13. April 2016 – 16. Mai 2016

Gesamtstrecke: 3902.48 km
Maximale Höhe: 845 m
Minimale Höhe: -31 m

Auf der Rückreise der Atlantik-Küste entlang nach Norden

Am 13.April verlassen wir den Staat North Carolina und gelangen nach Virginia = VA. Während wir Virginia auf der Hinreise im November 2014 im westlichen Teil bereist hatten, nämlich durch den Shenandoah-Nationalpark und die Blue Ridge Mountains im Appalachen-Gebirge, fahren wir nun direkt nach Osten Richtung VA-Norfolk. Zwischen dieser Stadt und Virginia Beach führt ein monströses Bauwerk über den Atlantik, resp. unter ihm durch Richtung Norden auf die Halbinsel „Eastern Shore of Virginia“ oder Delmarva­Halbinsel.

Diese Strecke via dem „Chesapeake Bay Bridge Tunnel“ (VA) ist sehr, sehr eindrücklich zu befahren. Sie ist der weltgrösste  kombinierte Brücken-Tunnel-Komplex und total 37 km lang. Der Bau erfolgte in zwei Etappen mit Fertigstellungen in den 1960er- und 1990er-Jahren. Er ist natürlich auch kostenpflichtig (2-Achsen-Camper U$ 13.-), was mit dem ganzen Unterhalt nachvollziehbar ist. Zuerst befährt man mal ein ca. 15 km langes Stück Brücke, beidseits den Atlantik. Bevor das erste Tunnelstück von ca. 1,7 km beginnt, gibt es eine Ausfahrmöglichkeit zum Photographieren. Man befindet sich wie auf einer Insel im Atlantik und vor uns verkehren recht dicht die Ozeandampfer:

Dann „taucht“ man ab – wir kommen uns vor wie die Wale!! Die Strasse senkt sich für 1,7 km in einen Tunnel ab, wir fahren also „unter Wasser“, dann steigt sie an, man kommt wieder ans Tageslicht auf das zweite ca. 15 km lange Stück Brücke mit beidseitiger Sicht auf den Atlantik. Es folgen das zweite Tunnelstück und dann nochmals ca. 5 km Brücke, und schon man hat man die ca. 37 km Atlantik bezwungen!!

Selbst in Virginia sehen wir Baumwoll-Pflanzenstoppeln mit Resten von Baumwoll-Büscheln dran, während die Hauptanbau-Gebiete südlicher liegen, v.a.. in South Carolina und Georgia.

Wir gelangen ins Steuerparadies-Staat Delaware = DE. Die Strecke dem Atlantik entlang ist eher enttäuschend, da jeder Parkplatz nur für den Tagesaufenthalt $ 10.- kostet für ausserstaatliche Fahrzeuge, für Delaware-Autos $ 5.-. Ueber eine Düne gelangt man dann zu Fuss zum sandigen Atlantik-Strand:

Strasse und Strände verlaufen auf einer schmalen Landzunge, und Platz ist hier somit Mangelware. Der Rest sind zusammen gebaute Badeorte mit einer Menge von riesigen Hotelkästen. Wir finden schliesslich einen grossen „R.V. Park“ (Camping f.Wohnmobile) im „Delaware Seashore State Park“. Die Preise liegen auch da viel höher als im westlichen und zentralen Amerika. Trotzdem schalten wir da einen Ruhetag ein bei stahlblauem Himmel, Sonne, aber einem orkanartigen, kalten Nordwest-Wind. Man setzt sich da nur in ganz warmer Kleidung an die Sonne, deren Kraft aber ständig „vom Winde verweht“ wird!


Nachts haben wir aus dem Campingfenster einen guten Ausblick auf die blau beleuchtete Brücke schräg über uns.

Wir amüsieren uns wieder mal ob der riesigen Wohn-Auflieger samt für die Schweiz leicht überdimensionierten Zugfahrzeuge:


Zwischendurch begucken uns verschiedene Möwen neugierig.

