Am 11. April standen wir um 5 Uhr 30 auf. Nach dem Frühstück fuhren wir die 10 Km bis zur Grenze. Wir fuhren links an der Schlange von Lastwagen vorbei zur Warteschlange der PKW. Ab 8 Uhr konnten die PKW dosiert zum jordanischen Zoll einfahren. Die drei Wohnmobile mussten warten und durften ab 9 Uhr nach den PKW zum Zoll.
Die ganze Organisation war normal chaotisch wie meistens an den Grenzen im arabischen Raum, sodass die Ausreise nach 2 Std erledigt war.
Um 11 Uhr konnten wir zur irakischen Einreise, wo die Organisation viel mühsamer werden sollte. Hier füllte der erste den Zettel aus, der zweite kontrollierte und setzte die Unterschrift darunter und der dritte den Stempel, nachdem er alles geprüft hatte. Zwischen jedem einzelnen Schritt musste auf dem Zollareal ca. 200-400 m hin und her gelaufen werden. Durchgeführt wurde dieser Papierkrieg mehrmals mit verschiedenen Zetteln und diversen Verantwortlichen!
Das komplizierte war das Carnet de Passage, das normalerweise schnell erledigt ist. Es benötigte hier rund 3 Stunden. Alles verlief mit mehreren Durchläufen und Papier ausfüllen, Unterschrift, Stempel und zusätzlich fotografieren und kopieren! Logischerweise immer verbunden mit einem Spaziergang über das Zollareal. Erstaunlicherweise wurde das Fahrzeug nicht gescannt, praktisch hatten wir keine Fahrzeugkontrolle, sondern nur Drogenkontrolle mit einem Hund.
Als letzte Handlung erfolgte die Immigration, d.h. Kontrolle eVisa, Gesichtsfoto und Fingerabdruck. Bei uns beiden war der Fingerabdruck nicht möglich, da unsere Finger zu stark abgearbeitet sind. Nach mehreren Versuchen sagte der Zöllner, er mache eine Ausnahme und lasse es bewenden. Anschliessend wurde mit den Angaben von eVisa, Gesichtsfoto und Fingerabdruck ein Visum erstellt, das in den Pass geklebt wurde.
Zum Schluss erhielten wir unsere Pässe zusammen mit einem Zettel für die Ausfahrt aus dem Zollareal, der logischerweise unterschrieben und gestempelt sein musste. Das Ganze Prozedere für die Einreise Irak dauerte 6 Stunden.
Wir müssen auf dem Zollareal übernachten, da der obligatorische Konvoi nach Bagdad erst am nächsten Tag startet.
Am 12. April nach dem Frühstück verliessen wir das Zollareal und fuhren die 8 km zur ersten Kontrollstelle. Um 9 Uhr konnten wir nach einigen Telefonaten einige Kilometer weiterfahren zur ersten eigentlichen Kontrollstelle, wo der Konvoi mit Militär beginnt. Die Pässe wurden fotografiert mit jedem Insassen vor dem Camper. Darauf wieder Telefone und warten bis wir um 10 Uhr abfahren konnten.
Auf der Strecke gab es alle 5-10 km Militärposten, die uns beim Vorbeifahren zuwinkten.
Alle 30 -50 Kilometer wird die Konvoi Mannschaft ausgewechselt. Es wird alles fotografiert und telefoniert. Teilweise müssen wir auf die neue Konvoi Mannschaft warten.
Die 580 km bis Bagdad sind relativ eintönig und ohne viel Abwechslung.
Keiner konnte den Konvoi verlassen, denn unsere Pässe waren beim Militär im Begleitfahrzeug. Etwa 200 km vor Bagdad übergab das Militär den Konvoi an die Polizei. Ungefähr 30/40 km vor der Stadt war die erste Diskussion wegen Übergabe der Pässe, aber der zuständige Chef war nicht erreichbar. Dann weitere 30 km Fahrt wo wir endlich bei Dunkelheit die Pässe erhielten. Daraufhin waren wir uns selbst überlassen, in der Dunkelheit, im chaotischen Grossstadtverkehr., bis wir endlich auf einem Sandplatz bei einer Häuserwand parkieren konnten.
