Am nächsten Morgen 28. Juni fuhren wir erst um 11 Uhr weg. Eine halbe Stunde später standen wir in der Schlange für die Grenze Russland/Kasachstan
Hier war alles sehr gut organisiert und ohne Chaos wie bei der Einreise. Eine Kolonne Lastwagen und eine Kolonne PKW. Einige russische PKW versuchten nach vorne zu drängen, hatten aber keinen Erfolg, denn sie wurden sofort von den anderen in der Schlange angewiesen hintenanzustehen.
Wegen der zahlreichen Fahrzeuge dauerte das Anstehen gute 2 Stunden, die Zollkontrolle selbst auf russischer und kasachischer Seite nur etwa 20 Minuten.
Wir haben aber Sim Karten und Versicherungskauf an der Grenze verpasst, auf jeden Fall in der Menge nicht gesehen und nachher war vor uns nur unbewohnte Steppe.
Mit grösster Mühe fanden wir einen Nachplatz bei einer Nebenstrasse unserer Reiseroute nach Atyrau. Der Platz war voll von kleinen Muscheln, bestimmt ausgetrocknetes kaspisches Meer.
Am nächsten Morgen, Susanne macht Yoga vor dem Frühstück
Bald kamen wir nach Akystau eine grössere Ortschaft. Im Dorfladen kauften wir eine SIM Karte. Versicherungen gab es dort nicht. Es war unmöglich die SIM Karte zu initialisieren, da sie nur für Leute mit Wohnsitz in Kasachstan bestimm sind. Ein junger Kasache half uns und initialisierte die SIM Karte auf seinen Namen. Wir mussten Geld aus dem Automaten holen, um ihm die Spesen zurückzuzahlen. Doch oh Schande, der Bankomat hat Karls einzig verbliebene Kreditkarte geschluckt. Zum Glück war der Automat ausserhalb einer Bank die noch offen war. Es folgte Papierkram, der recht viel Zeit in Anspruch nahm, er war aber von Erfolg gekrönt und wir erhielten die Kreditkarte zurück.
In Atyrau kamen wir gegen 14 Uhr an. Karl war am Vortag gestürzt und hatte sich verletzt. Er konnte den Kopf nicht drehen. Deshalb wollte er in ein Krankenhaus für eine Röntgenaufnahme. Zwei Spitäler haben wir abgeklopft, doch am Samstagnachmittag ist alles geschlossen. Ich hatte in der Nähe des Kreisspitals die Privatklinik Skolioz mit Osteopathen, Kinesitherapeuten und Ärzten ausfindig gemacht und dorthin telefoniert. Zum Glück hatten sie am Nachmittag noch einen Termin frei.
Bei der Privatklinik Skolioz fanden wir um die Ecke einen geeigneten Stellplatz. Der Arzt, ein Osteopath empfing Karl am Samstagabend und empfahl, sicherheitshalber zuerst ein MRI und einen Blutuntersuch zu machen. Das MRI fand in der Nacht Samstag/Sonntag um 4:15 statt. Das MRI Zentrum war neben der Privatklinik Skolioz.
Hausbewohner gegenüber unserem Stellplatz haben in der ersten Nacht bemerkt, dass Karl gegen Insekten kämpfte. Sie sind mit einem effizienten Spray gekommen und haben uns eingeladen bei ihnen Tee zu trinken, solange der Spray im Camper wirkt. Um Mitternacht gab es bei den Leuten neben dem The noch grosse Bewirtung.
Am Sonntag, 30. Juni brachte uns der Hausbewohner zum Bankautomaten wo wir endlich normal Geld herauslassen konnten. Die Leute sind unglaublich hilfsbereit. Am Nachmittag hat ein anderer Passant uns angeboten in seiner ab folgendem Tag vermieteten Wohnung zu duschen und gab uns dazu den Schlüssel. Eine im Westen kaum vorstellbare Gastfreundschaft.
