07. September 2015 – 10. Oktober 2015

Gesamtstrecke: 5823.98 km
Maximale Höhe: 2144 m
Minimale Höhe: 177 m

Durchquerung westliches Kanada Richtung Süden

Am 7.September verliessen wir Alaska und reisten wieder in Kanada (Yukon Territory = YT) ein. Ein etwas komischer Zöllner mit einem unverständlichen Englisch stellte uns ziemlich seltsame Fragen bezüglich bisheriger und geplanter Aufenthalte in Kanada; das war nun bei Kanada-Einreisen immer ähnlich der Fall. Sie wollen einfach sicher sein, dass man nicht „schwarz“ immigriert, und die Frage, wann man wieder nach Hause zurückkehrt, scheint sehr wichtig.

Lustig sind die Tafeln, welche die von USA Einreisenden bei gewissen Zollübergängen daran erinnert, dass in Kanada mit den metrischen Massen und Gewichten gearbeitet wird und nicht mehr mit den Pounds, Gallonen und Meilen:
„We thinK Metric!“

Bei der Fahrt mit herrlich sonnigem Wetternach Beaver Creek /YT und Haines Junction /YT sogen wir weiterhin die leuchtenden Herbstfarben der Bäume in uns auf:

Bei diesen Eindrücken wurde uns bewusst, dass wir dies vor einem Jahr auch taten im Nordosten von Kanada (Nova Scotia, s. Berichte September/Oktober 2014), wir nun also schon ein gutes Jahr unterwegs sind – unglaublich aber wahr!

Die hohen und teils weissen Berge des westlichen Kluane Nationalparks begeisterten uns im Sonnenlicht und verleiteten uns zu vielen Foto-Stops.

Bei einem weiteren Uebernachtungsplatz im Grünen, bereits im kanadischen Yukon-Territory, fiel uns sofort ein stark eingeschnittener Birkenstamm auf; die grossen Schnitzel lagen rund herum, und wir schüttelten den Kopf ob dem „blöden Menschen“, der dies wohl mit seinem Buschmesser angerichtet hatte.

Am anderen Morgen entdeckten wir an dieser Stelle einen grossen, fetten Biber, der genau die gleichen Holzschnitzel produzierte und so fest in seine Tätigkeit vertieft war, dass wir ganz nahe an ihn heran gehen konnten, das war so spannend und einmalig, Gut hörbar sägte er mit seinen grossen Nagezähnen weiter am Baumstamm;

Unser Auto stand relativ nahe bei diesem Birkenbaum, und dessen Stamm war bereits fast durch geschabt, dass wir es doch als vorsichtiger erachteten, das Fahrzeug weiter weg zu stellen, falls der Baum in unsere Richtung kippen sollte. Nach 5 Minuten lag der Birkenbaum mit seinen gelben Blättern tatsächlich gefällt am Boden, zwar auf der vom Auto abgewandten Seite – vom emsigen Holzfäller aber keine Spur mehr.

Sichtbar gefressen hat der Biber nichts vom Holz, war das also wohl die tägliche Zahnreinigung?? Da die Nahrung der Biber aus Pflanzenteilen und Baumrinde besteht, nehmen wir an, dass die reiche Holzspäne-Ernte gewiss nach und nach in seinen Bau geschafft werden wird.

Am 9. September gab es viel zu erledigen in Whitehorse /YT. Zuerst besuchten wir die Tierarztpraxis, in welcher wir im Juni ein Gesundheits-Zeugnis für Larissa ausstellen lassen mussten für die Fähre Skagway – Haines (Kurz-Abstecher nach Alaska). Damals wurde nämlich ein entzündeter Zahn links hinten im Unterkiefer festgestellt. In Anbetracht der Verlängerung unserer Reise liess uns dieser Befund keine Ruhe mehr, denn es wäre nicht das erste Mal, dass Larissa eine geschwollene Backe kriegen würde auf einer Reise. Die nette Aerztin empfahl die genaue Prüfung des Zahns, Zahnreinigung, Röntgenaufnahmen und nötigenfalls Entfernung von entzündeten Herden, dies natürlich alles unter Narkose. So geschah es denn auch, und am Abend des 11. September holten wir eine wie üblich total verwirrte und jammernde Larissa von der Praxis ab. Ein grosser Backenzahn und ein kleiner Vorderzahn wurden ihr operativ entfernt. Diese Tierklinik hatte uns schon im Juni einen total kompetenten Eindruck gemacht ( www.alpinevet.ca ), super organisiert, sauber, mit 6 Aerzten und 6 Assistentinnen, und so hatten wir Vertrauen für diesen Eingriff. Mit weichem Futter und entsprechenden Medikamenten für die ersten Tage brachten wir unser Mädchen bald wieder auf die Beine – wir sind ja soooo froh und erleichtert!

