11. Oktober 2015 – 15. November 2015

Gesamtstrecke: 4708.29 km
Maximale Höhe: 2606 m
Minimale Höhe: -89 m

Weiterfahrt durch West-USA Richtung Süden

Die Fahrt ab Kelowna /British Columbia = BC, CANADA, nach Süden zur Grenze nach USA mutete uns genau so an wie das fruchtbare Südtirol: Fahrt entlang des Okanagan-Sees, viele Reben und Obstbäume mit Verkaufsständen. Eine wunderschöne Gegend, aber viel zu viel Verkehr und zu wenige Rastplätze für uns!

Da wir ja noch ein gültiges Visum bis 24.Dezember für USA haben, verlief die Einreise in die USA schnell. Eine Zöllnerin befragte uns nach unserer gefahrenen und der geplanten Route, dann Schranke auf und USA-ahoi!

Ab Oroville /Washington = WA, U S A verliessen wir die Hauptstrasse auf eine Nebenroute. Da stellten wir einen total neuen Landschafts-Kulissenwechsel fest: es ist Halbwüste geworden, steinige und mit verdorrtem gelbem Gras und Gebüsch bewachsene Berge – wir fühlen uns in eine Bergstrecke von Marokko versetzt. Auch da gibt es ja Nadelbäume.

Doch die Tierwelt erinnerte uns daran, dass wir in Amerika sind: die Rehe, die in der Nähe der Piste und der spärlichen Behausungen grasen, sowie Kühe, sind natürlich keine Wüstentiere! Das Wild wird wohl vom saftigen Grün angezogen, das gewisse Bewässerungen der kleinen Siedlungen auf der Strecke hervorbringen:

Diese Stecke war so richtig ländlich idyllisch, und immer wieder bietet BLM (Bureau of Land Management = Verwalter von öffentlichem Land) freie Campingmöglichkeiten inkl. die weit verbreiteten „Plumps-Klos“ (Pit Toilets) an.

Amerikaner lieben Antiquitäten und alte Fahrzeuge. Auf dieser Strecke bewunderten wir diese einst so hoffnungsvollen Dampfmaschinen, die mal als Traktoren gedient haben müssen:

Ab Omak /WA weiter südwärts folgten aufs Neue liebliche Landschaftsbilder, dieses Mal erinnerten sie uns mehr an eine europäische Insel, wie z.B. Sardinien oder Korsika. Grün ist es nur, wenn bewässert wird. Bei endlich wieder mal stahlblauem Himmel und dem goldenen Sonnenlicht kommen bei uns, mit dem so viel milderen Wetter als noch vor kurzem, richtige „Ferien- und Frühlingsgefühle“ auf – genau so wie letzten Herbst in South Carolina und Georgia!!

Kaum waren wir wieder auf der Hauptstrasse, herrschte wieder ein Riesenverkehr. Ganz immer können wir ihn mit unseren Umwegen ins Abseits natürlich nicht umgehen.


Vor Yakima /WA fuhren wir ein enges, kurvenreiches Gebirgstal dem Yakima-River entlang. Die ersten Ausläufer der „Cascade Mountains“ (Gebirge) faszinieren uns.

In der Ebene von Yakima reihte sich wieder eine Obstplantage an die andere, doch dann schraubte sich unser Duro-Bär auf einer schönen Passstrasse auf 1960 m.ü.M. an den Fuss des markanten und eindrücklichen Berg „Mount Rainier“. Schneeweiss überragt er mit einer Höhe von 4392 m.ü.M. alle andern schwarzen Berge des Cascade-Gebirges rund herum und thront da als Alleinherrscher über der ganzen Bergwelt unter und um ihm herum. Von allen Seiten hat er uns immer wieder neu beeindruckt, unvergessliche Bilder prägten sich in unseren Erinnerungs-Speicher ein:

Ein würziger Duft von Tannen (fast wie an Weihnachten!) und Harz lag in der Luft, die wir tief einatmeten.

