07. Dezember 2015 – 31. Januar 2016
Maximale Höhe: 859 m
Minimale Höhe: -106 m
Baja California (Teil 1) /México
Mit etwas Kribbeln in der Magengegend fahren wir am 7. Dezember 2015 am Zollübergang San Diego (USA) / Tijuana (Bundesstaat „Baja California“ /México = MX) vor, denn so ganz klar ist uns eben nicht, was genau für die temporäre Einfuhr eines Hundes in Mexico verlangt wird; wir verfügen über widersprüchliche Angaben.
Trotz eines ziemlichen Andrangs durch Busse mit heimkehrenden Mexikanern geht alles recht reibungslos und speditiv vor sich, inkl. Röntgen des Fahrzeugs, und unserer Larissa, die klar gesehen wurde, schenkt zu unserer Erleichterung niemand Beachtung. Zum Glück haben wir Larissa den Stress eines tierärztlichen Gesundheits-Zeugnisses erspart – er wäre wieder einmal umsonst gewesen.
So bleibt nur noch die Abgabe des amerikanischen weissen Visumszettels an ein US-Büro, was überhaupt nicht organisiert ist. Die USA wie auch Kanada haben bloss Einreise- aber keine Ausreiseschalter!
Nach der Einreise Mexico suchen wir in Tijuana /MX in Zollnähe zu Fuss einen US-Zöllner auf, um ihm diese wichtigen Dokumente noch schnell zu überreichen, und so steht nun unserer Fahrt auf mexikanischem Territorium nichts mehr im Wege. Würde man diese US-Visumszettel nicht abgeben, könnten bei der Wieder-Einreise in die USA grössere Probleme für den Erhalt eines neuen Visums entstehen. Unser US-Visum würde ja eh Ende Dezember auslaufen und wäre nicht mehr gültig, wenn wir aus Mexico zurückkommen – also dokumentiert man seine Ausreise besser – seitens USA ist dafür aber nichts vorgesehen, was die Sache unnötig kompliziert.
Die Stadt Tijuana /MX ist sehr gross und verkehrsreich, mexikanisch mit einem noch deutlichen amerikanischen „Touch“. Wir steuern – wie gewohnt (!) – einen Walmart an, um dort einzukaufen und die Nacht dort auf dem Parkplatz zu verbringen, doch weit gefehlt! Dieser Laden befindet sich mitten in der Stadt in ein grosses Einkaufs-Zentrum eingebunden und bietet lediglich Unterniveau-Garagen an, die für uns viel zu niedrig sind. Die in USA sonst so grossen Parkplätze fehlen. Ein hilfsbereiter, freundlicher Portier lässt uns hinter seine Barriere fahren. Von da weg können wir wenigstens einkaufen und uns an einem Geld-Schalter mit mexikanischer Währung eindecken.
Es dämmert bereits – WO nur sollen wir innert kurzer Zeit einen Platz zum Uebernachten in dieser belebten Stadt finden, und Fahren bei Dunkelheit in diesem Land steht ausser Diskussion? Wir stellen uns auf einen grossen Parkplatz von „Costco“ und können nur mit Schwierigkeiten dort unsere erste mexikanische Nacht verbringen. Irgendwie schaffen wir es, den nächtlichen Ordnungshüter zu überzeugen, uns diese 1 Nacht auf diesem Platz übernachten zu lassen, obwohl das total verboten sei – eine Verbotstafel ist jedoch nicht auszumachen.
Beim Telekommunikations-Unternehmen Telcel gelingt es Karl anderntags, mittels eines USB-Sticks die Verbindung zum Internet herzustellen. So haben wir auch in Mexico einen eigenen kleinen Hotspot, der aber natürlich auch nur Verbindung bietet, sofern die notwendigen Abdeckungen durch Telcel vorhanden sind. Dass das oft schwierig ist, werden wir noch erfahren!
Die Fahrt nach Ensenada /MX erleben wir als nichts Besonderes, auch die beiden sehr dürftigen Campingplätze in der Umgebung nicht, obwohl wir von beiden aus wieder mal dem Spiel der so wilden Wogen des Pazifiks zusehen können. Die viel gerühmte Baja California müsste laut den Schwärmereien unserer voran reisenden Reisekollegen und früheren Reisenden noch viel anderes zu bieten haben – die ersten paar Tage sind wir echt enttäuscht und etwas frustriert, auch ob der oft recht bescheidenen Einkaufs-Möglichkeiten. Doch alles wird tatsächlich nur noch besser werden!
