19.10.-15.11.2024 Afghanistan

 

Nach dem Frühstück fuhren wir am Samstag, 19. Oktober von unserem Übernachtungsplatz zum Zoll.

 

Die Ausreise Tadschikistan war nach einer Stunde erledigt.

Für die Einreise in Afghanistan benötigen wir ein Visum. Da es wegen der Sanktionen gegen die Taliban wenig Botschaften hat, wird das Visum ($100.- pro Person) hier direkt an der Grenze erstellt. Gleichzeitig muss hier die Import- und Fahrbewilligung ($150.-) für den Duro und die Strassenverkehrsgebühr ($150.-) bezahlt werden. Da es in Afghanistan seit der Talibanübernahme keine Korruption mehr gibt, fuhren, wir mit dem Taxi zur nächsten Bank, um die $500.- einzuzahlen und mit den entsprechenden Belegen zurück zum Zoll.

Die Leute am Zoll waren hilfsbereit, aber da in Afghanistan wenig Leute Englisch sprechen, dauerte das Prozedere rund 7 Stunden, sodass wir das Zollareal bei Dunkelheit verliessen

 

Am Sonntag, 20. Oktober fuhren wir ab unserem Übernachtungsplatz wenige Kilometer nach dem Zoll, nach Kunduz. Dort erwartete uns ein Markt- und Verkehrschaos.

 

Wir mussten vom Innenministerium unser Visum bestätigen lassen. Anschliessend mussten wir vom Direktor des Ministeriums für Tourismus eine Bestätigung erhalten, für alle Bezirke, Ortschaften und Strecken die wir besuchen wollten. Das Auffinden der verschiedenen Ministerien war relativ schwierig, da alle Amtsgebäude schwer bewacht und nicht auf Englisch beschriftet waren.

Da Touristen keine SIM-Karte kaufen können, war auch dies kompliziert. Wir fanden bei einem Provider einen Mitarbeiter, der uns über Umwege eine SIM Karte verkaufte.
Mit dieser aufwendigen und mühsamen Organisation waren wir den ganzen Tag beschäftigt. Wir fanden dann einen relativ ruhigen Platz zum Übernachten. Hier erfuhren wir, dass es absolut verboten ist, irgendwo frei zu übernachten. Die Taliban bzw. Security haben uns bei Dunkelheit zu einem Hotel geführt, wo wir übernachten mussten.

 

Am 21. Oktober, nach schlechtem Schlaf auf harten Betten, aber einem guten Frühstück im Hotel, fuhren wir Richtung Kabul weiter.
Die Strasse war gut, teilweise Piste. Wir fanden ein gutes Versteck an einem Fluss für die Nacht, wo man uns von der Strasse aus nicht sehen konnte.

Um 16 Uhr 30 fing es schon an zu dämmern.

 

Dienstag 22. Oktober Weiterfahrt nach Kabul. Die Strasse wurde zusehends schlechter und stieg bis zur Passhöhe von 3200 Meter an, eine würdige Konkurrenz zu Pamir Highway. Die Passfahrt dauerte etwa fünf Stunden.

 

Als wir das Tal erreichten, bogen wir ab in Richtung Bamian. Kurz vor Nachteinbruch fanden wir einen gut versteckten Nachtplatz.

 

Nach einer ungestörten Nacht in unserem Versteck, fuhren wir am Mittwoch 23. Oktober bei Regen weg. Bald kam eine problemlose Taliban Kontrolle und dann fing die Strasse an zu steigen bis auf 2350 M Höhe. Wir fuhren durch eine Agrargegend mit vielen Dörfern ohne Internet.

 

Gegen Mittag waren wir bei der Einfahrt Bamian, wo uns die Talibankontrolle nicht weiterfahren lassen wollte, weil Bamian im Tourismusministerium Kunduz nicht in unsere Streckenbewilligung eingetragen worden war. Nach kurzer Diskussion erhielten wir die Erlaubnis, diese beim Tourismusbüro in Bamian nachzuholen, was problemlos funktionierte. In Bamian standen die 2 Buddha Statuen, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehörten, die im Jahre 2001 von den Taliban in die Luft gesprengt wurden. Die Zerstörung dieses Kulturerbes war damals eine weltweite Empörung.