Mit diesem Ausflugstag zum Mount Rainier am 16. Oktober hatten wir tatsächlich das grosse Los gezogen, denn sogar auf fast 2000 m.ü.M. bei der Mittagspause gegenüber dem Mount Rainier konnten wir alle Jacken ausziehen und genossen herrlich warme Sonne. Wir feierten auch Larissas „Geburtstag“, d.h., besser gesagt „13 Jahre mit Larissa“. Ja, so lange sind wir schon zusammen. Deshalb hat unser Hundemädchen inzwischen wohl ein Alter von sicheren 14, ev. auch gegen 15 Jahren erreicht.

Wir passen unsere Unternehmungen natürlich Larissa an, was mit den vielen Hundeverboten in ganz Nordamerika schwieriger ist als in der Schweiz. Irgendwie arrangieren wir uns jeweils, und ich bleibe öfters mit Larissa irgendwo zurück, wo Hunde keinen Zutritt haben, auch wenn es um Fusstouren geht, wo Hunde ja meist auch ausgesperrt sind – so crazy! Wir sind einfach froh, dass sie bei uns ist und geniessen das nahe Zusammensein. Sie macht gut mit und schläft viel beim Fahren, nur nachts haben wir öfters Störungen, weil sie raus muss. Sie trinkt sehr viel und hält dann die Nacht nicht immer mehr durch. Karl ist so lieb und geht dann bereitwillig mit seinem Hundemädchen mitten in der Nacht „Gassi“, und das bei Temperaturen um den Gefrierpunkt oder nicht viel darüber – wie dankbar bin ich ihm dafür!


Wir passierten oder querten (auf Brücken!) immer wieder zahlreiche solcher Wildbäche, ein für uns sehr vertrautes und schönes Bild hier in Nordamerika.

Gegen Abend sichteten wir den Mount Rainier von hinten, wie er sich traumhaft in einem See spiegelte.

Als Gegensatz dazu zeichneten sich bald darauf spitzig-markante Umrisse von andern dunkelfarbigen Cascade-Bergen am Horizont ab.

Absolut kein Wetterglück hatten wir bei der weiteren Fahrt zum St.Helens Mountain. Er ist ein Vulkan mit einem deutlichen Krater, welcher im Jahre 1980 das letzte Mal aktiv war und in sehr weitem Umkreis Fauna und Wälder zerstörte mit seinen Bergrutschen, Glutlawinen und Asche.

Nieselregen und Nebelschwaden begleiteten uns bei der Bergfahrt, und als wir oben diesen Monsterberg in Augenschein nehmen wollten, bildete sich eine dichte Nebelwand – also unmöglich, nur schwache Umrisse von St.Helens zu erhaschen. So können wir auch Euch leider nichts Bildhaftes von diesem Ausflug weiter geben.

So ging’s zügig weiter nach Süden in den Staat Oregon = OR, den wir entlang der Küste befuhren, wo es auch immer wieder etwas zu besichtigen gibt, z.B. die Käserei in Tillamook/OR.


Hier wird der typische amerikanische Cheddar-Käse hergestellt, den wir auch seit einem guten Jahr essen und recht gerne mögen. Er kann am ehesten mit den holländischen Käsetypen „Edamer“ und „Gouda“ verglichen werden und ist ein kompakter Halbhart-Käse in Blockform, ohne jegliche „Löcher“, relativ mild, meist in okkergelber Farbe.

Von einer erhöhten und mit Glas abgeschlossenen Galerie aus kann man in dieser Käsefabrik einen Blick auf die Produktionsstrasse werfen: Die verschiedenen Käsetypen werden in grosse Blockformen gegossen und kommen als Riesenblöcke auf dem Förderband daher, wo sie geschnitten und verpackt werden.

Wir befanden uns also wieder mal direkt am Pazifischen Ozean! Diese Küstenstrecke verwöhnte uns mit abwechslungsreichen Bildern: markante dunkle Felsen im Wasser, an denen die heran rollenden Wellen gebrochen werden und hoch aufspritzen. Auch gibt es immer mal wieder schmale Sandstrände. Zusammen mit der Brandung und recht gutem Wetter durften wir wieder unvergessliche Eindrücke mitnehmen:

In Newport /OR passierten wir eine gewaltige, lange Brücke:

Wir besuchten dann das „Oregon Coastal Aquarium“. Diese Anlage fanden wir beeindruckender als das „Sea Life Center“ in Seward /Alaska (vgl. 26.8.15), denn in Newport gibt es unter anderem einen längeren Tunnel-Durchgang mit Glas unten, oben, links und rechts. Darin glaubt man, sich rund herum mitten im Ozean zu befinden – einfach überwältigend! Um die Besucher herum schwimmen viele Arten von farbigen und recht grossen Meerfischen, auch die flachen Flundern.