Bei einer solchen Einrichtung muss eines jeden Hobby-Fischer‘s Herz im Leibe lachen:

Bei der Fahrt durchs Landesinnere durch Maryland = MD bewundern wir wieder viele stattliche Landhäuser mit viel grünem Umschwung. Bilder von traumhaften Wohnlagen, wie wir sie auch von den andern Staaten der letzten Wochen kennen – aber jeder grüne Fleck oder weg führende Feldwege gehören hier im Osten jemandem privat, auch wenn nichts angeschrieben steht. Wir fühlen uns hier im US-Osten oft noch eingeengter als in Europa. Trotz viel Grünem und viel Raum, den wir durchfahren, wagen wir uns da auf Grund von unschönen Erfahrungen fast nirgends mehr über Land nieder zu lassen und stellen uns selbst für die Mittagspause auf einen Parkplatz irgend eines Ladens in einem Ort – einfach schon etwas frustrierend. Die weiten Landschaften des Westens (ab Texas, resp. Kansas westwärts) bieten uns Camper-Reisenden naturmässig halt schon viel mehr – deshalb: liebe „Schneckenhaus-Nomaden“, go west!

Wer aber im PKW reist und in Hotels wohnt und zudem noch Städte liebt, kommt im Osten wohl besser auf seine Rechnung. Wir möchten niemanden abbringen von den doch interessanten Besichtigungen, die trotz allem auch uns in ihren Bann gezogen haben – das oben Beschriebene ist einfach unsere ganz persönliche Erfahrung.

Wir wagen uns als Nächstes doch tatsächlich nach Washington D.C., Hauptstadt und Regierungssitz der USA. Der „District of Columbia“ wird heute von der Stadt vollständig ausgefüllt, und somit sind heute Beide geografisch identisch. Der „District of Columbia“ ist kein Bundesstaat und gehört zu keinem solchen, wussten wir gar nicht! Washington ist wirklich eine schöne Stadt mit guter Atmosphäre mit den vielen ungezwungen bummelnden Touristen.

Dank GPS stossen wir problemlos ganz ins Zentrum vor, und durch einen grossen Glücksfall entdecken wir einen freien Parkplatz mit Parkuhr. Als Erstes entdecken wir das „Monument of Washington“:

Mit Larissa spazieren wir zum nahen Weissen Haus, das wir von der Eingangsseite her sowie von der bekannteren Rückseite her bewundern:

Nahe dem weitläufigen Park des Weissen Hauses liegt eine grosse öffentliche Wiese mit einem grossen Tannenbaum. Dies ist der „National Christmas Tree“, dessen Weihnachtsbeleuchtung jedes Jahr anfangs Dezember durch den Präsidenten in Betrieb genommen wird.

Am folgenden Tag schaffen wir es sogar, bis vors Capitol zu fahren. Natürlich ist da keine freie Parklücke zu ergattern, und wir stehen etwas ratlos vor parkierten Autos. Da kommt ein Sicherheits-Beamter daher und erkundigt sich erst mal ausgiebig nach unserem Fahrzeug und unserer Reise. Dann erlaubt er uns, direkt vors Capitol zu fahren und dort zu photographieren. Dafür gewähre er uns 5 Sekunden!! Das haben wir dann ganz leicht überzogen, fuhren dann aber zufrieden von dannen. Die Kuppel dieses Gebäudes wird gerade renoviert – auch das muss halt sein.

Zurück im Staate Maryland (MD), geht’s via MD-Baltimore nordwärts.

Pennsylvania = PA interessiert uns v.a. wegen der Stadt Lancaster, wo sich der Hauptteil der sog. „Amish People“ angesiedelt hat (die Amischen, die sich von den liberaleren Mennoniten abspalteten). Die Amischen wie auch die Mennoniten sind christliche Religionsgemeinschaften. Über 250.000 Mitglieder leben – nebst dem Zentrum Lancaster – in abgeschiedenen Siedlungen in den USA und Kanada. Die ursprünglich protestantischen Gläubigen, begannen bereits Ende des 17. Jahrhunderts vor Verfolgungen aus Europa zu fliehen, um in Amerika Religionsfreiheit, genügend abgeschiedenen Platz für Landwirtschaft und ein ungestörtes Leben zu finden.