Den MRI Befund und der Bluttest konnten wir am Montag 1. Juli abholen, sodass wir alle Unterlagen bei der Besprechung mit dem Arzt zur Verfügung hatten. Zum Glück war nichts gebrochen und nachdem der Arzt die Unterlagen überprüft hatte, verordnete er mir eine Rehabilitationstherapie mit Massage, Akupunktur und Ostheopathie von mindestens 5 Tagen. Bis am Samstag 6. Juli war so jeden Tag mehrere Therapien.
Schweizer und Deutsche dürfen Visumfrei 28 Tage in Kasachstan verweilen, müssen sich aber innerhalb von 5 Tagen registrieren lassen. Da dies über Hotels einfach geht, haben wir die Nacht 1./2.Juli im Hotel verbracht.
Der Ersatz für unsere in Tiflis gestohlenen Kreditkarten lag seit einigen Tagen beim Zoll in Atyrau. Der Spediteur DHL verlangte, wir müssen die Spesen ab einem Kasachischen Bankkonto überweisen, damit wir diese bei unserer Post Empfangsadresse erhalten könnten. Nach verschiedenem Mailverkehr hat sich der Knoten gelöst, als wir vorschlugen die Karten beim DHL Depot beim Flughafen Atyrau abzuholen. Am 02. Juli hat uns unser liebenswürdiger Nachbar zum Flughafen gefahren, wo wir bei DHL die Karten erhielten und die Spesen auch problemlos direkt bezahlen konnten.
Am Abend wurden wir von den Freunden in ein Ukrainisches Restaurant eingeladen. Dazu gesellte sich ein mit dem Nachbarn befreundetes Ehepaar.
Wir hatten eine interessante Diskussion und haben einige Hintergrundinformationen von Atyrau und Kasachstan erhalten.
Der Mann spricht sehr gut Englisch und arbeitet für eine Oelfirma, drei Wochen Arbeit fern von zu Hause und 3 Wochen daheim Ruhepause. Er erklärte uns, Atyrau sei das Zentrum der Ölförderung mit zwei anderen Städten am kaspischen Meer. In Atyrau arbeiten mehr als 50% der arbeitenden Bevölkerung für Ölfirmen, darunter viele Ausländer wie Amerikaner, Briten, Türken, Russen und einige Europäer. Die Ölfelder wurden erst nach dem Fall der Sowjetunion entdeckt und die Technologie zur Ölförderung erhielt Kasachstan von den Amerikanern.
Dies erklärt warum der Präsident von Kasachstan mit einem enormen Spagat mit allen Ländern beste Beziehungen pflegt, namentlich mit China, USA, England, Türkei und EU.
Im Unterschied zu Russland funktionieren unsere Kreditkarten ganz normal, man kann als Europäer visumfrei einreisen. In den grossen Verkaufshallen und Warenhäusern werden Waren feilgeboten, wie wir es in der Schweiz kaum haben. Alles ist zu finden und für uns zu sehr erschwinglichen Preisen.
Vieles konnten wir dank unseren Freunden und Nachbarn in Atyrau erledigen. Wir haben sie dann am Donnerstag 4. Juli haben in ein kasachisches Restaurant eingeladen, das wie ein Museum mit kasachischer Handarbeit dekoriert ist. Serviert wird dort vorwiegend Pferdefleisch, ein Nationalgericht Kasachstans.
Der letzte Abend den 6. Juli verbrachten wir bei Carla und Rassul und feierten Abschied. Es wurde wie üblich reich aufgetischt und wir hörten sehr gute Musik.
Am folgenden Morgen, 7. Juli noch ein letztes Mal herzliche Umarmung mit unseren Nachbarn und neuen Freunden Carla und Rassul bevor wir losfuhren.
Es herrschte eine unglaubliche Hitze von 38-41° und da die Strasse teilweise sehr uneben war, kamen wir relativ langsam vorwärts. Wir durchfuhren ein Gebiet mit den grossen Überschwemmungsschäden nach dem öffnen des Staudammes bei Ohrenburg durch die Russen.