„Schwebt“ man weiter im Ozean, befindet man sich bei den Haien, welche ebenfalls die Besucher schwimmend umrunden. Die grössten Bewohner hier sind 1 – 2 Meter lang, dann hat es auch kleinere und offensichtlich verschiedene Arten und Farben von Haien, aber alle weisen das typische Hai-Maul auf. Beim Runterschauen auf den „Meeresgrund“ entdeckten wir zwei Taucher, die offensichtlich den Aquarium-Boden mit Saugschläuchen reinigten (Fischabfälle, Algen etc.). Die Haie nahmen aber keinerlei Notiz von der Putzmannschaft.

Bei den Seelöwen im Freien gab es gerade Futter. Es ist so lustig, wie sie ihre schwerfälligen Körper ausserhalb des Wassers mittels ihrer 4 Flossen watschelnd bewegen. Ging es um Extra-Häppchen vom Tierpfleger, konnten das Raushechten aus dem Wasser und das nachherige Watscheln auch recht zügig vor sich gehen!

Die herzigen Meeres-Otter (Sea Otters) haben es uns immer wieder besonders angetan. Sie schwimmen meistens auf dem Rücken (sahen wir auch auf der Bootstour in Whittier /Alaska am 20.8.15). Ihr Antrieb sind die Hinterflossen und der lange pelzige Schwanz, die Vorderpfötchen mit Schwimmhäuten legen sie dann relaxt auf ihren Bauch oder benützen sie beim Essen der Meeres-Köstlichkeiten – diese Kerlchen sind einfach sooo süss:

Natürlich gehören zum Angebot des Aquariums noch viele Seesterne und –anemonen, Muränen-Aale und sonstiges Schwimm-Getier in schönsten Farben.

Bei der Weiterfahrt der Oregon-Küste entlang nach Süden bot uns die kurvenreiche Küstenstrasse immer wieder Ausblicke auf die schäumenden Brandungen, die über flache Sandstrände ans Land rollen. Auch gibt es hier Sanddünen, dass man sich fast in die Sahara versetzt glaubt. Sie sind aber teilweise mit Bäumen und Sträuchern bewachsen, dass sofort wieder klar wurde, wo wir uns befanden.

In der sommerlichen Hochsaison muss hier ein unschöner Andrang herrschen und Verkehrs-Stau mit all den vielen touristischen Angeboten. So genossen wir die relativ ruhige Atmosphäre der Nachsaison.

Ausserhalb der Stadt North Bend/OR fanden wir ein Sandstrandgebiet, wo man offiziell frei campieren darf (BLM-Land = öffentlich). Viele Zelte hatten sich unter die vor dem Wind schützenden Bäume platziert. Wäre das Wetter besser gewesen, hätten wir da vermutlich einen Ruhetag eingeschaltet:

Wohl wegen des grossen Touristen-Andrangs wimmelt es hier in Kalifornien = CA von Verbotstafeln und Vorschriften, schlimmer als in Europa. Es wird hier klar unterschieden zwischen „day use only“, also ledigliche Picknick- und Tagesaufenthalts-Plätze, Uebernachten verboten, und Ranger kontrollieren das öfters. Dann wiederum gibt es die Campingplätze, wo Nur-Tagesaufenthalter keinen Zutritt haben. Kalifornien und auch Florida sind da extrem, aber auch in anderen US-.Staaten lernen wir „das Land der unbeschränkten Möglichkeiten“ als „Land mit vielen Beschränkungen“ kennen – alle anderen Erwartungen müssen wohl der Vergangenheit oder einem Wunschdenken angehören!

Ab Crescent City /CA fuhren wir in den „Redwoods National Park“. Die „Redwoods“ sind über tausend Jahre alte Mammutbäume. Sie brauchen Wärme und viel Feuchtigkeit. Ihr Holz ist hart und rötlich-braun, die Rinde dick, welche viel Wasser speichert und so mal eine gute Abwehr bildet gegen Feuer der häufigen Waldbrände. Die durch den Pazifik bedingte hohe Luftfeuchtigkeit, die vielen Niederschläge und die milden Winter, aber auch die ideale Bodenbeschaffenheit sind für das außerordentliche Größenwachstum und Langlebigkeit dieser Bäume verantwortlich.