Ihre Felder bearbeiten die Amish mit Hilfe ihrer Pferde:

Sie tragen altmodische, einheitliche Kleidung (dunkle Hosen mit Hosenträgern, meist blaue Hemden, Stroh- oder schwarze Hüte, die Frauen lange dunkle Röcke und Schürzen mit weisser oder schwarzer Haube). Ihr Gründer war unter anderem ein Schweizer, namens Jakob Ammann (von ihm die Ableitung zum Namen der Glaubensgruppe „Amish“ oder „die Amischen“), welcher das Ziel verfolgte, dass seine Anhänger ein pazifistisches, unverfälschtes Leben wie Jesus und seine Apostel führen sollten. Sie streben (theoretisch) noch heute einen Lebensstil wie vor 300 Jahren an, oft ohne Elektrizität, ohneTelephon und ohne Autos. Sie nehmen daher Einflüsse ihrer Umwelt und technische Neuerungen nur sehr zögerlich an. Es gibt aber auch in diesen menschlichen Gemeinschaften unterschiedliche Ansichten, was die Inanspruchnahme von Technik betrifft, und dies kann zu ernstlichen Spaltungen in den jeweiligen Gemeinschaften führen.
Ihr Fortbewegungsmittel sind zierliche schwarze/graue Kutschen mit einem oder zwei Pferden davor:

Die Mennoniten leben liberaler, fahren teils Auto und lassen Elektrizität und Telephon zu. Auch hier gibt es verschieden strengere und freiere Abstufungen, je nach Gruppe und Kirchgemeinde.

Ebenfalls auch bei ihnen steht das strenge Glaubensleben und der sehr enge Familienzusammenhalt im Vordergrund sowie Landwirtschaft. Es kann auch durchaus vorkommen, dass so ein Glaubens-Angehöriger bei einer „weltlichen“ Firma arbeitet.

Bei beiden Glaubensgruppen, v.a. aber den Amischen, geht es darum, möglichst nicht mit dem weltlichen Leben und dessen Annehmlichkeiten in Berührung zu kommen, um keine „unnötigen“ Wünsche zu wecken. Kein Kontakt mit Telephon, TV, Internet macht es den streng Gläubigen einfacher, ihrem traditionellen Leben treu zu bleiben.

Der ganze heutige „Touristen-Zirkus“ mit der Vermarktung dieser Kulturen und ihrer landwirtschaftlichen Produkte in und um PA-Lancaster erscheint uns aber schon fragwürdig und ist gewiss nicht im Sinne der streng Gläubigen. Einzelne Höfe verkaufen auch direkt Produkte. Da erstehen wir uns einen würzigen Blütenhonig, einen feinen Käse sowie ganz junge Rhabarbern, aus denen eine leckere Rhabarberwähe (= Kuchen, Fladen etc.!!) entstand.

Ebenfalls in Lancaster entdecken wir einen Namensvetter: „ROHRER“, Seeds,

Die Landschaft im südlichen Teil von Pennsylvania gefällt uns sehr gut: hügelig und grün. Wir möchten in dieser Gegend einen Campingplatz finden, um einen Ruhetag einzuschalten, doch die Preise werfen bei unserem „Bären“ grad automatisch den Retourgang ein. Wir sind einfach nicht gewillt, für „dry camping“, also Zelt-Status ohne Strom, Abwasser und Wasseranschluss, $ 50.- (1:1 zum CHF) oder mehr zu bezahlen. Leider sind solche Tarife auf privaten Campingplätzen aber üblich. Zu guter Letzt landen wir halt ein zweites Mal wieder auf dem (lärmigen) Parkplatz des Walmarts von Lancaster…

Bei der Weiterfahrt nach New Jersey State = NJ  entdecken wir folgende drei Veteranen auf einem Tankstellen-Parkplatz:

Der Staat New Jersey trägt den Beinamen „the garden state“. Die vielen blühenden Gärten und Bäume machen diesem Namen wirklich Ehre:

Wir fahren in New Jersey zuerst südwärts zum „Cap May“, dann auf der Ostseite  wieder nordwärts. Direkte Meeressicht (wie jeweils in der Baja California!) haben wir nie, alles ist natürlich verbaut, aber zu Fuss kann man die Meeresdünung überqueren, die Ausblicke auf den Atlantik frei geben. Sie halten aber keinem Vergleich stand mit all unseren Pazifik-Eindrücken der letzten Monate.

Lustig sind immer wieder die „Vogel-Mehrfamilien-Häuser“, die mehreren Familien zugleich eine Nistmöglichkeit bieten. Da drin wird bei voller Besetzung etwas ablaufen, und all die kleinen Vogel-Babies wachsen so in grosser Betriebsamkeit und gut sozialisiert auf!

