Rumänien – Bulgarien – Griechenland – Italien

Gesamtstrecke: 3400.93 km
Maximale Höhe: 1692 m
Minimale Höhe: -92 m

Die Ausreise Ukraine ging schnell vonstatten, leider verlief dann der restliche Nachmittag nicht so erfreulich, und zwar seitens der moldawischen Einreisepolizei. Für Moldavien müsste man über ein Visum verfügen. An jenem speziellen Uebergang  jedoch geht es offiziell auch ohne, indem wieder ein Korridor von ca. 1 km zu durchqueren ist. Der Einreisepolizist suchte aber nach Problemen, mit denen er uns belasten könnte, und da hätte ein Visum wohl gar nicht weiter geholfen.  Er hatte es auf die Medikamente abgesehen und öffnete jede Packung und las die Beilagezettel. Beim Schmerzmittel Tramal und zwei codeinhaltigen Hustenmitteln schlug er Alarm, nahm die Packungen an sich und verschwand damit in einem Büro. Wir standen gute 3 Stunden herum ohne zu wissen, wie es weiter gehen sollte. Schliesslich wurde Karl in ein Büro zitiert und man erklärte ihm, wir würden mit diesen Medikamenten gegen moldawisches Gesetz verstossen (man bedenke den Korridor von max. 1 Kilometer bis zur Ausreise…), und das koste. Ohne Quittung wollten sie erst EUR 30.-, dann 20.- und bedeuteten Karl, sich ruhig zu verhalten. So was ist nichts anderes als Korruption. Uns graute bei der Vorstellung, noch einen Hund ohne Ausweispapiere dabei gehabt zu haben an so einem Zollübergang. Bei der moldawischen Ausreise verlief aber alles korrekt und ebenso bei der sogleich noch folgenden rumänischen Einreise.

Inzwischen war es aber 20 Uhr und dunkel geworden, und es galt, in der rumänischen (RO) Stadt Galati noch einen ruhigen und sicheren Uebernachtungsplatz zu suchen. Es folgten einige Irrfahrten im Dunkeln auf Feldwegen, in eine Romasiedlung, auf Industriegelände, sogar der Grenzpolizei begegneten wir, bis wir durch grosses Glück auf einer grossen unverbauten Wiese neben einer Autowerkstatt Ruhe fanden von den Aufregungen dieses Tages.

RO-Galati liegt an der Donau, und am Morgen sahen wir, dass wir uns in der Nähe des Donau-Hafengeländes befanden. In Richtung Tulcea und Donaudelta ging es nur mit einer Fähre über die Donau weiter. Auf kleinen Strassen fuhren wir dann über Land. Uns fiel sofort auf, dass – im Vergleich zum flachen Russland und der Ukraine – Rumänien leicht hügelig war und mehr Baumwuchs aufwies. Auf den Strassen verkehrten massenhaft Pferdefuhrwerke, aber durch den wenigen Strassenverkehr störten diese nicht, im Gegenteil!

Im Hauptort des Donaudeltas, RO-Murighiol, scheint sich die ganze Touristen-Infrastruktur zu konzentrieren: fast ein Campingplatz am andern und Angebote für Schiffsausflüge auf der Donau, resp. im nassen Delta-Bereich. Die kleinen Dörfer sind sauber, die Hausfassaden in den Städten teils aber in schlechtem Zustand. Die rumänische Sprache ist nach all den Ländern mit andern Schriften (GR, GE, AM, RUS, UA) ein Lichtblick, indem man alles lesen und dank romanischen Wurzeln auch hie und da etwas verstehen kann.

In RO-Mamaia, nördlich von Constanta, dem ganz grossen Sommer-Badezentrum, war es leider bedeckt und kühl. Wir fuhren daher zügig weiter Richtung bulgarische Grenze. Im Südosten des Landes beherrschen riesige Landwirtschaftsbetriebe mit immensen Feldern das Landschaftsbild – die restlichen Teile dieses Landes sehen wir uns dann ein anderes Mal an!

Bulgarien (BG) begrüsste uns mal die ersten drei Tage mit dichtem (Herbst)Nebel. Das betraf leider die ganze Strecke entlang des Schwarzen Meeres von Varna bis Burgas. Dort verabschiedeten wir uns von diesem Meer, das wir in den letzten 8 Wochen ja fast umrundet hatten (es fehlte noch die Strecke von BG-Burgas bis TR-Istanbul) und zogen eine Ost-West-Durchquerung des Landes Bulgarien durch die Berge vor. Dafür wählten wir die südlichste Querverbindung, nahe entlang der griechischen Grenze.

Das Landschaftsbild wurde immer hügeliger, ja bergiger, und ein Pass folgte dem andern. Dadurch erreichten wir Höhen bis 1400 m.ü.M., und siehe da, hier tauchte die Herbstsonne die fast ausschliesslich bewaldeten Hänge in goldenes Licht. Die Wälder bildeten bunte, faszinierende Farbmuster, indem sich gewisse Laubbäume goldgelb bis orange, feuer- oder dunkelrot verfärbt hatten, durchsetzt von grösseren oder kleineren Flächen von grünen Nadelbäumen. Durch die fast lückenlose Bewaldung der Berghänge fühlt man sich rund herum wie von bunten Teppichen umgeben, was uns sehr nachhaltig  beeindruckt hat.