Die Redwood-Wälder waren vor Urzeiten einmal weltweit verbreitet. Eine extreme Klima-Veränderung (kälter und trockener) liess die Redwood-Wälder immer mehr verschwinden. Dann haben natürlich auch die Menschen viel zu lange radikalen Raubbau betrieben. Heute beschränkt sich der Redwood-Wald auf einen schmalen Streifen entlang der Pazifikküste, von der Grenze Oregons bis unterhalb Monterey in Mittelkalifornien.

Man fährt da meistens durch recht düstere Wälder, da mit den gigantischen Bäumen wenig Licht eindringen kann. Die Durchmesser der Bäume liegen zwischen 2 – 7 Meter, die Höhe bei ungefähr 90 Metern, ihr Alter kann 1000 – 2000 Jahre betragen, kleinere Bäume sind vielleicht erst ein paar Hundert Jahre alt und noch im Wachstum.

Der „Big Tree“ zum Beispiel ist 1500 Jahre alt, sein unterer Stamm-Durchmesser liegt bei 6,6 Metern, und er ragt 92 Meter in die Höhe:

Die Rinde dieser Bäume ist dick, grob und tief zerfurcht. Dichtes, üppiges Farnkraut und Moos bedecken den Boden, und man kommt sich wirklich wie in einem Urwald vor:


Bei der Rückfahrt entdeckten wir noch einige „Elks“ (Hirsche), die sich auf einer halbdürren Wiese gütlich taten – vermutlich sind sie Menschen gewohnt, denn sie machten keine Fluchtanstalten, als wir uns näherten.

Ab Eureka/CA besuchten wir das schmucke Städtchen Ferndale, welches als am besten erhaltener Ort in ganz Kalifornien gilt, wenn es um die Erhaltung des viktorianischen Baustils geht:

Darauf ging’s bergan auf einer Nebenstrasse zur Ueberwindung des Gebirgszugs hinüber zum Pazifik. Die Hauptroute Nr. 101 (Autobahn) würde hinter diesen Bergen verlaufen. Wir gelangten auf eine kleine Alp. Von da wand sich die Strasse wieder steil bergab zum Meer. Hier verbrachten wir eine traumhaft schöne Mittagspause am laut tosenden und schäumenden Pazifik. Fast konnten wir uns nicht mehr los reissen von diesem Traumplatz mit angenehm warmer Sonne.

Interessanterweise herrscht immer ein Dunst/Nebelstreifen entlang des Meeres und ein kleines Stück ins angrenzenden Land hinein. So sieht man die immer wieder aufragenden Felsen im Meer oft nicht klar.

Das kurvige Strässchen führte wieder weg vom Meer und auf 500 m.ü.M. hinauf, vorbei an kleinen Siedlungen. Wir fragen uns da immer, wie da wohl die Versorgung für die Menschen klappt in so einsamen Gegenden.

An Wegkreuzungen kamen wir nur dank unserer Super-Navigation (Quo Vadis-Software) zurecht, sonst hätten wir uns nicht so ins Abseits wagen dürfen, denn Wegweiser waren kaum vorhanden. Es ging uns darum, die Autobahnstrecke nach Süden so lange als möglich zu meiden und über kleine Naturpfade zu fahren. Da kamen wir aber mehr als gewollt auch auf die Rechnung! Ab einer gewissen Verzweigung wurde der Fahrweg zur feuchten Waldpiste mit der noch nie gehabten Kombination von steilen Auf- und Abfahrten mit gleichzeitigen engen Kurven und Löchern. Das alles geschah oft nur im Schritttempo.

Mehr und mehr präsentierte sich die Waldstrasse als so ausgewaschen, dass sich unangeheme Schräglagen nicht vermeiden liessen.