Nicht nur die Vögel brauchen Häuser! Immer wieder bewundern wir die „Kunstwerke“ der Zimmerleute, deren Holzhäuser so gebaut werden, dann mit Holzwänden versehen, isoliert und mit Stein oder Schindeln verkleidet:

Bis zu einer Höhe mit 4 Stockwerken werden Wohnhäuser so gebaut, höhere Häuser oder auch Geschäfts- und Industriehallen haben natürlich Stahl- Grundstrukturen.

Am 27. April statten wir auf Karl’s Wunsch hin der „Lady Liberty“ = Freiheits-Statue von New York, Symbol für Hoffnung und Freiheit, einen Besuch ab. Eigentlich befindet sie sich auf der Insel „Liberty Island“ im Staate New Jersey und nicht in New York! Sie ist nur per Boot erreichbar. Bei dieser Fahrt geniesst man gleichzeitig einen guten Ausblick auf Manhattan.

und auf den alten Bahnhof in New Jersey

Im Jahre 1886 hat Frankreich dieses Monument der USA geschenkt. Es wurde in demontiertem Zustand nach New York verschifft. Im Innern der Freiheits-Statue befindet sich eine robuste Stahlkonstruktion mit Wendeltreppen. Max. 250 Besucher pro Tag dürfen innerhalb der Lady Liberty bis zur Krone hochsteigen. Der äussere Mantel besteht aus Kupfer.

Auffallend viele junge orthodoxe Judenfamilien sind mit auf dem Boot und auf der Insel. Ihre durchschnittliche Kinderzahl liegt bei 5–6 – wie schaffen das diese Eltern bloss?

Karl will es noch kühner treiben: Am folgenden Tag fahren wir – wieder ab New Jersey City durch den Lincoln-Tunnel unter dem Hudson River durch – nach Manhattan im Staate New York. Die Strassen sind verstopft, was uns überhaupt nicht stört, denn so „bummeln“ wir mit dem Duro-Bären langsam durch diesen Stadtteil – an ein Anhalten und Parkieren wäre ja eh nicht zu denken.

Wir fahren – so oft es geht – auf dem (oft schmalen!) Broadway mit den vielen Läden, blinkenden Lichtreklamen, Marktständen und Massen von Leuten. Sogar H & M ist da! Oft wird der Broadway zur Fussgängerzone, und die Autos werden umgeleitet.

Am Südende von Manhattan fahren wir so praktisch um den seinerzeitigen Katastrophen-Platz von „Nine-Eleven“ herum, wo am 11.September 2001 im Abstand von einer Viertelstunde zwei von Terroristen überwältigte Flugzeuge in zwei Türme des „World Trade Centers“ einschlugen. Der riesige Platz, der jahrelang leer stand, wird nun wieder bebaut, und neue Hochhäuser entstehen, zum Beispiel:

Dazwischen liegen grüne Parkanlagen, wo die Menschen heute unbeschwert spazieren…  Nie hätten wir uns gedacht, jemals so nahe an diesem furchtbaren Ort vorbei zu kommen – das hat uns sehr bewegt.

Die Strecke ab Manhattan nordwärts aus der Stadt heraus scheint uns kein Ende zu nehmen. Es folgen endlose Vorstadt-Quartiere, aber nie will der Verkehr abnehmen.

Wir gelangen schliesslich in den nahen Staat Connecticut. Dort fühlen wir uns aber gar nicht richtig wohl, denn Connecticut ist der Staat mit der grössten Bevölkerungsdichte der USA und zugleich auch mit dem höchsten Prokopf-Einkommen des Landes. Da ist alles dicht besiedelt mit wunderschönen, stattlichen Landhäusern, und die Strassen und Autobahnen sind zu allen Tageszeiten dicht befahren oder verstopft.

Der kleinste Staat der USA heisst Rhode Island, der gefällt uns wieder besser, und wir können wieder mal etwas durchatmen. Auch hier bewundern wir sehr grosszügig gebaute Villen.

In Massachusetts fällt uns gleich diese Brücke auf mit hoch gezogenen Eisenbahn-Schienen, die bei Bedarf runter gelassen werden, wann dann aber kein Schiff passieren kann.:

Südlich von Boston besuchen wir den Nationalpark „Cape Cod National Seashore“, eine Halbinsel, die zur Insel gemacht wurde durch einen Kanaldurchbruch, um die Schifffahrt zu erleichtern. Die Insel ist relativ schmal und sieht aus wie ein angebogener Arm, welcher eine Faust ballt schräg hinüber zur Hauptstadt Boston.