Dort, auf einem Felsplateau über dem Pazifik treffen wir das Aargauer-Paar Irene und Simon mit ihrem immensen Scania-Lastwagen (Doppelkabine und langer Wohnaufbau). Sie sind im März 2015 gestartet und wollen auf ungewisse Zeit unterwegs sein, vorerst mal Richtung Südamerika.
Auch wir fahren gemütlich südwärts auf der Mex 1, jedoch immer mal wieder mit Naturstrassen-Abstechern zum Meer. Sehr gut gefällt es uns an der „Punta Baja“:
Hier verbringen wir einen Ruhetag an der Sonne bei aber knapp warmen Temperaturen, indem die Sonne gegen den mässig starken und kühlen Wind ankämpft und ihr Möglichstes hergibt, um uns doch noch etwas zu wärmen.
Die Hauptverbindungs-Strasse „Mex 1“ führt nun vom Meer weg ins Landesinnere und durch wunderschöne Kaktus-Landschaften. Wir versuchen, unsere Kaktus-Kenntnisse vom letzten März in Arizona wieder aufzufrischen. Inmitten dieses Sukkulenten-Waldes
übernachten wir, jedoch ohne Larissa von der Leine zu lassen, um sie vor Dornen-Einstichen zu bewahren! Das alles befindet sich auf einem Hochplateau von 6 – 700 m.ü.M.
Jeder Abend bietet uns einen noch schöneren Uebernachtungsplatz an:
Später sehen wir eine kleinere Koyote – diese sind hier kleiner und dunkler als im Südwesten der USA. Mal rennt wieder ein Hase über die Piste, Erdhörnchen flitzen von einem Loch ins andere, und der Bodenkuckuck (road runner) rennt herum, da er besser zu Fuss vorwärts kommt als fliegend.
Am 18.Dezember erreichen wir das kleine Städtchen „Bahia de los Angeles“ an traumhafter Lage am Meer der Ostküste am Golf von California . Weniger traumhaft sind dann aber die nicht einladenden „Hotels“ oder „RV Parks“ (Campings), all die verfallenden, ungepflegten Häuser sowie auch die dürftigen Einkaufsmöglichkeiten und absolut keine Internet-Abdeckung von Telcel.
Im kleinen „Mercado“ fragt eine Amerikanerin nach unserer Herkunft. Sie bittet mich, ihr Bilder von der Schweiz zu senden. Sie wohnen in den Wintermonaten hier in der Bahia de los Angeles, für den Rest des Jahres sind sie mit einem Wohnmobil reisend in den USA unterwegs.
Ich frage sie, wo es in diesem Ort gutes Trinkwasser ohne Salzrückstände gebe, denn Wasser ist in diesem trockenen Land ein Problem. Sie und ihr Mann bitten uns zu sich nach Hause, wo wir unsere Wasservorräte aufstocken können.
Anschliessend fahren wir einige Kilometer weiter nördlich an die Strände von „La Gringa“. Dort sind wir ganz alleine und suchen uns einen Platz mit Sicht auf eine grössere Bucht. Nach längerem Beobachten des Wassers entdecken wir plötzlich einige kleinere Haiflossen, die auf- und abtauchen, aber nicht hochspringen – so aufregend! Auch einige wenige Seehunde sehen wir weiter draussen schwimmen. Pelikane fliegen in Formations-Flügen über uns hinweg, oder sie fliegen ganz tief über dem Wasser, steigen leicht an, um mit den Flügeln „Gas zu geben“ und lassen sich dann wieder ganz tief über die Wasserfläche absinken um weiter zu schweben.
Das erwähnte amerikanische Paar, Dee und Mike, besucht uns mit ihrem ATV (all terrain vehicle) in La Gringa und laden uns zu einer Spritztour ein – Larissa lassen wir im Camper zurück. Dann fegt das kleine Allrad-Ungeheuer über Stock und Stein, auch Karl darf sich mal ans Steuer setzen. Es ist unglaublich, wie wenig Schläge man spürt im Verhältnis zum eigenen Fahrzeug. Die ATVs sind mit einer Super-Federung ausgerüstet,
Am Sonntag, 20. Dezember = 4. Advent, verlegen wir vier Schweizer Weihnachten kurzerhand vor und feiern zu viert bei einem Raclette mit Schweizer-Käse. Diesen hatten wir uns im Herbst noch in Canmore ( Canada) erworben. Kartoffeln und Beilagen steuern beide Parteien bei, und zum Schluss gibt’s noch Appenzeller-Biberli, welche ein kürzlicher Schweizer-Besuch unseren beiden Gästen aus Herisau mitbrachte.