Unser Chauffeur Karl meisterte aber alle Hindernisse mit seinem „Duro-Bären“ mit hoher Fahrkunst. Oft ging es noch um wenige Zentimeter, um beim schmalen Fahrweg und mit dem unvermeidlichen Geschaukel seitlich nicht mit Bäumen oder den Lehm-/Sandstein-Böschungen in Berührung zu geraten:

Ja, nervenkitzlig war das schon, und in 5 ½ Stunden Fahrzeit haben wir gerade mal 59 km zurückgelegt, aber Bär und alle Insassen haben diese nicht ungefährliche Waldstrasse heil überstanden. Wir sagen „Gott sei Dank“ und würden sie kaum weiter empfehlen, obwohl wir zwischendurch immer mal wieder aus luftiger Höhe faszinierende Ausblicke aufs Meer hinunter erhaschen konnten.

Was eigentlich nur die Mitfahrerin bewundern und rapportieren konnte, waren die zahlreichen Redwood-Mammut-Bäume, die sich auch auf dieser Strecke befinden, leider aber oft abgeholzt mit dem aber unverkennbaren Strunk mit immensem Durchmesser.

Zur Belohnung wohl fanden wir an jenem Stresstag einen freien Uebernachtungsplatz am Pazifik-Strand mit einem traumhaften Sonnenuntergang:

Kurz vor Westport /CA mündete unsere Piste 431 steil abfallend in die Küstenstrasse Nr. 1. Sie hingegen ist sehr zu empfehlen, denn sie führt grossenteils direkt dem Pazifik entlang, ist geteert, aber kurvenreich, manchmal schmal und erfordert doch rechte Konzentration für den Fahrer. Das Vorankommen braucht hier Zeit, aber wir genossen diese Küstenfahrt bei strahlendem Sonnenschein sehr.


An dieser speziellen Bucht ist ständig etwas los: Durch eine grabenartige Vertiefung im Meeres-Untergrund kommen diese Wellen ganz schön „in Fahrt“ und schlagen mit Getöse und grosser optischer Wucht an die Felsen am Strand.

Wir näherten uns San Francisco kurz vor Sonnenuntergang. In den letzten Strahlen der Abendsonne überquerten wir einen Meeresarm auf der Bay Bridge und fanden gerade kurz vor Einbruch der Dunkelheit den Parkplatz im Stadtteil Oakland, wo man laut Internet frei parkieren/campieren darf (N: 37° 51.702′ /W: 122° 18.016′). Am folgenden Tag fuhren wir mit dem Duro in die Stadt auf vergeblicher Suche nach einem informativen Touristen-Center.

Endlich erreichten wir die Golden Gate Bridge, die weltweit bekannte rote Hängebrücken-Konstruktion. Wie im Reiseführer vorgewarnt, war sie wieder mal in Nebelschwaden eingetaucht, obwohl vorher in anderen Stadtteilen die Sonne schien. Natürlich befuhren wir diese Brücke auch!

Der ganze Stadtteil dort wird scheinbar oft von Nebel, der vom Meer herauf geweht wird, eingehüllt.

Der Riesenverkehr (6-spurige Strassen voll belegt), der Mangel an Parkplätzen und schlecht mögliche Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie abartig teure Campingplätze in Zentrumsnähe liessen uns am nächsten Tag wieder weiter ziehen. Wir fühlen uns in Städten einfach nicht zu Hause!!

Wir nahmen Kurs nach Osten Richtung Yosemite National Park (N.P.) durch eine hügelige, aber sehr trockene Landschaft. Grün sind nur bewässerte Flächen für das Vieh oder Bepflanzungen. Wasser ist das grosse Problem in Kalifornien; überall wird Regenwasser aufgefangen (mittels schrägem Gelände und Parkplätze), und es gibt Stauseen.

Der Tioga-Pass, welcher quer durch den Yosemite N.P. auf die andere Gebirgsseite führt, war und bleibt wegen Schnees (über 3000 m.ü.M.) geschlossen. Es war aber möglich, das Yosemite Valley zu befahren:

Wir fuhren wieder mal bergauf, befanden uns bald auf 1000 m.ü.M., und im Yosemite Valley lag ab ca. 1700 m.ü.M. Schnee am Strassenrand. Entsprechend frisch war es auch da oben, aber grandiose Ausblicke auf graue Granit-Riesen nahmen uns gefangen, unter anderem mit Blick auf den „Half Dome“ (wurde 1875 das erste Mal bestiegen):

Senkrechte hohe Wände erhoben sich vor und um uns – da steht man nur noch ganz klein und bescheiden da und sieht nach oben!

