweizer-Paar, das sich für die nächsten Jahre fest hier in der Baja California niedergelassen hat, nämlich Anita und Markus.
Sie hatten uns beim Hotel/Camping „Rice and Beans“ in Ignacio campieren sehen, und da sie selber 5 Jahre lang auf Weltreise waren, hat ihnen natürlich unser Reisemobil sofort in die Augen gestochen. Sie sind mit Schweizer-Besuch am Herumreisen, laden uns aber ein, bei ihnen in San Felipe vorbei zu kommen. Das taten wir denn auch. Sie haben sich hier letzten Sommer dieses Haus gekauft mit Garten und frühlingshaft blühenden Pflanzen und Kakteen rund herum:
Während das andere Schweizer-Paar bei La Paz, von denen wir bereits schrieben, Erika und Martin, schon immer geplant hatte, sich in der Pensionszeit an einen warmen Wohnort zurück zu ziehen, kam das bei Anita und Markus recht unverhofft. Nachdem nach ihrer Weltreise ein Wohnungsprojekt in der Schweiz ins Wasser gefallen war, entschlossen sie sich für ein Eigenheim im warmen San Felipe. Ein späteres Zurückkehren in die Schweiz wird bei ihnen dennoch ein Thema bleiben.
Viele Amerikaner und Kanadier leben in den Wintermonaten im Süden und kehren im Frühjahr wieder heim, weil es da unten doch sehr, sehr heiss wird im Sommer. So ein Leben als „Snowbird“ (wie sie von den Südländern genannt werden), wäre noch denkbar bis verlockend, aber sich ganz neu anzusiedeln an so einem Ort, könnte ich mir kaum vorstellen.
Was uns aber bei beiden Paaren beeindruckt hat, ist ihre Ruhe, Besonnenheit und Zufriedenheit, die sie ausstrahlen. Alle sind sich einig: das hektische Heimatland mit seinem vielen schlechten Wetter brauchen sie – zumindest vorderhand – nicht mehr.
Die Fahrt ab San Felipe wieder quer durch die Insel nordwestwärts führt durch die Berge und über Hochebenen nach Nordwesten bis Ensenada. Diese Strecke ist ein landschaftlicher Augenschmaus. Da spriesst üppiges Grün (nach so viel Halbwüste ein Genuss!), hohes Gras, es gibt Felder und sogar einzelne Reben, und die Abhänge sind mit Granitblöcken gespickt, einfach wunderschön! Dabei geht es auf 1200 m.ü.M. hinauf.
Nun geht es unweigerlich Richtung Grenze nach Tecate. Beim Gas-Tanken fragen wir nach einer Campingmöglichkeit in der Stadt, worauf ein Mexikaner in sehr gutem Englisch sagt, wir könnten auf seiner Ranch campen. Mit seinem Töffli fuhr er voraus – es ging ganz ins Abseits wieder auf Pisten. Wir landeten bei seiner Ranch mit einem Riesen-Umschwung, teils vernachlässigt, aber ums Haus herum pflegt er liebevoll Bäume und Kakteen-Beete.
Zwei Hunde bewachen dieses Anwesen und begucken uns skeptisch, v.a. Larissa. Wir gehen nur kurz mit ihr raus im Beisein von Joe, dem Besitzer, und nachts nochmals vor dem Schlafen. Zum Glück gibt es keinen nächtlichen „Pippi-Gang“, den wohl Mensch wie Hund kaum überlebt hätten, so wild umbellen die beiden Wächter unseren Camper, als Karl mal raus wollte.
Aber am Morgen bei Tageslicht kommen sie her, und man kann sie streicheln, denn sie merken ja, dass wir uns mit ihrem Chef gut verstehen und auch, dass wir Hunde lieben. Joe hat einen sehr guten Umgang mit seinen Hunden. Er hat mit ihnen Geschicklichkeits-Uebungen trainiert, die er uns vorführt. Noch einen dritten Hund habe er, erzählte Joe, doch der sei krank. Ich erkundigte mich genauer und erfuhr, dass er einen elenden Durchfall hätte. Wir übergaben ihm einen Teil der Antibiotika „Flagyl“ (für Larissa wäre noch 1 Behandlung vorrätig) sowie die Kohlen-Hefe-Tabletten (Carbo Levure) zum Aufbau der Darmflora. Wir können nur hoffen und fest wünschen, dass der gute Hund bald Besserung erfährt. Joe sagte, sonst würde er mit ihm in die Stadt zu einem Tierarzt fahren für Spritzen oder Infusionen. Wir zweifeln nicht daran, dass er gut zu seinen Hunden schaut.