Dann trennen sich unsere Wege wieder, weil Kathrin und Ueli einen ganz anderen Zeitplan haben als wir.
Wir fahren auf einer rauen und rumpeligen Piste aber durch eine reich bewachsene, schöne Kakteen-Gegend in südöstlicher Richtung
zum kleinen Fischerdorf San Francisquito, auch am „Golf de California“ gelegen. Dort geniessen wir eine ausgedehnte Mittagspause und beschliessen auch, die Nacht an diesem kleinen, idyllischen Strand zu verbringen:
Einen einzigen winkenden Bewohner sehen wir mehrmals mit seinem Töffli nahe bei uns vorbei fahren. Erst als es dämmert, kommt er persönlich vorbei und eröffnet uns, dass dieses Stückchen Tiefsand am Meer sein Land sei und wir ihm US$10.- pro Person bezahlen müssten, und das ohne jegliche Einrichtungen, wie WC, Abfalleimer oder Süsswasser. Das finden wir mehr als unverschämt, und auf diesen Handel lassen wir uns aus Prinzip nicht ein. Er dachte sich wohl, er hätte uns „sicher“, indem wir bei der herein brechenden Nacht nicht mehr wegfahren würden. Doch da hat er sich gewaltig getäuscht. Schnell packen wir zusammen und starten doch tatsächlich in die Dunkelheit hinaus. Der Mond scheint so hell, dass wir uns spielend zurecht finden und uns etwa 10 km von diesem „korrupten“ Dorf entfernt in der Wüste draussen niederlassen und dort eine sehr ruhige Nacht verbringen.
Endlich hören wir wieder mal „unsere Koyoten“ bellen und heulen, immer viel zu kurz, denn sie sind ja meist trabend oder rennend unterwegs oder spielen oder kämpfen zusammen. Zu einem Bild hat es noch nie gereicht. Koyoten sehen aus wie Hunde, kleinere Rassen eher wie Füchse – wunderschöne, aber sehr scheue Tiere.
Eigentlich wären wir gerne über El Arco zurück auf die MEX 1 gefahren und von dort nach Guerrero Negro, doch die gewählte Piste ist sehr eng und von Dornenbüschen gesäumt, die brutal an unserem Fahrzeug kratzen. Das muss nicht sein, und so fahren wir nach Bahia de los Angeles zurück. Auf dieser Strecke wird es dann auch bei uns Weihnachten, und wir stellen uns am 24. Dezember abends auf einen Felsvorsprung über dem Meer des Golfo de California.
Auch auf der Rückfahrt erfreuen uns verschiedene immer wiederkehrende Blumen, und das „mitten im Winter“!
Meine Lieblingspflanze, der Ocotillo, spürt wohl schon den Frühling und bildet die roten Blüten und lässt seine kleinen grünen Blätter spriessen:
Via Teerstrasse erreichen wir dann die kleinere Stadt Guerrero Negro. Da quartieren wir uns ein auf dem Stadt-Campingplatz mit Wasser, WC und Duschen. Hier erreicht uns nach 2-wöchiger Internet-Abstinenz eine Flut von Mails, mit denen ich mich beschäftige, während sich Karl für Service-Arbeiten unter den Duro-Bären legt.
Einkaufen in so einem Dorf-Mercado ist schon fast ein kleines Abenteuer. Mit Wörterbuch und Notizzettel geben wir wohl ein kurliges Bild ab an die einheimischen Kunden und das Verkaufspersonal!
Das Vorankommen auf der Hauptverkehrs-Ader Mex 1 ist weder angenehm noch ungefährlich: Die Strasse ist nur zweispurig und relativ schmal. Wenn uns ein Lastwagen überholt oder kreuzt, schüttelt das schon ganz kräftig am Bären, aber die Camion-Chauffeure fahren routiniert und sicher. Trotzdem stimmen uns die vielen Grabmale beidseits an den Strassenrändern nachdenklich und lassen kein entspanntes Fahren zu. Deshalb zweigen wir auf Naturstrassen-Umfahrungen ab, wenn es immer geht, denn wir haben ja (noch!) Zeit, endlich mal viel Zeit – so schön!