 

Nach dem Besuch der Höhlen der vernichteten Buddhas fuhren wir weg in Richtung Kabul. Bei Dämmerung fuhren wir auf ungefähr 3000m Höhe neben die Passstrasse zum Übernachten.


Wir wurden dort von Taliban entdeckt und mussten mit Taliban Begleitung weiter Richtung Kabul fahren. Nach ungefähr 2 Stunden fuhr der Duro plötzlich nur noch im Standgas. Hier bemerkte ich, dass die Taliban die Begleitung aufgegeben haben. Wir waren gezwungen am Strassenrand zu übernachten.

 

Am Donnerstag, 24. Oktober funktionierte der Duro wieder und ich konnte von unserem Übernachtungsplatz wegfahren

Doch nach ungefähr 5 km hatte ich wieder die Störung in einem Dorf. Mit Hilfe eines Mechanikers vom Dorf wurde die Duronase demontiert, da die Vermutung war, dass der Stecker im Kabelbaum die Störung verursacht.

Nach ungefähr 10 km war kam die Störung wieder. Ich versuchte Verschiedenes und konnte teilweise wieder etwas fahren. Manchmal kam ich einige Kilometer vorwärts, manchmal nur einige Meter.

Wir konnten durch einen Afghanen, der gut Englisch sprach, einen Mechaniker von Kabul aufbieten. Wir waren etwa 70 Kilometer vor Kabul. Der Mechaniker brachte uns unter grossen Schwierigkeiten, trotz Fehlermeldungen, nach Kabul und parkte den Duro bei seinem Onkel neben dem Wohnhaus.

Uns nahm der Mechaniker in sein Haus, wo wir 2 Nächte übernachten konnten. Am Samstag 26. Oktober hatten wir mehrere Kontrollen durch Taliban oder Security. In Afghanistan ist es Touristen verboten, bei Privatpersonen zu Schlafen. Wir dürfen während des Tages im Auto sein, müssen aber im Hotel übernachten.

 

Vom 25. bis 28. Oktober wurde intensiv nach der Panne gesucht, verschiedenes versucht und geprüft. Wir wussten nicht, ob der Potentiometer gewechselt werden muss oder ob etwas in der Motor Elektronik defekt ist. Karl korrespondierte mit seinen Duro Freunden und erhielt viele hilfreiche Typs. Der Mechaniker versuchte einen gleichen Potentiometer in Kabul zu finden, was aber unmöglich war.

Am 29. Oktober war klar, es muss mit grosser Sicherheit der Potentiometer sein und die Motorelektronik sollte eigentlich funktionieren.

 

Die Freunde in der Schweiz haben in der Zwischenzeit in Holland einen gleichen Potentiometer gefunden, der auch bestellt wurde. Gleichzeitig haben sie herausgefunden, dass weder der ADAC noch eine Spedition in Europa Teile nach Afghanistan sendet, da Afghanistan wegen der Sanktionen auf der schwarzen Liste ist. Somit war klar, ich muss die Teile in der Schweiz holen.

Am 30. Oktober klärten wir die Bedingungen für den Teileimport beim Tourismus Ministerium in Kabul. Dies sollte kein Problem sein und wir erhielten eine Kontakt Adresse, wenn ich bei der Einreise beim Zoll Schwierigkeiten hätte.
Anschliessend klärten wir beim Ministerium für äussere Angelegenheiten das Visumproblem. Mit einer Ausreise aus Afghanistan ist das aktuelle Visum benutzt, das nur für eine Einreise gültig ist. Darum benötige ich ein neues Visum. Da die Schweiz aber keine Vertretung von Afghanistan hat, muss ich das Visum in München holen. Das Ministerium sorgt dafür, dass ich das Visum am gleichen Tag erhalte – vielen herzlichen Dank Omar im Ministerium in Kabul.
In der Zwischenzeit habe ich von Andreas Bauer in Waldshut ein Telefon erhalten, er hätte voraussichtlich ein Ersatzteil. Er werde nach seinen Ferien genau nachschauen.