Uns fiel auf, dass hier die Birkenbäume total verschwunden sind (vorwiegender Blattbaum in nördlichen Gegenden mit rauem Klima) und stattdessen wieder Eichenbäume zu sehen sind mit ihren teils viel grösseren Blättern als in Europa.

Immer mal wieder grasen Rehe am Strassenrand oder springen über die Strasse. Wir sahen in lichtem Wald in allernächster Nähe zu Picknickplätzen sogar ein Schwarzbärenkind alleine herum stoffeln. Als wir anhielten, verschwand es im Gebüsch. Wir fragten uns, wo denn die Mutter oder ein Geschwister waren, denn die Jungen bleiben oft bis zu 2 Jahren bei ihr, um alles für ein Bärenleben zu lernen. Zudem naht nun die Zeit für das Sich-Zurückziehen für die Winterruhe. Hoffentlich schaffte es der Kleine noch zurück zur Mama vor Einbruch der Dunkelheit.

Wegen des geschlossenen Tioga-Passes mussten wir wieder zurück fahren nach Sonora /CA und von dort weiter nördlich zur zweiten Sorte von Mammutbäumen, den Sequoias. Diese befinden sich unter anderem im „Calaveras Big Trees State Park“. Die Sequoia-Bäume weisen einen grösseren Basis-Durchmesser auf und gedeihen (im Gegensatz zu den Redwood-Bäumen, s. oben) im trockenen und kühleren Klima. Wie die Redwood-Bäume enthalten auch die dicken Baumrinden der Sequoia-Bäume viel Flüssigkeit und Tannin, einen Gerbstoff, welcher vor Parasitenbefall schützt und die Bäume bis zu 2000 Jahre alt werden lässt.

Nun galt es, die sich von Nord nach Süd erstreckende Bergkette der Sierra Nevada von West nach Ost zu überqueren. Dabei mussten wir ziemlich nach Norden ausholen, da total 3 südlichere Pässe wegen Schnees ja gesperrt waren. Der Carson-Pass macht’s möglich, er ist ganzjährig befahrbar und führte uns in eine herrlich weiss glitzernde Schneewelt auf ca. 2600 m.ü.M. hinauf, die von einem stahlblauen Himmel und einer strahlenden Sonne überspannt wurde:

Die Bergseen Topaz Lake:


und Mono Lake sind schöne Farbtupfer in der Berglandschaft auf einer Höhe von 2000 m.ü.M. und sind im Sommer beliebte Aufenthaltsorte.

Er war mal der weltweit grösste Kratersee, doch durch exzessive Wasserableitung für Los Angeles fiel sein Wasserspiegel innert 40 Jahren um 15 Meter. Heute wird an der Wiederherstellung seines gestörten Oekosystems aktiv gearbeitet (total versalzt). Warum greifen die Menschen immer erst ein, wenn es schon fast zu spät ist??

Für uns war und ist es im gebirgigen Hinterland von Kalifornien wirklich unerwartet kalt im November; allerdings bewegten wir uns da meist auf Höhen zwischen 800 und 2000 m.ü.M. Zum Glück schien aber oft die Sonne und tauchte alles in ein herrlich klares Herbstlicht.

Die Tage werden auch da drüben immer kürzer mit Winterzeit, und bis um 17 Uhr sollten wir unseren Nachtplatz jeweils gefunden haben, weil so eine Suche bei Dunkelheit sehr schwierig wird. Campingplätze hat es je nach Gegend nicht mehr viele, und wir meiden sie auch lieber, ausser wenn wir Wasser oder Duschen brauchen. Die Plätze liegen oft entlang der Strasse und sind gestört teuer, v.a. in Kalifornien. In freier Natur zu campen ist seit Kalifornien wieder schwierig geworden, da es nicht mehr viel „public land“ gibt, sondern praktisch alles Land privat eingezäunt und markiert wird.