Im Dorf San Ignacio mit der traditionellen Plaza, umgeben von einer Kirche und kleinen Läden, zweigen wir in Richtung Laguna de Ignacio ab, auf der Suche nach Walen, die so ab Ende Dezember, sicher aber bis Februar/März in einigen Buchten der Baja California von Norden her ankommen sollten. Sie gebären nämlich hier ihre Jungen und schwimmen dann im Laufe des Frühlings mit ihrem Nachwuchs langsam wieder nordwärts in kalte Gewässer (Nordpazifik, Sibirien), wo dann ja auch überall Wal-Beobachtungen mittels Booten angeboten werden.
Doch ganz Ende Dezember war da noch nichts los, und so werden wir diese Gegend auf der Rückreise nach Norden nochmal besuchen und dann hoffentlich mehr Interessantes berichten können.
Ab dieser Laguna fahren wir weiter auf Pisten südwärts, und die sich abwechselnden Lagunen-Landschaften und Kakteen-Wälder sind eine Augenweide. Auf Naturstrassen in freier Natur draussen fühlen wir uns einfach am wohlsten. Hin und wieder passieren wir ein Fischerdorf oder kleine Oasen, wie z.B. Cadeje:
Im Dorf San Juanito, wo wir uns in den 3 – 4 kleinen Läden sogar noch ein paar Köstlichkeiten für das Nachtessen zusammen suchen, lassen wir dann das alte Jahr 2015 ruhig ausklingen. Wir fahren zu einem Felsvorsprung weg von den Häusern, wieder direkt über dem Pazifik. Ein herrlicher Sonnenuntergang leitet unser Festtagsmenue ein:
- Vorspeise Schinken-Rollen mit Gemüsesalat gefüllt
- Hauptspeise: Appenzeller-Fertigfondue, das wir uns ebenfalls im Herbst beim Schweizer Delikatessen- und Fleischgeschäft in „Valbella Meats“ in Canmore /Canada erworben hatten (Weisswein noch in S.Juanito gefunden!)
mit selbst gebackenem Brot - Nachspeise: Pfirsiche aus der Dose und Guetzli, beides aus dem Dorfladen von San Juanito
- CD-Musik „Cajun Music“, Volksmusik aus dem Raum New Orleans /Louisiana, ein Gemisch aus rassiger New Orleans-Strassenmusik mit frankofoner Prägung. Die französischen Texte sind aber so sehr mit einem eigenen Dialekt durchmischt, dass wir sie nicht verstehen können.
Der 1. Januar 2016 begrüsst uns wiederum mit Sonne, blauem Himmel und Pelikanen, die sich entweder auf nahen Felsen niederlassen, schwimmen oder meist in Formationen übers Meer schweben – eine kleine Paradieswelt!
Wieder mal auf der West- und Pazifikseite der Halbinsel angelangt, erreichen wir die beiden Städte Ciudad Insurgentes und Ciudad Constitución, beide mit guten Einkaufs-Möglichkeiten.
Auf einem Camping mit Internet-Abdeckung, einem von Palmen umgebenen Sandplatz, schalten wir einen Ruhetag ein und „hacken“ Beide wieder mal wie die Wilden drauf los!
Nach kurzer Fahrt weiter südwärts auf der strapaziösen Mex 1 biegen wir beim „km 128 Ciento Veintiocho“ (so benanntes kleines Beizli) links ab und finden uns sehr befreit auf einer Naturstrasse wieder, erst mit viel Wellblech, nachher ziemlich steinig und durch die Berge „Sierra de la Giganta führend. Am ersten Uebernachtungsplatz kann Karl einigen Mexikaner-Rancheros beim Radwechsel an einem Anhänger mit einer Kuh drin, behilflich sein. Es ist gerade am Eindunkeln, und als Glück im Unglück für sie geht der Reifen auf dieser einsamen Strecke gerade auf unserer Höhe kaputt. Sie stellen sich dabei zwar sehr geschickt und erfinderisch an, doch fehlen ihnen die Werkzeuge, die Karl ihnen zur Verfügung stellt, und mit unserer Druckluft können wir ihnen den neuen Reifen mühelos neu aufpumpen. Weiter geht somit die Reise für sie und die geduldige Kuh im Anhänger!