Dann suchten wir einen Optiker auf, denn Karl’s Brillengestell war vor ein paar Tagen gebrochen. Mit Schnur band er sich die Brille so quasi um den Kopf, hatte dann aber abends oft Kopfschmerzen. Die Optikerin konnte das Gestell nicht flicken, fand aber ein sehr ähnliches in ihrem Sortiment und konnte Karl’s bisherige Gläser in das neue Gestell einpassen. Glück gehabt, auch dieses Problem wäre gelöst!

Als weitere wichtige Erledigung konnten wir unseren 13. Reisebericht in Whitehorse fertig stellen, den Ihr ja ab 9. September lesen könnt.

Nach so viel „Action“ in Whitehorse fuhren wir am 12. September weiter Richtung Südosten und bei Johnsons Crossing scharf nach Norden auf den Canol Highway bis Ross River. Dieser (weitere!) Schwenker hat uns ausserordentlich gut gefallen: ein Naturpistchen, wie im Bilderbuch, kurvig, auf und ab, links und rechts unzählige Bäche und Seen, und knallgelbe Birken säumten beidseitig unseren Weg. Solche Landschafts-Impressionen prägen sich tief ein und bleiben hoffentlich für immer erhalten! Auf der ganzen Strecke von 226 km gab es keine Siedlungen oder Einkaufsmöglichkeiten.

In Ross River drehte die Piste nach Ost, und führt als “Robert Campbell Highway” weiter nach Watson Lake /YT (ca. 350 km)

Hier ist die Piste (leider) wieder schnurgerade und dammartig angelegt, nicht mehr ebenerdig wie auf der Canol Road. Auch sind die Birkenbäume in diesem Gebiet zur Hälfte schon braun oder entlaubt.

Es waren in den letzten Nächten immer wieder grünliche Verfärbungen am Nachthimmel in Richtung Norden zu sehen, Abstrahlungen von Polarlichtern. Viele Reisende erzählten immer wieder von diesen nächtlichen Erscheinungen. Um sie zu sehen, muss man so ab Mitternacht immer wieder nachsehen oder den Wecker stellen und sich dann zum Warten und Fotografieren sehr warm anziehen. Das kann mehrere Stunde dauern. Uns sind keine richtig guten Aufnahmen mehr gelungen. Ein Schweizer Motorradfahrer-Paar, Barbara und Matti, die wir in Kanada und in Alaska trafen, schickten uns Bilder, die einen in Märchen-Sphären entrücken. Matti, Dein Einverständnis vorausgesetzt, zeigen wir hiernach zwei Deiner Wunderaufnahmen aus dem Yellowknife (Northwest-Territories, Canada) vom August d.J., damit unsere Leser überhaupt wissen, wie unvorstellbar schön so ein Himmelswunder aussehen kann:

Diese Formationen sind in ständiger Bewegung, tanzen vorüber, und neue Farbenbilder bauen sich wieder auf. Vielleicht könnt Ihr Euch an Hand dieses Bildes etwas mehr vorstellen über die sich bewegenden Lichtspiele am Himmel.

In Watson Lake /YT haben wir dieses Mal nur einen kurzen Halt eingelegt. Wir waren ja vor genau 3 Monaten hier, und da war der ganze Parkplatz rund um den „Sign Post Forest“ (Schilderwald, s. Photos im Bericht vom 20.6. – 15.7.15) voll von Wohnmobilen – nun stehen nur noch Einzelne hier, da sich die Saison da oben dem Ende zuneigt.