Jetzt war klar, Flug Kabul-Dubai-Istanbul-Zürich und zurück. Mit dem Zug nach München das Visum holen. Mein Freund Stefan buchte mir die Flüge, da ich dies wegen der Sanktionen nicht selber machen konnte.

Am Sonntag, 03. Nov. bestieg ich das Flugzeug von Kabul über Dubai, Istanbul nach Zürich wo ich am Montag nach 23 Stunden landete. Anschliessend mit dem Zug nach München.

Am Dienstagmorgen, 05. November beantragte ich das Visum in München und konnte es am Nachmittag abholen. Anschliessend mit dem Zug zurück nach Zürich.

Am Mittwoch, 06. November konnte ich einen neuen Potentiometer bei Andreas Bauer abholen.

Am 07. und 08. November war ich wieder 24 Stunden unterwegs zurück nach Kabul. Die Einreise in Kabul mit dem Ersatzteil funktionierte ohne Probleme. Mit dem Taxi war ich bald im Hotel und wir konnten uns nach einer Woche in die Arme nehmen. Anschliessend konnten wir zusammen in unserem Stammrestaurant «Cafeteria» essen.

 

An dieser Stelle mein herzlicher Dank an alle Personen, die mir geholfen haben, den Fehler herauszufinden und anschliessend bei der Lösung der Beschaffung des Ersatzteiles sowie bei der gesamten Organisation.

Namentlich möchte ich danken: Eng Massud (Kabul), Dänu Bösch, Roland Spühler, Renato Aegerter, Robert Krüger, Andreas Bauer, Stefan Buckmann, Omar (Visa Dienst Kabul), afghanische Botschaft München, Hickmatulla (Tourisik Kabul), Massud Onkel mit Familie, wo wir stehen konnten.

Die letzten 2 Wochen waren für Susanne eine extreme Belastung. Zuerst die Ungewissheit, finden wir den Fehler und dann das Ersatzteilproblem. Anschliessend 5 Tage als Frau alleine in der Stadt. In Afghanistan ist es für Frauen schwierig alleine aus dem Haus zu gehen. Sie war die ganze Zeit nur im Hotelzimmer und hat sich 2-3 Mal in einem Laden in der Nähe des Hotels etwas gekauft.

Bilder aus Kabul der letzten 2 Wochen

 

Am Samstag 09. November haben wir das Ersatzteil eingebaut und juhui es funktionierte, sodass wir abfahren konnten. Wie üblich kamen wir in ein Verkehrsgewühl.


Ein Tucktuck, der uns rechts überholte, hatte uns hinten rechts beschädigt. Wir sind an diesem Tag 150 km gefahren und bei Ghazni haben wir einen Platz bei einer Tankstelle für die Nacht gefunden.

 

Am Sonntag 10. November fahren wir von Ghazni weiter nach Kandahar. Diese Strecke von ca. 350 km ist sehr mühsam, im Umbau und extrem staubig mit wenigen neuen Teilstücken.
Wir fahren den ganzen Tag ohne Mittagspause und haben nach 9 Stunden kaum180 km geschafft.

 

Am Montag, 11. November fuhren wir die restlichen160 km bis Kandahar. Die Strasse war etwas besser als am Vortag.

Auf dem Flug am 08. November von Dubai nach Kabul sass neben mir ein Afghane, der in Deutschland wohnhaft ist. Er hat uns eingeladen, ihn in Kandahar zu besuchen.