Wiederholt passieren wir immer mal wieder kleinere Dörfer (Ranchos), eines sogar mit einer Schule und sehr aufgeregten Kindern hinter dem Zaun! Bei einer Siedlung mit viel Wasser im Fluss bittet ein Bauer um Verarztung seines verletzten Fingers. Karl amtet als Samariter und gibt dem Patienten noch etwas Betadine-Salbe in Folie und Heftpflaster mit. Dann verlangt der gute Mann noch etwas für ein kleines Mädchen, was ich aber nicht verstehen kann. Vermutlich meinte er Bonbons oder ähnlich. Meine Spanisch-Kenntnisse lassen halt schon noch zu wünschen übrig!
Die Pisten sind teils unterschiedlich rau, ausgewaschen, eng oder auch wieder mal gut befahrbar. Auch hier treffen wir wieder auf die an Steigungen oder steilen Abfahrten bekannten Steintreppen mit einer Höhe von 15 – 25 cm, wo Bärentreiber Karl unseren „Meister Petz“ nur noch Rad um Rad über die Hindernisse schleichen lässt. Unsere hohe Bodenfreiheit, Stabilität des Fahrzeugs sowie Untersetzungs-Gänge und Differential-Sperren sind hier voll im Einsatz, und es funktioniert wirklich verlässlich. Ausser Unimogs, mal ein Toyota Lancruiser, klappernde einheimische Fahrzeuge und Quads/ATVs befährt sonst kein Allrad-Tourist solche Bergstrecken, eigentlich schade, denn sie sind landschaftlich wunderschön.
Wie geniessen wir all die ruhigen Nächte in der Halbwüste mit dem meist klaren Himmel, an dem man die Sternbilder entziffern kann. Zikaden zirpen gut hörbar, und ein tiefer Friede legt sich dann über die Welt da draussen.
Während 2 Tagen ziehen die sehr grünen und andererseits rosa gefärbten Felsen unsere Aufmerksamkeit auf sich:
Vor San Everisto verlassen wir die Berge und befinden uns wieder auf der Ostseite der Halbinsel am Meer. Ab hier bietet sich uns folgender überwältigender Ausblick aus der Führerkabine direkt auf die kleine Isla San José und den Golf de California hinunter:
Auf dem Camping „Campestre Maranatha“ in La Paz fahren wir doch gleichzeitig mit noch einem anderen Schweizer-Fahrzeug ein: Michèle und Kurt aus dem Baselbiet mit ihrem MAN-Lastwagen kommen soeben von der Fähre vom mexikanischen Festland her. Michèle und Kurt sind bereits schon bald 5 Jahre unterwegs und denken noch gar nicht ans Heimkehren!
Hier kümmert sich Karl um den nun endgültig ausgestiegenen Alternator, welcher den Wohnteil mit Strom versorgt(e) während des Fahrens. Wir haben ihm Einiges zugemutet und sind eigentlich überrascht, dass er so lange durchgehalten hat. Von der Zusendung eines neuen Alternators rät uns unser Spezialist in Deutschland ab. Er empfiehlt eine Notlösung mittels eines Gleichrichters DC DC 24 – 12 V, also Stromabnahme ab dem Motor-Alternator mit absoluter Absicherung. Für die restliche Stromversorgung zählen wir auf unsere Solar-Panels auf dem Dach. Im Moment klappt das bei diesem Sommerwetter problemlos, aber auf der Rückfahrt nach Norden wird sich die Sonne wohl weniger zeigen, so dass die Sonnenzellen nicht mehr ausreichen werden.
Wir haben einen solchen Gleichrichter in San Diego /USA oben bestellt und werden ihn dann beim Hochfahren abholen und einbauen.
Ab La Paz fahren wir an die bekannte Beach der „Playa El Tecolote“ (nördlich von La Paz), die uns von allen unseren voraus reisenden Kumpeln empfohlen wurde. Hier finden wir unseren absoluten Traumplatz an einer einsamen Bucht, natürlich nur über schlechte Wege und daher „nur mit Bären zu erreichen“! Das Meerwasser ist glasklar und schimmert helltürkis am Strand und geht dann weiter draussen in ein saftiges Türkis und Blau über. Wir denken, dass so ein Platz direkt am Strand mit dem Wohnmobil einmalig ist, und wir mögen uns hier kaum mehr losreissen.