Wir entschlossen uns, ab dem 15. September wieder den Cassiar Highway südwärts zu fahren, genau gleich, wie wir vor 3 Monaten hoch gefahren sind. Landschaftlich bietet er einfach sehr viel mit seinen (nun teilweise auch weissen) Bergen. Auch genossen wir hier weiterhin die farbigen Wälder. Da färben sich nebst den Birken auch die Lärchen gelb, welche als einziger Nadelbaum die Nadeln im Winter verlieren. Schöne Rastplätze bieten sich an Seen an.

Nach einer Woche schönem Wetter war nun wieder mal Regen angesagt. Trotzdem freuten wir uns über manches tierische Highlight auf dieser Route:

Schon zum zweiten Mal sahen wir ein „Porcupine“ = Stachelschwein. Mit einem Schwein haben diese Tiere aber wenig zu tun, denn sie gehören zu den vegetarischen Nagetieren. Auf den ersten Blick sehen sie dem Biber ähnlich, auch die paddelformige Schwanzform. Wird das Porcupine jedoch bedroht, lässt es seine Stacheln zwischen seinen Haaren senkrecht ausfahren, die einen Angreifer ganz übel zurichten können.

Am folgenden Tag befand sich vor Dease Lake /British Columbia = BC ein Schwarzbär am Strassenrand beim „Salatmenue“. Wir stoppten und fuhren ganz langsam retour, was dem schwarzen Burschen aber gar nicht passte. Er legte buchstäblich (auch) den Retourgang ein und zog sich so rückwärts ins dichte Gebüsch zurück.

Gleichentags sahen wir einen anderen Schwarzbären aus Distanz die Strasse überqueren und den Abhang hoch rennen – schade, dass die Bären hier so scheu sind!

Aller guten Dinge sind drei: Weiter vorne stoppten wir, weil eine Bärin mit ihren Jungen die Strasse überqueren wollte, unseretwegen dann aber wieder ins Dickicht zurück wich. Wir hielten an, stellten den Motor ab und warteten, was nun weiter geschehen würde. Etwas weiter vorne wagte dann die Bärenmutter die Strassenquerung nochmals, hinter ihr ein Jungtier – so herzig! Doch damit noch nicht genug: Als die Beiden den andern Strassenrand erreicht hatten, sprang doch noch ein zweites Bärenkind auf und über die Strasse, das wir dann aber nicht mehr photographisch festhalten konnten. Man sieht, auch Bärenkinder gehorchen ihren Müttern nicht immer aufs Wort!

Ueber die vorwiegend vegetarische Ernährung der Bären haben wir kürzlich berichtet (Bericht HP 12 vom 16.7. – 18.8.15)

Hier noch ein Wort zum Nachwuchs (dies gilt für Schwarz- und Grizzlybären):
Die Paarung findet in der Zeit von Mai bis Juli statt. Auch wenn das Ei der Bärin eine Befruchtung erfährt, setzt zunächst mal noch eine sog. „Keimruhe“ ein, d.h., das Wachstum der Leibesfrucht wird erst mal „auf Eis“ gelegt. Die Bärin lebt ihr gewohntes Leben mit Sich-Vollfressen auf die Winterruhe hin, sie sucht oder baut sich eine sichere Winterhöhle. Erst nachdem sie sich darein zurückzieht Ende Oktober oder November, beginnt die Frucht in ihr rasch zu wachsen. Anfangs des folgenden Jahres, also nur etwa 2 – 3 Monate nach Start der Winterruhe, bringt die Bärin ihre Jungen in der warmen Höhle zur Welt. Ihre fette Milch fördert ein schnelles Wachstum, so dass im Frühjahr (März/April) die Kleinen bereits mit der Mutter auf Futtersuche mitgehen können. Die Kleinen bleiben sichere 1 – 2 Jahre bei der Mutter, um von ihr alles Lebensnotwendige zu lernen. Dann verlässt sie ihre Kinder, um für neue Vermehrung bereit zu sein.