Bei Baranqul fragten wir an einer Tankstelle wo wir Wasser finden. Ein Kunde der Tankstelle anerbot sich, bei ihm zu Hause Trinkwasser aufzufüllen.
Zum Schluss wurden wir noch zum Tee eingeladen an einen voll gedeckten Tisch mit allerlei kasachischen Gerichten. Es war wieder einmal eine reiche Erfahrung, wie gastfreundlich die Bevölkerung in Kasachstan ist.
Am nächsten Tag haben wir festgestellt, dass unsere Altel SIM Karte leer war. Aufladen konnten wir die Karte auch nicht wegen den Vorschriften hier in Kasachstan.
In Beyneu haben wir 3 Stunden gebraucht um eine Beeline SIM Karte zu kaufen und zu initialisieren, da dies gemäss Angaben besser gehen soll. Auch wieder eine Erfahrung!
Ohne Ruhepause und Essen ging es anschliessend weiter Richtung Aktau. Die Strecke wurde langsam abwechslungsreicher. Von 16 bis 17 Uhr erlaubten wir uns einen Schlaf um neue Energie zu schöpfen.
Dann ging es weiter nach Shetpe zum Berg Sherkala mit der merkwürdigen Steinformation. Wir erreichten diesen kuriosen Steinberg vor 21 Uhr vor dem Sonnenuntergang in der beeindruckenden stillen einsamen Steppe
.
Wir erwachten relativ früh am Dienstag, den 9. Juli und fanden eine Abkürzung zur Strasse nach Aktau über verschiedene Sandpisten.
An der Küste, fanden wir mit Herumfragen einen idealen Campingplatz ca. 40 km nördlich Aktau, direkt am kaspischen Meer, wo wir uns zwei Ferientage gönnten. Der Aufenthalt im Camping war sehr erholsam.
Camping : Teniz Village
Koordinaten : N 43.96393° O 50.97319°
Abzweigung Hauptstrasse: N 43.97850° O 51.02776°
Gegessen haben wir jeden Abend in der Strandbar auch am 10. Juli, mein Geburtstag. An diesem Abend waren recht viele Leute im Restaurant. Es gab Musik und Ambiance!
Das Wasser ist dort klar, sauber und türkisblau wie in der Karibik nur die Temperatur ist nicht dieselbe. Es ist eiskalt, zwischen 16 und 18 Grad. Wir schwammen am Morgen vor dem Frühstück im eiskalten Meer – brrr… und waren anschliessend hellwach.
Am 11. Juli verliessen wir diesen erholsamen Camping und fuhren weiter nach Aktau zum Einkauf, eine grosse moderne Stadt.
Anschliessend weiter in den Süden nach Quryq. Der Ort war ärmlich und hässlich. Die Temperaturen sind etwas gefallen, sodass wir seit langem wieder einmal ohne Klimaanlage schlafen konnten.
Am folgenden Tag fuhren wir auf sehr guter Strasse durch Steppenlandschaften Nordwärts nach Beyneu.
Die Steppe ist omnipräsent. Sie mag wohl eintönig sein. Doch sie hat etwas beruhigend, faszinierendes an sich. Zahlreiche Kamele tummeln sich in ihr. Die Kamele sind unabhängige Haustiere. Die meisten tragen eine Holztafel um den Hals mit der Bezeichnung des Besitzers. Dazu kommen Pferdeherden und ab und zu Schafe. Pferdefleisch gehört zu den Nationalgerichten in Kasachstan
Ungern verlassen wir Kasachstan. Dieses Land ist uns ans Herz gewachsen, wir haben neue Freundschaften geknüpft, hilfsbereite, gastfreundliche Menschen getroffen mit zahlreichen schönen Erlebnissen.
Wir fahren heute über die Grenze nach Usbekistan, was wir dort erleben könnt ihr im nächsten Reisebericht nachlesen.