Manchmal kommen einige Strand-Wanderer vorbei, sonst haben wir unsere Ruhe zum Lesen, Schlafen, Träumen, Beobachten der Gezeiten und der Fähren, die nahe vorbei fahren und die Halbinsel „Baja California“ und das Festland Mexiko miteinander verbinden.
Auch Fischerboote, Segelschiffe und Yachten kreuzen in dieser Bucht herum. Nachts wirft der zunehmende Mond mit seiner liegenden Sichel einen breiten silberfarbenen Schein auf das Wasser.
Auf schwarzen und umspülten Mini-Felsen krabbeln kleine Krebse herum. Sobald man sich ihnen ab 4 Meter nähert, merken sie es auf unerklärliche Weise bereits und entziehen sich unseren Blicken. Sie müssen mit irgend einem wunderbaren Sensor ausgerüstet sein, der sie vor Annäherungen warnt.
Wieder einmal mehr staunen wir über die fabelhaften Einrichtungen der Natur, welche die Tiere mit Instinkten und Schutzmechanismen ausrüstet, die unfehlbar auch schon bei Neugeborenen funktionieren, um sie zu erhalten. Wir lieben sie doch alle so sehr, die sichtbaren, greifbaren sowie die unsichtbaren Mitlebewesen unseres Planeten! (mit Ausnahme der Mücken und Fliegen!!)
Nach 4 Tagen „Paradies“ kehren wir in die Wirklichkeit nach La Paz zurück für Besorgungen kulinarischer und technischer Art. Abermals treffen wir hier zu unserer grossen Freude mit den MAN-Baselbietern Michèle und Kurt zusammen, deren gemütlicher Dialekt mich so an denjenigen meiner Mutter und meiner Verwandtschaft in diesem Kanton erinnert!!
Auch feiern wir Wiedersehen mit den beiden Unimog-Fahrerinnen aus München, Rebekka und Nina, die hier in La Paz einen 2-wöchigen Spanisch-Intensivkurs belegen. EDV-Spezialistin Rebekka kann uns sogar ein langwieriges Einstellungs-Problem an unserem Router für free wifis lösen – nochmals –!muchas gracias, Rebekka!
Ein weiteres Highlight in La Paz ist für uns die Einladung beim (pensionierten) Schweizerpaar Erika und Martin. Sie haben sich hier ab 2014 ein wunderschönes Haus gebaut, das sie seit bald einem Jahr bewohnen. Das braucht wirklich Mut, zu Hause so alle Brücken abzubrechen und an einem neuen Ort nochmals neu anzufangen. Dafür geniessen sie (abgesehen von Gewittern und einigen Hurricanes im Sommerhalbjahr) jeden Tag ein Traumwetter. Sie unterhalten gute Kontakte zu den benachbarten Hausbesitzern, meistens Amerikaner und Kanadier. Die Wenigsten wohnen zwar ganzjährig hier, die Meisten sind sog „Snowbirds“ und reisen nur im Winterhalbjahr in ihre Sonnen-Residenz.
Nach wiederum einigen Tagen in der wunderschön gepflegten Camping-Anlage „Maranatha“
brechen wir auf zur sog. „Südrundfahrt“, also die Umrundung des Südzipfels der „Baja California Sur“.
Trotz stahlblauem Himmel und strahlendem Sonnenschein vertreibt uns ein unvorstellbar orkanartiger Wind von dieser malerischen Ecke. Wir nehmen die kleine Durchquerung des Gebirges „Sierra Gala“ von West nach Ost in Angriff, eine wunderschöne, aber sehr schmale und steinige/höckerige Piste. Vor dem immer noch überaus starken Wind nehmen wir abends Zuflucht in einem trockenen Flusslauf inmitten des Gala-Gebirges:
Nachdem die Sierra Gala durchquert ist, führt die Piste der Bergflanke entlang, links unter uns das wiederum türkisblaue Wasser des Golfs von Kalifornien. Wie überall an steinigen/felsigen Stränden ist das Wasserglasklar (an sandigen Stränden wird natürlich „Sand aufgewirbelt“ durch die heran rollenden Wogen).