Man sieht so wenige Tiere da oben, auch manchmal wochenlang keinen Bär – wo sind sie denn geblieben?? Sicher sind ihre Lebensräume immens, sie leben in Wäldern (Schwarzbären) oder in der endlosen Tundra (Grizzlies), und wenn so ein Tier am Wegrand Mahlzeit hält (Gräser, Blätter, Wurzeln, Löwenzahn-Blumen oder Beeren) oder die Strasse überquert, ist das ein grosser Glücksfall. Leider ist halt die Sportjägerei in Nordamerika zu weit verbreitet, so dass mancher Bär so sein Leben lassen muss – ein fertiger Unsinn nur für eine Jagdtrophäe. Wir haben zu wenig Durchblick, wie sehr Jagdbeschränkungen, auch für Caribous und Elche, eingehalten werden, beobachten aber argwöhnisch, wie die Jägerei seit August auf Hochtouren läuft.

British Columbia bietet uns (endlich) wieder mal neue, offenere Landschaften mit weniger Bäumen, dafür Feldern und Viehwirtschaft.

Wir passieren Smithers/BCTelkwa/BC (mit deutscher Bäckerei!) – Burns LakePrince George /BC und genossen die weite, hügelige Landschaft und etwas mildere Temperaturen als im Yukon oben.

Auf dieser Strecke entdeckten wir im Gebüsch auf der anderen Strassenseite wieder eine Schwarzbären-Mutter mit 3 Jungen – hei, war das eine Freude für die Duro-Bären-Familie! Die 3 so drolligen Kleinen hielten sich eng an ihre Mutter, die ihren Schritt entschlossen beschleunigte, als wir (auf der entgegen gesetzten Strassenseite) anhielten. Die kleinen Bärenkinder sind im Gebüsch kaum richtig zu erkennen, geschweige denn zu photographieren:


Bei der Weiterfahrt Richtung Jasper – Edmonton gelangten wir in die kanadische Provinz Alberta = AB

Vor Jasper faszinierte uns der mächtige Berg Mount Robson, das höchste „Mitglied“ der kanadischen Rocky-Mountains-Familie mit fast 4000 m.ü.M.!

Auf Jasper kommen wir nochmals zurück, zuerst ging’s direkt nach Edmonton. Diese schöne Strecke bietet uns richtig alpine Landschaften mit weiteren imposanten Bergmassiven. Je mehr wir Richtung Edmonton gelangten, umso flacher wurde es, und wir sahen grosse Weizenfelder mit einer ganz niedrigen Getreide-Sorte, teils schon geschnitten, teils aber noch stehende Frucht. Man sagte uns, diese niedrige Sorte sei speziell gut geeignet wegen der oft starken Winde über diese Ebenen. Auch wird das Korn hier spät gesät und somit auch später als bei uns geerntet.

Auf dem Weideland tun sich Kühe und Pferde gütlich, und Heuballen liegen herum, fast wie bei uns, nur alles „ein wenig“ grösser!

Die Weite des Landes kommt auch hier befreiend zum Ausdruck. Auf keiner Photo kann das wiedergegeben werden, man muss das einfach selber gesehen und erlebt haben.

In Edmonton/AB besuchten wir „alte“ Schweizer Bekannte, die vor 31 Jahren nach Kanada ausgewandert sind. Wir kannten uns von Afrika-Reisen her. War das interessant, unsere Erlebnisse gegenseitig auszutauschen, und wir haben sehr viel Interessantes über Kanada erfahren! Auch hat das Wetter mit Sonne und gegen 20 Grad toll mitgemacht, so dass der Besuch im River Valley von Edmonton (Saskatchevan-River) auch sehr schön ausfiel.

Danke nochmals Christine und Albin für Eure uns gewidmete Zeit und die unterhaltsamen Stunden mit Euch zusammen!

Am 25. September erreichten wir wieder Jasper /AB, wo uns sog. „Elks“ oder Wapiti-Hirsche (hat nichts mit dem Elch = „Moose“ zu tun!) gemütlich grasend empfingen. Offensichtlich sind sie die vielen Leute mit ihren Photoapparaten gewöhnt.

Von hier aus besuchten wir den Maligne Lake, der von malerischen Bergen umgeben ist. Es gibt hier Bootstouren, man kann auch selber ans andere Ende des langgezogenen Gewässers paddeln oder Wanderungen unternehmen, halt alle ziemlich steil bergauf

Weniger malerisch wirkt der Medicine Lake, welcher die Eigenart besitzt, im Frühjahr durch die schmelzenden Gletscher und Schneemassen hoch anzusteigen, im Laufe des Sommers und Herbsts aber teilweise austrocknet.