Auf dieser Süd-Durchquerung fielen uns erstaunlicherweise viele Moscheen auf – offensichtlich ist diese Region vorwiegend von Moslems bewohnt.

Am 16. Oktober passierten wir bei BG-Kulata die Grenze nach Griechenland (GR). Via Sidirokastro und Serres erreichten wir die Umfahrung der Riesenstadt Thessalonikki. Wir versuchten telephonisch, die Retourfähre ab GR-Igoumenitsa zu buchen, erhielten aber erst auf 25. Oktober eine Zusage. Nach dem Versuch auf einer anderen Telephonnummer erhielten wir nach Abklärungen eine Zusage auf den 22. Oktober, und dabei blieb es. So fährt also unser Schiff nächsten Dienstag gegen Mitternacht ab Griechenland, und wir brauchen dann von Ancona schon noch unsere 2 – 3 Tage zum Heimfahren, denn bekanntlich sind wir nicht mit einem „Rennwägeli“ unterwegs! Wir denken, ab nächstem Samstagabend wieder Schwerzenbach unsicher zu machen!

Es war schwierig, um diese Zeit hier noch offene Campingplätze zu finden, wo „Wifi“ funktioniert, wenn es schon keine griechischen SIM-Karten zu erwerben gibt (vgl.unten). Wir hielten uns etwas südlich von GR-Katerini auf, wo wir noch ganz bewusst jeden Sonnenstrahl in uns aufnahmen. Touristen gab es praktisch keine mehr, Hotels und Campings waren am Schliessen, denn Reisende suchen nun den südlicheren Peleponnes oder Inseln auf, wo man noch baden kann.

Montag und Dienstag werden wir somit westwärts Richtung GR-Igoumenitsa fahren, bezeichnenderweise via GR-Larissa (!), aus welcher Gegend wir ja vor 11 Jahren unsere Hündin mit diesem Namen mitgenommen hatten.

Wir schrieben eigentlich alle E-Mails im Camper. Dafür mussten wir aber ab der Türkei für unseren Router in jedem Land jeweils wieder eine entsprechende SIM-Karte rein nur für Daten (keine Telephonie) suchen und installieren. Das hat aber nur in den Ländern Georgien, Armenien und Ukraine super und im ganzen Land geklappt und war natürlich sehr komfortabel. In der Türkei waren wir nach 7 Tagen blockiert, in Russland funktionierte das Ganze nur ein paar Stunden nach dem Laden oder Konsultieren eines Megafon-Shops. In Rumänien haben wir’s wegen relativ kurzer Transit-Zeit gar nicht probiert, und in Bulgarien funktionierte die in Varna gelöste SIM-Karte bis ca. in die Mitte des Landes; im westlichen Teil hatten wir trotz vorheriger Zusicherung keine Abdeckung mehr. Hier in Griechenland klappt es wider alle Erwartungen und nach vielen Versuchen auch nicht mit einer lokalen SIM-Karte, die viel günstiger wäre als via Swisscom, wie wir das nun bewerkstelligen müssen.

Die gewählte Reisezeit war sicher grundsätzlich richtig, aber – wir hörten das in verschiedenen durchquerten Ländern – der Herbst brach dieses Jahr viel zu rasch mit Kälte und Regen herein, was wir ja in Georgien, Russland und in der Ukraine empfindlich zu spüren bekamen (vgl. letzter Reisebericht).  Am 19. September war Vollmond, und wie schon oft beobachtet, schlug das Wetter ca. 3 Tage nachher (in Georgien) um – dies hätte wohl erst beim soeben stattgefunden Mondwechsel am 19. Oktober geschehen sollen. Wir waren uns bewusst, dass die Hinreise von Hitze begleitet sein und die Rückreise mit dem Herbst kühler ausfallen würde, aber nicht gerade so gegensätzlich wie erlebt.

Der idealste Fall wäre natürlich gewesen, alles in umgekehrter Richtung zu fahren, also beginnend mit GR, Osteuropa und endend mit der Türkei und GR, aber wir hatten ja nicht mit einem offenen Grenzübergang von Russland nach Georgien rechnen können, denn das EDA und das deutsche auswärtige Amt rieten definitiv vom Gebiet Südossetien ab, und wir wollten das Risiko nicht eingehen, deshalb von Georgien und Armenien abgeschnitten zu sein. Deshalb sind wir via die südlichere Route durch die Türkei in die Kaukasus-Länder gerfahren. Oft erweist sich ja die Praxis vor Ort als viel problemloser, aber man hat halt vorher nur die offiziellen Infos im Heimatland zur Verfügung. Im Nachhinein ist man ja bekanntlich oft gescheiter – aber es war sicher auch gut so wie es war. Wir blicken auf eine eindrückliche Reise zurück mit vielen positiven, bereichernden  Erlebnissen und Begegnungen, und v.a. erlebten wir grossen Schutz in jeder Beziehung.

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