So haben wir in letzter Zeit wieder öfters zu den Parkplätzen der Walmart-Supermarkets Zuflucht genommen (die Verbote da nehmen zwar auch ständig zu) sowie auch zu den Casinos. Ja, Ihr lest richtig, aber Letzteres geht völlig „ungefährlich“ vor sich: Man wendet sich an einen Sicherheits-Beamten und fragt nach dem Parkplatz für Wohnmobile, der meist etwas abseits vom Gebäude liegt. Manchmal muss man sich schriftlich registrieren oder auch nicht. Wohnmobile sind potentielle Kunden für Spiel und/oder Essen – so sind sie bei den meisten Casinos nicht ungerne gesehen. Selbstverständlich besteht kein Zwang, sich in den Lokalen zu zeigen, aber für die Benützung der Toiletten sind wir dann doch immer mal wieder in den Casinos ein- und ausgegangen!!


Zwischendurch klappte es dann aber doch wieder mal in der freien Natur, wie z.B. im „Death Valley“ (Tal des Todes) in Kalifornien. Von den Schneebergen sind wir also ziemlich direkt gerade in die Wüste geraten, an den heissesten Ort von Nordamerika. Von der Hitze merkten wir zwar in den höheren Lagen nicht viel, denn das „Death Valley“ ist vorwiegend eine Steinwüste, von hohen Bergen umgeben, die man immer mal wieder überquert und sich so oft über 1000 m.ü.M. bewegt.

Es gibt ein Teerstrassen-Netz, von dem immer mal wieder Pisten abzweigen. Sie führen meist durch die Berge, die verschiedenste Formationen und Farben aufweisen:

Wir verbrachten unsere erste Wüstennacht in einem Flusstal (in der Sahara genannt „Oued“ oder „Wadi“), ganz alleine unter einem klaren Sternenhimmel bei einer früheren Wasserversorgung für eine still gelegte Mine.

Das Befahren dieses malerischen Flusstals begeisterte uns und liess schöne Erinnerungen an Sahara-Zeiten aufkommen:

Nach einer angenehm warmen Mittagspause auf einer Ebene „auf Meereshöhe“ steuerten wir die Ost-West-Querverbindung „Titus Canyon“ an. Der Anfang der Strecke war eine breite Wellblechpiste. Allmählich stieg sie an, und immer mehr wurde sie zur engen, steil ansteigenden Pass-Strasse über den Red Pass. Die roten Felsen machen dem Namen des Passes alle Ehre:

Ein herrliches Panorama auf die umliegenden Wüsten-Berge bot sich uns mit wiederum farbigen Bergen – ist die Natur nicht eine Künstlerin?

Eine seit 1927 verlassene Minenstadt Leadfield hinterlässt noch wenige rostige Spuren – wenn sie nur reden und erzählen könnten über das beschwerliche Leben von damals in den Bergen auf der Suche nach Reichtum!

Als „Sahnehäubchen“ genossen wir im letzten Teil der Strecke die lange, eigentliche Titus-Schlucht. Noch nie haben wir so eine faszinierende und lange Schlucht durchfahren, nicht mal Marokko’s Todra-Schlucht kann „Titus“ das Wasser reichen:

Am 11. November (etwas nach 11.11 h!!) besuchten wir die „moving rocks“, die sich auf flachem Untergrund mit Schleifspuren bewegenden Gesteinsbrocken. Wir fanden sie nicht gerade auf Anhieb, und man glaubt es kaum, wenn man sie sieht:

Die Wissenschaftler sind sich noch nicht einig geworden, was für Naturkräfte bis zu 50 kg schwere Gesteinsbrocken vorwärts bewegen können auf einer waagrechten Fläche. Die einen behaupten, dass dies möglich wird bei Befeuchtung/Nässe des sandig/lehmigen/durchsalzten Untergrunds, indem dieser glitschig wird und ein starker Wind die Gesteinsbrocken so vorwärts schieben kann. Andere wieder sind der Ansicht, dass ganz dünne Eisschichten auf dem Untergrund die Voraussetzungen sind, um die Brocken unter Einwirkung von Wind zu bewegen.