So war uns zum Abschluss doch noch dieses spezielle Mexikaner-Erlebnis beschieden! Wir sind überhaupt sehr positiv überrascht, wie angenehm die mexikanische Bevölkerung ist: zurückhaltend, eher scheu, aber im Grund genommen doch freundlich und fröhlich. Sie winken und lachen gerne, und wir haben uns kein einziges Mal unwohl oder bedroht gefühlt. Es ist somit viel angenehmer, in Mexiko (zumindest in der Baja California) zu reisen als in Afrika, wo die Leute einfach viel zu zudringlich sind und man oft kaum irgendwo in Ruhe campen kann.
Ueber das mexikanische Festland können wir keine persönlichen Angaben machen, aber was wir von anderen Reisenden hören, tönt ebenfalls sehr gut und positiv. Vom Drogenkrieg merke man eigentlich nichts als Tourist, wenn man die dafür gefährdeten Gebiete einigermassen meidet.
Wofür ich den Mexikanern aber speziell dankbar bin, ist, dass wir praktisch keine herrenlosen und abgemagerten Hunde gesehen haben. Klar streunen sie in Ortschaften und naher Umgebung herum, aber sie sind alle wohl genährt und gehören somit zu jemandem, der zu ihnen schaut. Geburten-Regelung geschieht wohl dadurch, dass vorwiegend männliche Welpen am Leben gelassen werden, weibliche nur beschränkt.
Gegen Mittag verlassen wir die Ranch mit Joe und den Hunden und fahren nach Tecate zurück und von dort zum Zollübergang Mexiko/USA.
Nach halbstündigem Warten in der Kolonne wurden wir anschliessend prompt und korrekt bedient und haben wieder eine neue Reisebewilligung von 6 Monaten für die USA erhalten. Obwohl ja die US-Botschaft in Bern sagte, es gäbe innerhalb des 10-jährigen Visums mit mehrmaliger Einreise jeweils nur 1 Aufenthalt à 6 Monate pro Jahr, haben wir (und auch andere Reisende) immer wieder 6-monatige Permits bekommen, wenn zwischen Aus- und Wieder-Einreise einige Wochen liegen. Möglicherweise verhält es sich bei Reisen auf dem Landweg auch etwas anders als mit dem Flugzeug. Grundsätzlich hängt es vom „Goodwill“ des örtlichen Zöllners ab, ob jemand Reise-Permits erhält und für wie lange.
Abermals tut „Scheiden weh“, dieses Mal von der mexikanischen Halbinsel Baja California Norte & Sur. Wir blicken auf 3 traumhafte Monate zurück, die uns wie ein kleines Paradies auf Erden erscheinen. Da in Mexiko die Strände grundsätzlich öffentlich sind, sind sie auch für jedermann zugänglich. Wir sind einfach total begeistert und können Euch diesen Landstrich für Erkundung mit Camper oder Mietfahrzeug nur empfehlen! So was findet man weder in Europa, noch in den USA. Wir sind vom Paradiesli wieder in die Realität zurückgekehrt, womit wir uns noch etwas schwer tun.
Am Abend des 4. März erreichen wir San Diego /USA. Hier können wir gerade noch den im Voraus bestellten Gleichrichter DC-DC 24-12 V abholen gehen. Karl hat ihn bereits montiert, und es scheint, dass das Laden der Wohnraum-Batterie via Fahrzeugmotor-Alternator funktioniert – einen genaueren Testbericht können wir aber wohl erst in der nächsten Reisebeschreibung abgeben!
Inzwischen ist über San Diego auch bereits der erste Regen nieder gegangen, der erste wieder seit dem 3. November 2015…, und wir nutzen das schlechte Wetter , um diesen Reisbericht fertig zu stellen, bevor wir nun so südlich wie möglich ostwärts fahren.