16. November 2015 – 06. Dezember 2015
Maximale Höhe: 1636 m
Minimale Höhe: -59 m
Nevada und Süden Kalifornien
LAS VEGAS /Nevada = NV – welch eine Stadt! Nachts erwacht sie mit ihren unendlich vielen farbigen und blinkenden Lichtern zu vollem Leben im Vergnügungs-Zentrum, dem sog. „Strip“! Die Atmosphäre mutet an wie ein Fantasie-Film, fast wie ein Märchen, eine Scheinwelt, die aber doch fasziniert mit ihren prunkvollen, weitläufigen Spiel-Casinos, die in sich selber wieder wie ein „Shopville“ enthalten mit allen Arten von Angeboten nebst Spiel-Automaten. Dann gibt es den nachgebauten Eiffelturm, Ausschnitte aus New York, nachgebaute Kanäle von Venedig, einen kunstvoll beleuchteten Springbrunnen mit passender Musikbegleitung und unendlich vieles mehr. Eine Fusstour im „Strip“ ist aber kilometerlang einschliesslich Retourweg – ich konnte da leider nicht gross mithalten, da mein Rücken schon seit einiger Zeit für längere Märsche streikt. Was ich aber gesehen habe, gibt mir einen guten Gesamt-Eindruck, und mehr hat mir Karl ganz genau geschildert und mit Bildern illustriert:
Nach 4 Tagen hat es uns wieder in die Wüste hinaus gezogen. In südwestlicher Richtung fuhren wir nach Primm /NV. Auf dieser Wüstenstrasse I 15, aber etwas nördlicher, kam vor 5 Jahren der Sänger Steve Lee der Schweizer-Rockgruppe „Gotthard“ mit seinem Motorrad ums Leben, vielleicht erinnert Ihr Euch auch noch an jene Hiobs-Botschaft aus den Medien.
Auf der ganzen Strecke suchten wir verzweifelt nach Tankstellen mit Propan-Gas, wie wir das so oft immer wieder sahen, nur in Nevada nicht! In Primm wagten wir somit nicht mehr zu kochen, da wir allfällig noch vorhandenes Gas unbedingt für den überlebenswichtigen Morgenkaffee aufsparen wollten. So gab es halt eine „Take away“-Mahlzeit von McDonald, was uns mal eine interessante Abwechslung bot. Am folgenden Tag machten wir dann dank Internet ein grosses Wohnmobil-Zentrum „Camping World“ ausfindig, wo man uns unseren Gastank dann endlich wieder füllte. Dem Kochen, Heizen und Backen sind somit keine Grenzen mehr gesetzt!
Im Mojave Preserve National Park fanden wir im Visitor Center in Kelso Depot /CA (California) genaue Unterlagen, und so starteten wir unsere nächste Wüstenpisten-Strecke, die sog. Mojave Road von Ost nach West. Das hierfür unerlässliche Buch mit Strecken-Beschreibung und Koordinaten erhält man in Kelso oder vielleicht auch anderswo:
Casebier, Dennis G.
Mojave Road Guide
ISBN-Nr. 978-0-914224-37-2
Diese landschaftlich schöne Strecke sei allen Reisenden mit einem robusten Geländefahrzeug und grosser Bodenfreiheit herzlich empfohlen. Sie bietet recht grosse Herausforderungen, und man kommt nur sehr langsam vorwärts, da entweder hohe Bodenwellen durch frühere Wasserläufe oder dann wieder grosse Felsbrocken (Bachbett-Verhältnisse!) zu bewältigen sind. Diese Strecke wird nicht mehr unterhalten, und so könnte man sich an ihr oft schon fast die Zähne ausbeissen – dennoch geübte Afrika- und Geländefahrer werden sie trotzdem geniessen und ihr ganzes Fahrgeschick einsetzen können!