Als sich das Gebirge abflacht, landen wir wiederum an wunderschönen Stränden, fast alle frei und ohne Verbote zugänglich – Baja California Sur ein Paradies ohne Grenzen!
Wir kommen nur langsam voran, weil immer wieder und wieder ein schöner Strand zum Verweilen verlockt. Es kann aber auch vorkommen, dass der Wind so stark weht, dass Teller und Tassen sofort voller Sand werden und die Zähne knirschen. Dann jeweils ziehen wir schnell weiter.
Bei Los Barriles passieren wir ein Märchenschloss nach dem andern, Villen, die von Amerikanern und Kanadiern erbaut und bewohnt werden. Die Meisten sind nur in den Wintermonaten hier, Einige aber auch ganzjährig.
Bei Ribera treffen wir auf einen sauber gepflegten Strand der Gemeinde, da wird mittels Rechen gesäubert und Abfall zusammen gelesen. Gebadet im Meer wird relativ wenig, denn für die Leute hier ist es ja schliesslich Winter, und auch uns lockt es nicht sonderlich.
Am Strandstück von Los Frailes treffen wir sogar auf Bekannte: Kathrin und Rüdiger mit ihrem zitronengelben VW-Bus. Wir haben sie bereits ganz im Norden der Baja angetroffen, dann wieder auf dem Camping Maranatha in La Paz, und nun haben sie sich hier mit Sonnendach, Wäscheleine und Dusch- und Kochvorrichtung im Freien, nieder gelassen. Braun gebrannt geniessen sie hier das Leben, ein Teil ihrer Mexiko-Reise.
Neu lernen wir endlich, endlich mal Doro und Jupp kennen, ein deutsches Paar, das mit einem Mercedes-Hauber-LKW bereits seit 11 Jahren in aller Welt unterwegs ist. Wir haben schon so viel von den Beiden gehört, dass sie uns schon fast vertraut sind (danke Moglis und Sallys für Eure entsprechenden Hinweise auf diese wirklich originellen und mutigen Reisenden!).
Nach einem längeren Naturstrassen-Stück nach Süden, dessen „Wellblech“ wir langsam unter die Räder nehmen, erreichen wir die überraschend moderne, gepflegte und vom Tourismus beherrschte Stadt „San José del Cabo“ (neuer auch „Los Cabos“ genannt). Da es bereits Abend ist, reicht es noch zum Einkaufen im mega-grossen Supermarkt „MEGA“. Vermutlich hätten wir da auch übernachten können, doch wir stellen wir uns auf einen öffentlichen Parkplatz im ruhigen Quartier, da es keinen Campingplatz zu geben scheint.
Mit dem Erreichen von Cabo San Lucas noch ganz unten an der Spitze der Halbinsel befinden wir uns somit am südlichsten Punkt unserer Reise, nämlich bei 22° 52‘ nördl.Breite. (Hier sei nebenbei an unseren nördlichsten Punkt in Alaska erinnert, der anfangs August 2015 bei 70° lag!). Auch in dieser Stadt hält es uns nicht lange, obwohl für uns die Weiterfahrt nur noch „Fahren nach Norden, resp. heimwärts“ bedeutet. Wir tun das mit einem lachenden und weinenden Auge.
Zwischen Cabo San Lucas und Todos Santos, beim sog. „km 94“ biegen wir abermals hinunter an einen Strand, dieses Mal aber an der wieder viel wilderen Pazifik-Küste.
Hier entdecken wir relativ weit draussen im Meer unseren 1. Wal: Er springt vom Wasser auf, worauf sich nachher seine typische Wal-Schwanzflosse über der Wasserfläche abzeichnet sowie seine Fontänen, mittels derer er immer wieder ausatmet. Plötzlich aber wechselte er wohl seinen Kurs und ward nicht mehr gesehen. Wir hoffen ja bei der Rückfahrt durch die Baja noch auf ausgiebige Walbeobachtungen, für die es bei der Südwärts-Fahrt saisonal noch zu früh war.
Hier üben sich einige Surfer im Wellenreiten – fasziniert schauen wir ihnen zu:
Die wilden und sehr lauten Pazifikwellen sind ein Naturschauspiel, von dem man sich lange nicht losreissen kann:
Hier an diesem unvergesslichen Strandplatz stellen wir diesen Reisebericht mit Bild und Text fertig – nehmt es in Euch auf für Euren sicher grauen und feucht-kalten Alltag!