Nachdem der Reisebericht über Georgien endlich auf der Homepage war, standen wir früh auf, denn wir wollten unbedingt spätestens um 7 Uhr an der Grenze sein. Nach einem kurzen Kaffee fuhren wir zur Grenze mit Nord-Ossetien, ein von Russland kontrolliertes Gebiet.
Ein paar Kilometer vor der georgischen Ausreise staute eine lange Schlange von 40 Tonnen Lastwagen auf der rechten Seite. Die PKW fuhren vor und stauten sich neben den Lastwagen auf zwei oder drei Spuren, teilweise die ganze Strassenbreite. Der Gegenverkehr, vorwiegend Sattelzüge nach Georgien musste hier auch noch durchfahren. Ein unmögliches Chaos, das sich irgendwie aber wieder auflöste!
Die Grenzformalitäten selbst verliefen wie am Schnürchen. Die erste Kontrolle auf der russischen Seite war überaus angenehm. Ich wurde gefragt, wie es den käme, dass ich so gut russisch spreche., worauf ich antwortete, ich hätte ihre Sprache in Paris mit ihren Grossfürsten gelernt, was immer grosses Erstaunen hervorrief.
Dann kam die Kontrolle der Kontrolle. Wir zeigten mit Erklärung den Camper. Die jungen Zollbeamten waren recht schnell zufrieden. Zuletzt musste man sich noch registrieren. Wir haben die Formulare nicht sofort genau ausgefüllt, mussten deshalb von neuem anfangen. Eine sehr hübsche freundliche Russin zeigte uns was falsch ausgefüllt worden ist. Beim zweiten Versuch war sie zufrieden und retournierte uns ein Exemplar mit einem Stempel. Nach rund 5 Stunden war das ganze Grenzprozedere erledigt, wobei wir davon sicher 3 Stunden in der Schlange gestanden hatten!
Endlich konnten wir weiterfahren nach Wladikawkas der Hauptstadt von Nord- Ossetien. An der Strasse konnten wir die Versicherung und Sim Karte in kleinen Läden kaufen. In Wladikawkas kauften wir kurz das Nötigste ein. Wegen den Vergeltungsmassnahmen Russlands gegen die westlichen Sanktionen ist es unmöglich mit westlichen Kreditkarten zu bezahlen oder Bargeld aus den Bankomaten zu erhalten. Darum haben wir in Georgien Rubel an Kiosken gekauft.
Die Nacht vom 25./26. Juni verbrachten wir auf Landwirtschaftsgebiet nach Wladikawkas. Es regnete die ganze Nacht in Strömen ohne Unterbruch bis gegen Mittag.
Am folgenden Morgen fuhren wir nach Grosny, Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien und kauften auf dem Markt Obst und Gemüse ein.
Anschliessend Weiterfahrt durch das grüne Dagestan wo wir an der Strasse hausgemachen Wein degustierten, den uns eine Bäuerin empfahl, als wir Gemüse kauften. Letzten Endes fuhren wir mit 6 Liter Weiss- Rot- und Dessertwein von dannen.
Gegen 17 Uhr Lokalzeit kamen wir zu der autonomen russischen Teilrepublik Kalmücken. Es ist das einzige buddhistische und mongolisch sprechende Gebiet innerhalb Europas. Wir mussten eine volle Zollkontrolle passieren mit eingehender, korrekter aber freundlichem Vorgehen und Besichtigung.
Ein paar Kilometer nach dem Zoll suchten wir einen Übernachtungsplatz einige Kilometer abseits der Hauptstrasse. Um uns herum war alles Steppe mit ihrer kargen Vegetation und stetem starken Wind.
Am 27. Juni erwachten wir um 6 Uhr morgens Lokalzeit mit einem schönen Sonnenaufgang in der Steppe.
Nach dem Frühstück fuhren wir weiter Richtung Astrachen.
Bald wurden wir angehalten und es und es erfolgte eine sehr gründliche Kontrolle durch Polizei, Einreisebehörde, Zoll und Militär. Alle ausländischen Fahrzeuge wurden hier kontrolliert. Der junge Beame fotografierte alles und telefonierte wahrscheinlich mit dem Chef. Susann’s stereotypische Antwort bei der Frage, woher wir kämen war wie immer „aus dem stinkenden Westen“ was stets Gelächter auslöste. Nach etwa einer Stunde hatte der Chef des Chefs per Telefon grünes Licht gegeben und wir konnten weiterziehen.
Uns wurde erst nachträglich bewusst, dass wir hier erst hier in die russische Föderation eingereist waren. Vorher waren wir ja in Nordossetien, Tschetschenien, Dagestan und Kalmücken, alles mehr oder weniger selbst verwaltende, durch Russland kontrollierte, Teilrepubliken.
Vor Astrachan fand wir über P4N einen im Entstehen befindenden Camping wo wir Wasser auffüllen konnten. Sie hatten Wasser in Hülle und Fülle, aber die Pumpe war defekt. Mit meiner Lösung die ich installiert habe, konnten wir problemlos füllen. Hier in der Gegend vom kaspischen Meer wird es relativ schwierig gutes Wasser zu finden. Susanna hat die ganze Zeit mit der Chefin getratscht, ihr am Schluss eine Tafel Schokolade, 200 Rubel (sfr2.-) und sich mit einer herzlichen Umarmung verabschiedet.Anschliessend fuhren wir ohne Essenspause durch Astrachan und weiter Richtung Wolganebenfluss, den ich unbedingt noch erreichen wollte.
Dort gibt es eine Pontonbrücke, die aber nur für Fahrzeuge bis 3.5 Tonnen zugelassen ist.
Man kann dort auf eine einfache Fähre verladen, sofern diese überhaupt funktioniert. Dies war der Grund, warum ich unbedingt am Abend dort noch ankommen wollte.
Dort standen ein LKW aus Kasachstan und drei polnische LKW. Als die Fähre endlich kam, hätte der kasachische LKW-Fahrer als erster auf die Fähre fahren können. Er hat aber beim Verladepersonal interveniert und gebeten uns vor ihm die Fähre zu lassen und ihn dann anschliessend zu verladen. Auf dieser einfachen Fähre haben nur zwei Fahrzeuge Platz.
Uns war zu dieser Zeit noch gar nicht bewusst, dass dies die Art der Bevölkerung in Kasachstan ist. Wir haben hier in Kasachstan eine extreme Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung erlebt wie noch in keinem von uns früher bereisten Land. Ihr könnt dies dann im nächsten Reisebericht erleben.
Am anderen Ufer des Wolganebenflusses fanden wir einen ruhigen Nachtplatz in einem Wald am Fluss.
Am nächsten Morgen 28. Juni fuhren wir erst um 11 Uhr weg. Eine halbe Stunde später standen wir in der Schlange für die Grenze Russland/Kasachstan. Hier war alles sehr gut organisiert und ohne Chaos wie bei der Einreise Georgien/Russland. Eine Kolonne Lastwagen und eine Kolonne PKW. Einige russische PKW versuchten nach vorne zu drängen, hatten aber keinen Erfolg, denn sie wurden sofort von den anderen in der Schlange angewiesen hintenanzustehen. Wegen der zahlreichen Fahrzeuge dauerte das Anstehen gute 2 Stunden. Die Zollkontrolle selbst auf russischer und kasachischer Seite dauerte nur etwa 20 Minuten.
Unsere Erlebnisse in Kasachstan erzählen wir im nächsten Reisebericht. Diejenigen die uns über die aktuelle Fahrstrecke verfolgen, werden dann verstehen, warum wir eine ganze Woche in Atyrau (Kasachstan) verbracht haben.