Gebietsweise grüssten uns die ersten Kakteen (die letzten sahen wir in Arizona im März!)

und ein lichter Wald von „Joshua-Bäumen“ bringt Abwechslung in die etwas eintönigen Hochebenen:


Wiederum faszinieren uns die mächtigen Berge rund herum mit immer wieder neuen Gesteinsarten und –formen

Tiere scheinen nicht sehr häufig vertreten zu sein, resp. sie verkriechen sich, z.B. Mäuschen, Mini-Echslein, Vögel, vielleicht mal ein Hase, eine grosse Spinne mitten auf der Piste, im Sommer noch Schlangen und Skorpione. Umso überraschter und hoch erfreut waren wir, zwei kleine Wüstenfüchslein zu beobachten (In Nordafrika nennt man sie „Feneks“):

Am 5. Wüstentag befuhren wir die „Hidden Valley Road“, eine landschaftlich traumhafte Strecke, wieder durch und über die Berge, zuerst durch eine kurze Schlucht, dann durchquerten wir ein breites Hochtal wieder voller Joshua-Bäume. Ihre schmalen, grünen Blätter sind äusserst stachelig und wachsen in Höhenlagen von 500 – 1800 m.ü.M.

Auf 2‘180 m.ü.M. erreichten wir – sehr seltsam – ein reich mit Föhren und Kiefern bewaldetes Plateau. Dabei stiessen wir auf viele mit tiefen Spuren versehene Schlammstellen, die aber bereits wieder am Abtrocknen waren – wehe allen Fahrzeugen, die diese Stellen bei Nässe passieren mussten:

Berauschend sind die Ausblicke von 2000 m.ü.M. in Täler/Ebenen hinunter.

Am 12. November blieben wir eher „im Flachland“. Eine von 1883 – 88 betriebene Mine brachte Borax hervor. Borax ist ein natürlich vorkommendes Mineral, das abgebaut und zu verschiedenen Borverbindungen verarbeitet wird:

Im „Devils Golf Course“ trafen wir auf grosse Salzablagerungen auf dem ehemaligen See, und ein ähnliches Bild bot sich uns im Death Valley selber, am Punkt „Badwater“ ca. 85.5 Meter unter dem Meeresspiegel:

Es handelt sich hier um auskristallisierte Salze aus einem vor sehr langer Zeit ausgetrockneten See.

Nebst sehr, sehr viel Stein, Fels und ausgetrockneten Salzseen gibt es in der Death Valley–Wüste doch auch noch ein paar kleinere Sanddünen:

Am 14. November nahmen wir mit einer herrlichen Strecke Abschied von der Wüste und dem Death Valley. Zuerst fuhren wir hinauf zum Aussichtspunkt „Dante View“ (1660 m.ü.M.) und blickten auf das ganze Haupttal des „Death Valley“ (- 90 m.ü.M.) hinunter. Der grösste Teil ist ausgetrocknet und mit einer Sand-Lehm-Salz – Schicht verkrustet, ein paar ganz kleine Salztümpelchen bestehen noch, je nach Niederschlagsmenge. Das Photo gibt die Ganzheit des überwältigenden Ausblicks hinunter ins Tal kaum wieder – wir versuchen’s trotzdem:

Während der Pisten durch das „Greenwater Valley“ und über den „Deadmans Pass“ (990 m.ü.M.) empfanden wir das „Tal des Todes“ aber als bewachsen und für eine Wüste üppig. Nebst den trockenen, grünen Büschen spriesst feines, grünes Gras, das wir doch hoffen, es möge vielen Wüstentieren als Leckerbissen dienen!

Treibstoff und gewisse Lebensmittel gingen langsam zur Neige, und so verliessen wir das „Death Valley“ wehmütig und blicken auf 7 herrliche Tage mit Superwetter und somit guten Pistenverhältnissen zurück.

Am 15. November erreichten wir die kurlige Stadt Las Vegas / Nevada = NV (USA). Hier nur noch den ersten Eindruck bei Erreichen der Stadt bereits bei Dunkelheit: Rundum hohe Gebäude mit phantasiereichen Formen und beleuchtet in allen Farben, also ein farbiges „Geflunker“ die ganze Nacht! Diese Gebäude sind alles Hotels mit Casino und sonstigen Vergnügungszentren. Wir erreichten unser Ziel dank Navigation mit etwas Schwierigkeiten, weil gerade ein Stadt-Marathon im Gange war, nämlich den „RV Park Manor“ (Campingplatz) im Zentrum beim Hotel „Circus Circus“.

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