Türkei

Gesamtstrecke: 1833.91 km
Maximale Höhe: 486 m
Minimale Höhe: -85 m

Eigentlich wäre der nächste Bericht erst ab Georgien vorgesehen gewesen, aber auf Grund unserer Erfahrungen in der Türkei ist das Suchen und die Beschaffung einer neuen SIM-Karte in jedem neuen Land doch mit einigem Aufwand verbunden, und so möchten wir doch mit der jetzt noch gültigen Türkei-Karte ein Lebenszeichen von uns geben.

Die Grenze Griechenland/Türkei haben wir bei GR-Alexandroupolis problemlos passiert. Was uns aber zu denken gab, war die bis ins nächste türkische Dorf reichende Autoschlange der Gegenrichtung. Es handelte sich hier offensichtlich um einen Bummelstreik der Griechen, der die ausreisewilligen Türken stauen liess, und wir hoffen nur, dass das bei unserer Rückreise im Oktober nicht der Fall sein wird.

Interessanterweise haben sich mit dem Grenzübertritt auch die Temperaturen auf ein erträglicheres Mass reduziert. Erst richtig angenehm wurde es dann nach Istanbul unter dem Einfluss des doch raueren Schwarzen Meeres. Der Transit dieser Stadt mit 18 Millionen Einwohnern kann selbst auf der verstopften Autobahn als Albtraum bezeichnet werden, nicht zu denken an einen direkten Stadt-Transit. Mit dem eigenen Fahrzeug ist man nicht so frei, eine Stadt zu besichtigen, v.a. wenn kein Campingplatz bekannt ist, wo der Camper relativ sicher zurück gelassen werden könnte. Dazu kommt Larissa, und auch wir fühlen uns in Städten nicht wohl, so schön sie auch sein mögen. So zog es uns hinaus aufs Land und in die Natur.

Wir fuhren traumhafte Nebenrouten durch die Berge, auf allerdings sehr unebenen und schlecht ausgebauten Strassen. In Karasu stiessen wir dann endlich wieder ans Schwarze Meer, das uns nun seit ca. einer Woche begleitet. Ab Asrama bis kurz vor Sinop verlief die Strasse meistens 100 -200 Meter über dem Meer, bestehend aus fast nur Kurven und mit unzähligen steilen Berg- und Talfahrten. Der Duro-Chauffeur wurde aufs Aeusserste gefordert, hat seine Sache aber sehr gut gemacht! Dasselbe gilt auch für die anderen türkischen Automobilisten: sie fahren gut, sicher, wohl manchmal etwas gewagt, aber trotz allem sehr vorsichtig. Es ist uns ein Rätsel, wie die Türken das schaffen, so eine lange und schlecht ausgebaute Strecke auch bei Regen und im Winter zu befahren, denn es gibt keine Alternative, ausser denn mit Umwegen durchs Landesinnere.

Man hat immer mal wieder herrliche Ausblicke aufs tief blaue Schwarze Meer. Diese Strasse kann auch immer mal wieder auf Meereshöhe abfallen, und da und dort sind Zufahrten zu Stränden in Buchten möglich. V.a. auch dank Allrad erlebten wir so manche schöne Mittagspause oder unvergessliche Sonnenuntergänge am Meer. Das Schwarze Meer erlebten wir als recht wild mit ständig starkem Wind, meist aus Nordost. Es ist warm zum Baden und weist einen geringeren Salzgehalt auf als das Mittelmeer. Die Strände sind nur im westlichen Teil noch sandig, gegen Osten hin werden sie immer steiniger und auch sehr schmal – also sicher nicht attraktiv für westlichen Tourismus.

So malerisch solche Strecken sein können, sie bergen doch für uns die Schwierigkeit, Stellplätze zu finden, weil alles so eng und oft kaum eben ist, wenn sich nicht gerade eine Meeresbucht mit Zufahrt oder ein kleines Stückchen ebenes Land nicht direkt englang der Strasse anbietet.

Von den Türken selber sind wir sehr positiv überrascht, v.a. ich hatte zu grosse Vorurteile. Die Leute sind sehr freundlich, hilfsbereit, ohne aber zudringlich oder berechnend zu sein, wie wir das von Afrika her kennen. Leider können wir uns aber mit praktisch niemandem unterhalten, da sie keinerlei englisch sprechen und deutsch nur eventuell, wenn sie mal in Deutschland gearbeitet haben. Hier im Osten sind sie verschlossener. Wir sind eigentlich entsetzt, wie wenig dieses Volk eine andere Sprache als türkisch spricht, selbst die jungen Leute nicht. Uns dünkt, dass das vor ca. 30 Jahren, als wir das letzte Mal in diesem Lande waren, noch besser war.