Ueber lange Strecken sind wir nur zwischen 5 und 10 km/h gefahren, und dank der grossen Verschränkungs-Möglichkeiten der Achsen des Duros und seiner 90%igen Differential-Sperre hob unser „Bär“ einfach eine „Pfote“ nach der anderen langsam über die Hindernisse, so dass auch für die beiden Mitfahrerinnen die Schläge und Erschütterungen erträglich waren. Das erfordert ein unglaubliches Fahrgefühl und Können des Fahrers, und da erhält unser Chauffeur wirklich die Note 6 und der tüchtige Duro-Bär gerade auch!
Die Landschaft möchten wir durchwegs als „Halbwüste“ bezeichnen, da doch recht viel Wüsten-Vegetation wächst, natürlich alle mit Wasser speichernden Blättern und Dornen versehen, z.B. Yucca-Pflanzen, Joshua-Bäume und immer mal wieder Kakteen. In schwierigen „Operationen“ mussten wir Larissa immer wieder Dornen aus den Pfoten ziehen, da sie ja das Herumstreifen um die Büsche nicht lassen konnte.
Zum Gedenken an eine alte Eisenbahnlinie, die hier in den 1920er-Jahren durch diese Wüste führte, musste unser „Bähnler“ doch noch eine Foto schiessen:
Auch an Vulkankegeln mit Unmengen von schwarzen Lavasteinen führte unsere Route vorbei – die Landschaft bietet recht viel Abwechslung, und man fühlt sich so frei und mit der Natur eng verbunden.
Die Amerikaner scheinen Riten zu lieben, so auch auf dieser „Mojave Road“:
Bei einer Stelle „penny can“ sollte man als Vorbeireisender einen Penny in eine der bereitstehenden Dosen werfen – haben wir gemacht!
Bei einem weiteren Wegpunkt sieht man schon von weitem eine USA-Fahne wehen. Der Punkt heisst „US Mail Box“. Hier befindet sich ein „Gästebuch“ in einem geschmückten Briefkasten, wo sich jeder Vorbeifahrende eintragen soll, auch dieser Bitte sind wir nachgekommen!
Der « Soda Lake » war total trocken und auf einer harten Spur gut befahrbar. Wenn sich in dieser Senke Regenwasser sammelt, ist die Strecke schnell nicht mehr passierbar. Wie die Autos da pflügten, zeigen die tiefen Spuren nebenan:
Nachher folgten kleinere Dünen mit total weichem Sand, das war nun genau gleich wie in der afrikanischen Sahara (Myrtha, habe da an Dich gedacht!!). Hier bietet BLM ein riesiges Allrad-Gebiet an als „Spielwiese“ für die Quads/ATV (All Terrain Vehicles) an,
Da Ende November ein verlängertes Wochenende durch den Festtag „Thanksgiving Day“ stattfand, trafen sich die ATV-Fahrer gruppenweise in der Wüste mit ihren Wohnmobilen. So kann es vorkommen, dass man hier die Wüste stellenweise mit den rasenden „Gelände-Brummern“ teilt, und man gut darauf achten muss, wo man sich hinstellt zum Rasten!
Ist es mittags einmal so warm, dass wir uns ins Freie setzen können, benützt das auch Larissa mit Hochgenuss. Sie baut sich ihre Sandbetten. bis sie bequem liegt.
In der malerischen Afton-Schlucht konnten wir fast nicht mehr aufhören, die vielen und einzigartig geformten und gefärbten Felsen zu photographieren:
Plötzlich standen wir vor einem Wasserloch, d.h., eine ca. 10 – 20 Meter lange Wasserstelle mit braunem Wasser, ungewisser Tiefe und v.a. unbekanntem Untergrund, rundum Sumpf. Das war liegen gebliebenes Wasser des Mojave-Flusses. Lange berieten wir über ein Durchkommen durch’s Wasser, weil wir ja Flussdurchfahrten von Island her kennen. Die ungewisse Tiefe des trüben Wassers liess uns aber kapitulieren und umdrehen, sehr zum Leidwesen von Karl! Als er dann im Reisebericht unserer Duro-Freunde, Anita und Roger, las, dass sie mit ihrem Duro ca. 5 Wochen zuvor diese Wasserstrecke von ca. 1 Meter Tiefe durchfahren hatten, kam bei ihm Trauerstimmung auf!