Da draussen wird es weiss-sandig, aber wir bekommen von der schönen Landschaft durch Nieselregen und Nebel nicht viel mit – deshalb auch nur dieses klägliche Trübwetter-Bild.

In MA-Plymouth hat unser Duro-Bär mal eine radikale Fussbehandlung nötig: Seit ein paar Tagen verliert ein Reifen ca. 1 atü innert 24 Stunden, und in einer speziell für Lastwagen ausgelegten Werkstatt wird dem verletzten Reifen ein solider Flick zum Verstopfen eines kleinen Lochs auf der Lauffläche verpasst.

Seit North Carolina bis Massachusetts machen die „coloured people“ (Farbige) einen grossen Anteil der Bevölkerung aus, mit Schwergewicht natürlich im Umkreis von New Jersey und New York.

Seit Connecticut regnet es oft mit kaltem Wind, so auch noch immer in den kleinen Staaten Vermont und in New Hampshire. Sie  wären wunderschön hügelig mit vielen Flüssen und Seen. Wie bereits in Massachusetts merkt man auch in diesen beiden Staaten noch nicht viel von Frühling. Die Natur ist da oben einen sicheren Monat hinter den südlicheren Staaten Pennsylvania und New Jersey zurück – schade, denn dann würde sehr viel Grün von Wiesen und Bäumen her leuchten.

In New Hampshire gibt es eine Touristen-Attraktion, die Cog Railway. Sie ist eine Zahnrad-Eisenbahn, die mit 37% Steigungen auf den Mount Washington fährt:

Dies ist weltweit die zweitgrösste Steigungs-Leistung, welche nur die schweizerische Pilatusbahn mit 48% Steigung übertrifft – wir sind „grauenhaft“ stolz auf diesen Schweizer-Rekord!!

Das seinerzeitige „Original“ der Dampfbahn fuhr bereits im Jahre 1869 im Schneckentempo das erste Mal auf den 1910 Meter hohen Mount Washington. Damals wie heute muss der Heizkessel speziell angeordnet sein, damit die Kohle bei den Steigungen nicht vom Ofenrost rutscht!

Leider ist auch hier das Wetter noch immer nass, neblig mit Schneegestöber, dass so eine Bahnfahrt nicht in Frage kommt, auch verzichten wir auf die gebührenpflichtige Autostrasse auf diesen Berg.

Am 10.Mai erreichen wir den für uns letzten Staat der USA: Maine = ME.

Er gefällt uns auf Anhieb sehr gut: hügelig, abwechslungsreich, ländliche Gegenden, nicht mehr so dicht besiedelt und vielleicht ein bisschen weniger Verbotstafeln!

Die Häuser sind vorwiegend einfacher und schlechter unterhalten, was vermutlich mit den schwierigeren Verdienst-Möglichkeiten zusammen hängt. Die Fischerei-Industrie hat einen starken Einbruch erlitten; der einzige Zweig, der noch gut funktioniert, ist das Geschäft mit dem „Lobster“ = Hummer. Scheinbar klappt es mit dem Nachwuchs gut, wenn man bedenkt, wie stark industriell diese (armen…) Schalentiere vom Meeresboden heraufgeholt und als „Delikatesse mit Werkzeugen“ verspiesen werden. Zur allgemeinen Aufheiterung ein paar zoologische Besonderheiten dieses Hummers: Seine Zähne befinden sich nicht im Mund, sondern erst im Magen! Ein Ausscheidungsorgang befindet sich hinter seinem Maul, sein Herz schlägt im Rücken, und als männliches Begattungsorgan dient das umfunktionierte erste Hinterleibs-Beinpaar! Immer wieder drohen aber Krankheiten, welche so eine Gattung stark dezimieren können.

Zwischendurch (wenn mal die vielen Wälder nicht die Sicht verdecken) sieht man auch wieder mal die grosse Weite des Landes mit ausgedehnten Hügelzügen.

Auch zeichnet sich vorerst mal eine Wetterbesserung ab, und sofort sieht die Welt wieder ganz anders aus! Zuerst steuern wir die Stadt ME-Bangor an.