Dadurch erlebten wir zwei Tage in einer sehr kultivierten afghanischen Familie, die schon seit langem in Deutschland eingebürgert und deren zweite Generation dort geboren ist. Es erlaubte viele interessante Gespräche. Karl hatte die Gelegenheit, die Beschädigung von Kabul spurlos flicken zu lassen, denn gleich gegenüber der Villa unserer Gastfamilie, befindet sich ein Unternehmen, das Plastikgehäuse flicken kann.

 

Den Dienstag 12. November verbrachten wir den ganzen Tag in der wunderschönen Villa mit Garten mitten in der Stadt. Ein kurzer Ausgang zum Bazar, wo wir für Susanne ein Kleid gekauft haben, denn die Frauen waren alle zu einer Hochzeit eingeladen. Am Abend war Frauenausgang.

 

Am Mittwoch 13. November verliessen wir Kandahar. Wir erreichten eine Wüstenlandschaft, die uns an die Mongolei erinnerte. 333 Km vor Herat machten wir bei Nachteinbruch bei einer Tankstelle Halt. Wir hatten zwei Taliban Kontrollen, die uns aber erlaubten an Ort und Stelle zu übernachten.

 

Am Donnerstag, 14. November fuhren wir weiter nach Herat. Am Nachmittag erreichten wir Herat, gerieten aber wieder in das Verkehrschaos, in dem ein jeder Vortritt hat.

Da man in Afghanistan in den Ortschaften im Hotel übernachten muss, haben wir ein Hotel mit Parkplatz reserviert. Mit Mühe fanden wir das Hotel und konnten den Camper im Hinterhof parkieren. Das Hotelzimmer war nicht sauber. Wir bezahlten es, übernachteten aber im Camper.

 

Am Freitag 15. November heuerten wir einen Tucktuck Fahrer an, der uns alle wichtigen Sehenswürdigkeiten zeigen sollte. Er sprach kein Englisch, kamen aber mit Hilfe vom Google Übersetzer zurecht.

Besuch der blauen Moschee, Citadel von Alexander dem Grossen, geschlossene Zentralmoschee von aussen, Khawaja Abdullah Ansari Mausoleum und die Malan Brücke

 

Die ganze Besichtigungstour hat super geklappt mit unserem Tucktuck Fahrer.


Zum Schluss möchte ich einige sehr wichtige Punkte zu Afghanistan aufführen:

  1. Afghanistan ist ein sehr sicheres Reiseland dank Taliban. Die Taliban ausgerüstet mit  Kalaschnikov sehen zwar gefährlich aus, sind aber nett, freundlich und absolut korrekt.
  2. Die absolute Sicherheit des Fremden steht im Mittelpunkt. Daher alle Vorschriften und Bestimmungen, die auch uns teilweise geärgert haben. Zum Beispiel kein freies Campieren, immer im Hotel.
  3. Wir haben mit verschiedenen Einwohnern gesprochen und alle sagen klar, dank den Taliban haben sie endlich Ruhe im Land und es gibt keine Überfälle, Morde, Verbrechen, Diebstähle, Korruption etc. mehr wie früher unter den fremden Mächten.
  4. Die Taliban haben nach 50 Jahren Krieg, noch viele Probleme zu lösen, vor allem betreffend Gleichberechtigung und Freiheiten.
  5. Die Bewohner sind sehr nett und hilfsbereit. Obwohl wenige eine Fremdsprache können, versuchen sie mit Hilfe von Übersetzugstools zu kommunizieren.
  6. Es wäre an der Zeit, dass Afghanistan von den Westmächten annerkannt wird. Sanktionen, schwarze Listen etc. helfen dem Land nicht, sondern hindern in der Folge den Fortschritt und den Tourismus.

 

Am Samstag, 16. November erreichten wir am Nachmittag die Afghanisch/Iranische Grenze. Alles ging sehr schnell und problemlos. Auf der iranischen Seite wurden wir mit Kuchen, Obst und Tee empfangen. Ein junger Mann befragte uns sehr geschickt.

Was wir im Iran besichtigen und erleben könnt ihr im nächsten Bericht nachlesen. Zudem muss im Iran entschieden werden, wie unsere Reise weiter geht.

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