Somit ist auch das Einkaufen eine reine Glückssache, v.a. beim Fleisch. Dass „Dana“ Rindfleisch heisst, haben wir rausgefunden und „Bistek“ Blätzli, aber man kann das kochen wie man will, es ist meistens hart und zähe. Das Fleisch ist aber frisch und aromatisch gut.

Die Kleidung der Frauen ist sehr geteilt. Junge Türkinnen sieht man immer wieder in westlicher Aufmachung, aber gegen den Osten hin nehmen die Kopftücher und Mäntel entschieden zu. Was uns aber doch immer wieder an Nordafrika erinnert, sind die orientalische Musik und die regelmässigen Muezzin-Rufe, die uns immer wieder mit Respekt erfüllen. Im Gegensatz zu Afrika erledigt aber eigentlich niemand öffentlich seine Gebete.

Einmal waren wir auf einem echt türkischen Campingplatz. Da ging abends im Freien ein Hochzeitsfest los, und wir schauten aus dem Hintergrund amüsiert dem Festtreiben und den Gruppentänzen zu. Doch wir wurden nicht übersehen. Die „Animatrice“ der Gesellschaft holte Karl ebenfalls in den Tanzkreis ab, während ich schnell zu Larissa ins Wageninnere entfloh, was auch gut war, denn die immer wieder abgefeuerten Pistolenschüsse versetzten unsere Hündin in Panik, und so konnte ich sie sofort beruhigen.

Die Tanzschritte sind sehr schwierig, gehen in die Richtung vom griechischen Sirtaki, der ja für unsere Füsse auch fast nicht erlernbar ist. Die Musik war ein Gemisch von starkem orientalischem Einschlag, aber auch vom griechischen Sirtaki, jedenfalls mit pulsierenden Rhythmen und so, dass die im Kreis Tanzenden wie in eine Art Ekstase verfallen.

Karl jedenfalls wurde dann für kurze Zeit des Abends zum Mittelpunkt der Feiernden, weil er eben die schwierigen türkischen Tanzschritte nicht kapierte und dagegen eigene Kreationen zum Besten gab. Wer sich erinnert, wie aktiv wir früher getanzt haben, kann sich seine „Darbietung“ unter Gelächter und Beifall vielleicht etwas vorstellen!

Während es ja in Griechenland zahllose wilde Hunde gibt, die oft total abgemagert und krank durch die Gegend streunen, sind hier in der Türkei die Hunde gut genährt und gehören meist zu Familien. Klar streunen sie auch herum auf der Suche nach Fressbarem, aber solche Hunde geben ein gutes Gefühl, sie nachher zurück zu lassen sowie für die Menschen in diesem Land, die offensichtlich tierliebender sind als die Griechen.

Karl hat begonnen, sich – schon in Griechenland – mit jungen (vierbeinigen!!) Kätzchen einzulassen. Die sind alle im Sommer geboren, ca. 2 1/2 Monate alt, brandmager, und sie fressen gierig von Larissa’s Hundefutter – wenn das ihnen nur gut bekommt (ein Hund z.B. kriegt Durchfall von Katzenfutter). Gestern morgen sprang so ein Katzenmädchen in den Camper, spazierte auf Karl’s Tastatur und Beinen herum und machte es sich auf unseren Polstern bequem. Es tat uns sehr leid, das kleine Wesen mit Fressen wieder ins Freie zu locken, bevor wir weg fuhren.

Seit Sinop bis zur georgischen Grenze führt nun eine 4- bis 6-spurige Autostrasse weiter nach Osten, wodurch wir nun schneller voran kommen. Die Küstenstädte sind meist schön angelegt mit Grünzonen und Strand-Promenaden.

Das Wetter ist vorwiegend sonnig und warm, aber immer mal wieder bilden sich über den Bergen oberhalb des Meers schwarze Wolken, und es kann auch sehr ergiebig regnen. Wir sind froh, dass es nun nicht mehr über 25 Grad heiss ist und sind nun auf Georgien und seine Gebirgswelt sehr gespannt.

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