Sofort kam ein Iraker daher und lud uns zu sich ein zum Essen. Wir wurden bewirtet und wir kommunizierten über Internetübersetzung. Nach dem Essen und dem Tee verliessen wir unsere Gastgeber.
Am 13 April erwachten wir früh. Nach dem Frühstück fuhren wir los und konnten an einem ATM irakische Dinar herauslassen. Die Fahrt durch die Stadt ist ein extremes Verkehrschaos mit Stau. Überall sehr viel Abfall und Kriegsschäden, Neubau von Wohnquartieren und Strassen – so etwas haben wir noch nie gesehen und erlebt.
Unser Plan in Bagdad eine LKW Garage für den Oelwechsel zu finden scheiterte in diesem Verkehrschaos. Wir fuhren darum weiter Richtung Babylon und fanden kurz vor Hilla eine Garage, die den Oelwechsel inkl. Schmieren der Kardanwellen erledigte.
Wir erreichten den Parkplatz zur antiken Stadt Babylon, wo wir übernachteten.
Am 14. April entdeckten wir Babylon zu Fuss. Unterwegs kamen wir in ein Gespräch mit einem jungen Iraker, der gut Englisch sprach. Er sagte uns, dass man die hängenden Gärten von Semiramis immer noch suche. Ein Geschichtsschreiber der Zeit Alexander des Grossen habe davon geschrieben, aber solange man sie nicht fände bleiben sie ein Mythos. Es gibt noch viele unentdeckte Fundstellen und damit viel Arbeit für Archäologen. Wir waren überrascht und überwältigt vom Aufbau der antiken Ruinen. Die Mauern stehen fest aber im Inneren fehlt es an Reinigung und Unterhalt. In Babylon, das zum Weltkulturerbe gehört, läge ein grosses Potential. Aber es existieren logische Hintergründe warum dies nicht geschieht.
Wir wollten darnach den Palast Saddam Hussein besuchen. Die Polizei erklärte, er sei wegen Renovation gesperrt, wird aber von organisieren Reisen besucht. Karl hat herausgefunden, wie man über einen versteckten Zugang ins Innere des Palastes gelangt.
In diesen ausserordentlich grossen Räumen waren die meisten Wände mit Graffiti verschmiert,
die Decken waren unversehrt,
ebenso einige Fussböden. In den Seitenkorridoren gib es schöne Stukaturen.
Der Ausblick auf die Umgebung, alt Babylon und Euphrat ist grossartig
Besuch von Babylon und Palast Saddam Hussein hat rund 5 Stunden in Anspruch genommen. Wir fuhren anschliessend an einen Stellplatz bei einem Bauer am Fluss Euphrat.
Am 15. Und 16. April genossen wir die Ruhe, Ungestörtheit ohne Zwang, die Sicht auf die Palmen und die unmittelbare Nähe zum Fluss Euphrat. Karl arbeitete an der Homepage Ägypten und Saudi-Arabien, denn diese Arbeit war ins Hintertreffen geraten. Das einzige Problem sind die vielen Fliegen und Mücken, wegen dem nahen Misthaufen und den zwei Kühen. Aber wir hatten unsere Ruhe wie die Götter auf dem Olymp.
Am 17. April sind wir früh aufgestanden. Karl hat den ganzen Morgen bis 13 Uhr die Homepage Saudi-Arabien ins Internet geladen. Ich habe im engen Gang Yoga gemacht und meine obligaten Gebete verrichtet.
Anschliessend sind wir die 270 km bis ca 10 km vor die Grenze Irak-Iran gefahren. Auf den letzten 50 km vor der Grenze hatten wir viele eingehende Polizei- und Militärkontrollen, die wir teilweise agressiv und unangenehm fanden.
Andi und Ute sind an diesem Donnerstag über die Grenze Irak-Iran gefahren, die wir morgen passieren werden. Sie haben uns den ganzen Tag berichtet, was alles von ihnen bei der Ausreise aus Irak verlangt worden ist. Neben verschiedenen kleineren Beträgen, die von Ihnen verlangt wurden, mussten sie für den Stempel im Carnet de Passage $150.- bezahlen, was eindeutig Korruption ist.
Wir werden sehen, wie wir morgen Karfreitag dort durchkommen. Dies könnt ihr im nächsten Reisebericht lesen.