Dort holen wir bei der Firma Freightliners of Maine bestelltes Material ab für den Dodge unseres Schweizer-Kollegen Ozy, z.B dieses Abdeckblech.

Dann fahren wir südostwärts in den Acadia National Park, der uns gut gefällt, und wir geniessen das sonnige, milde Wetter. Freies Camping ist zwar wieder überall verboten, und nur ein einziger Campground ist bereits in Betrieb. Wie die meisten Campingplätze von National- und State Parks liegt auch dieser im Wald. Das ist zwar schön und ruhig, aber von der lieben Sonne spürt man unter den teils dichten (Nadel)Bäumen leider nicht viel.

Beim Nordwärts-Fahren finden wir doch sogar einen wunderschönen freien, ruhigen Platz zum Campen, er heisst „Jasper Beach“ (ME), ist zwar sehr klein und weist einen rauhen Kiesstrand auf, den Larissa sehr neugierig erkundet.

Wir beschliessen, hier einen Ruhetag zu verbringen bei noch einigermassen rechtem Wetter. Dabei lassen wir es uns kulinarisch – wie eigentlich meist – recht gut ergehen:


«Ratet mal, wer wohl das grösste Steak erhält?“

Der Küstenanteil von Maine ist sehr stark zerklüftet mit unzähligen Buchten, Inseln und Halbinseln.

In ME-Lubec geniessen wir am Fischerhafen eine wunderschöne und sonnige Mittagspause mit malerischen Ausblicken auf die Bucht und die kleinen Inseln:

Zwei Busse des „College of the Atlantic” parkieren  auch da, und sage und schreibe kommt uns eine junge Studentin auf Schweizerdeutsch begrüssen! Sie ist zweisprachig in England aufgewachsen und verbringt hier nun ca. 3 Studienjahre auf dem Gebiet der Oekologie und Art-Erhaltung von Lebewesen, andere Studenten spezialisieren sich auf Meeres-Biologie etc. – eine interessante Begegnung!

Bei schönstem Wetter fahren wir noch zum nahen State Park „Quoddy Head“, der richtig gehend „im Grünen liegt“ und einen heute noch aktiven Leuchtturm hat, mit Museum und Touristen-Info.

Seit dem 15. Mai hat uns aber das nächste umfassende Wettertief eingeholt, und wir stehen in ME-Houlton im Schneegestöber und werden ab diesem Grenzort in Kanada einreisen.

Rückblick USA

Auf unserer total 20-monatigen Reise haben wir in Etappen ein ganzes Jahr in den USA verbracht und dabei sehr viele Staaten bereist. Das folgende Bild auf unserem Fahrzeug gibt einen kleinen Ueberblick. Total 8 Staaten (inkl. Hawai) fehlen uns, doch wir hatten nie den Ehrgeiz, sie alle zu befahren!

Als wir am 15.November 2014 zum ersten Mal in den USA einreisten, schneite es, und genau so wird es heute sein bei unserer endgültigen Ausreise. Dazwischen hatten wir aber auch sehr viel Sonne und traumhafte Natur, so z.B. in Florida, den Südstaaten entlang des Golfs von Mexiko, im Südwesten des Landes und der ganzen Westküste. Die für uns schönsten Staaten sind Arizona, New Mexico und Utah. Colorado ist sehr gebirgig mit frühem und langem Winter, weshalb wir in diesem auch sehr malerischen Staat nur kurze Strecken gefahren sind.

Die Durchquerung des Kontinents von Südwest nach Nordost war bis etwa Kansas im Zentrum von vorwiegend gutem Wetter begleitet, nachher wurde es wechselhaft und nun ab New York immer kälter und nässer. Wir hätten niemals gedacht, dass da der Frühling so im Rückstand ist.

Mit den Amerikanern sind wir gut zurecht gekommen, wir fühlten uns stets sicher, sie sind ruhiger und weniger hektisch und aggressiv als die Europäer, dafür aber sehr stur in ihren vielen Gesetzen und Vorschriften verankert. Das muss aber nicht immer negativ sein, denn wir haben Land und Leute als sehr diszipliniert und geordnet erlebt. Mühsame und „komische“ Leute gibt es überall, auch in Europa, und Vorurteile, ohne Amerika selber erlebt zu haben, sind gewiss nicht angebracht.

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