Nach der Stadt Barstow /CA Richtung Joshua-Nationalpark gerieten wir schon wieder „auf Abwege“. Eine markierte Piste nach links lockte uns für eine längere „Schleife“ weg von der Teerstrasse. Das ganze Gebiet ab Barstow bis kurz vor den Joshua Tree National Park ist öffentliches BML-Land und ist mit einem dichten Netz von Pisten das perfekte grosse Allrad-Paradies für jedermann! Wir genossen v.a. die Landschaft; die Pisten, die Freiheit, die Sonne und ganz einfach das „Wüstenfeeling“!
Am 29.November erreichten wir den „Joshua“ National Park, landschaftlich ein kleines Bijou mit seinen eigenartig aufgespaltenen Granitblock-Felsen und den typischen Joshua-Bäumen. Diese können bis zu 900 Jahre alt sein/werden.
Die Joshua-Bäume sowie auch die Yucca-Pflanzen sind miteinander verwandt und gehören zur Familie der Agaven. Sie alle haben harte, widerstandsfähige, hart-fleischige und wachsartig beschichtete Blätter mit Dornen und tief reichende Wurzeln, um so im trockenen Klima überleben zu können, die Joshua-Bäume aber nur in einem Bereich von 500 – 1800 m.ü.M.
Warum sind die Granit-Felsbrocken so „ordentlich aufeinander gestapelt“? Urzeiten zurückliegende vulkanische Aktivitäten führten über einige geologische „Umwege“ zu diesen heute faszinierenden und spektakulären Gesteinsformen, an denen man sich nicht sattsehen kann und die man immer und immer wieder im Bild festhalten muss.
Wir stellten bald fest, dass viele Kletter-Sportler diesen Park besuchen, um hier diesem Sport zu frönen. Sogar Seiltänzer waren am Werk:
Nach diesem Ausblick vom „Keys View“ machten wir uns selber in diese Richtung talwärts auf:
Wir verliessen den Joshua National Park in südlicher Richtung auf der „Berdoo Canyon Road“. Die Durchquerung der Berdoo-Schlucht war wieder mal sehr happig, mein Rücken und Larissa persönlich haben protestiert – letztere wollte das Auto fluchtartig verlassen!
Nach doch sehr vielen frischen Temperaturen tagsüber und v.a. nachts gelangten wir mit dem Erreichen des Tales auf ca. Meereshöhe doch endlich in regelrecht warme Temperaturen von etwas über 20 Grad. Das endlich scheint das „echte“ Kalifornien zu sein!
In Palm Desert /CA reparierte Karl einige Defekte am Wohnteil. Dann zogen wir uns abermals in die Halbwüste des Hinterlands zurück, wo wir uns so viel wohler fühlten als in den dicht besiedelten Agglomerationen der Städte Los Angeles oder San Diego:
Und doch mussten wir eintauchen ins Gewimmel von San Diego /CA, um am Montag, 7. Dezember, den Grenzübergang in die Baja California /Mexico hinter uns zu bringen. Kalifornien ist schön zum Bereisen abseits der grossen Zentren, sonst hat es einfach viel zu viele Verbote. Ob Mexico davon wohl weniger hat? Darauf und auch auf das neue Land sind wir ja echt gespannt!
Von den USA, wo oft alles etwas grösser ist als in Europa, nehmen wir mit der Erinnerung an diesen echten Jumbo-Kürbis für die nächsten 2 – 3 Monate Abschied (aber wir kommen ja wieder!). Dieses Riesending wiegt ca. 450 kg und wird von seinem Besitzer auf seinem Pick-Up stolz spazieren geführt, gleichzeitig mit dem eben erstandenen Weihnachtsbaum!