Weiter besuchten wir noch die Patricia- und Pyramid Lakes, welche auch bleibende Landschafts-Erinnerungen bei uns hinterlassen:

Dann ging’s nach einem Ausblick in die Edith Cavell-Schlucht


zum hohen, wuchtigen Berg “Mt. Edith Cavell“

Dieser zieht einen schon von weither in seinen Bann – ein typisch wuchtiger, eindrücklicher Rocky-Mountains Berg!

Auf der folgenden Strecke des „Icefield Parkways“ faszinierten uns weiterhin die imposanten, beeindruckenden Bergformationen der Rocky Mountains, meist verschneit. Nach jeder Kurve eröffneten sich wieder neue Ausblicke auf die nächste Kette. Die Formen der Berge sind so ganz anders als bei uns: spitze Zacken, dann wieder wuchtige Kegel, dann mal ein „Matterhorn“, steil senkrecht oder auch schräg abfallend oder wieder wie in schräge Falten gelegt.
Ebenfalls sehr eindrückliche Berge erlebten wir erst vor 2 Jahren im Kaukasus, aber die Rockies sind einfach unübertrefflich:

Die Strecke Jasper – Banff nennt sich Icefield-Parkway. Auf 2000 m.ü.M. erreicht man das „Columbia Icefield Center“/AB, wo die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt sanken und man sehr dankbar für eine gute Heizung ist!

Rund herum sind Schneeberge zu sehen, die sich majestätisch erheben. Bei gewissen Bergen sind Gletscher zu erblicken, und man kann sich rund herum kaum satt sehen. Weitere Wunderbilder springen uns in die Augen bei stahlblauem Himmel, und wieder bricht „Photografitis“ bei uns aus!

Kurz vor Banff lädt das Städtchen Lake Louise/AB zu Entdeckungstouren ein. Eine für „Bähnler“ sehr lohnenswerte Attraktion sind die zwei Kehrtunnels für die „CP“-Eisenbahn (Canadian Pacific), ca. 20 km westlich von Lake Louise (bei Field). Es handelt sich hier um die transkanadische Eisenbahnlinie von Ost nach West und umgekehrt. Die grössten Hindernisse lagen hier bei der Ueberquerung des „Big Hill“, also der Rocky Mountains. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das gewaltige Gebirge mittels lebensgefährlicher Fuss- und Pferdetouren erkundet, und ganz anfangs des 20. Jahrhunderts wurde hier eine teils steile Eisenbahnstrecke in Betrieb genommen. Oft brauchte es dafür so viele Lokomotiven wie Wagen, um die Steigungen zu überwinden. Das grosse Problem stellten aber die Gefälle für die Abfahrten dar, wo die Züge oft nicht mehr genug bremsen konnten und fürchterliche Unfälle produzierten.

Die kanadischen Eisenbahn-Bauer mussten dringend nach einer Abhilfe-Lösung suchen. Unter anderem waren sie auch in der Schweiz und kopierten darauf das System unserer Gotthard-Linie (Wassen!). Mit den Kehrtunnels am „Big Hill“ konnten Steigungen und Gefälle stark reduziert werden, und seit 1909 verkehrt die Eisenbahn noch heute problemlos mit dichtem Verkehr und mit ellenlangen Zügen über die Rocky Mountains jener Gegend:

Auch der Besuch beim Emerald Lake (smaragdgrün oder eher türkis) gefiel uns sehr gut, der Lake Louise war uns zu touristisch und nichts Spezielles. Der Moraine Lake hingegen beeindruckte, was er so alles von den Gletschern aufnimmt und wieder ausschwemmt:

In Banff/AB erwartete uns ein buntes Touristen-Treiben, wie etwa bei uns in Interlaken, Grindelwald oder St.Moritz. Die Saison ist zwar offiziell vorbei, doch immer noch sind Touristen unterwegs, viele mit Miet-Wohnmobilen.

In Nationalparks darf man nur auf Campingplätzen übernachten, doch diese befinden sich fast ausnahmslos im Wald, wo es düster ist und keine Sonne hin scheinen kann, was uns langsam verleidete. Die Nachttemperaturen lagen meist bis gegen oder unter dem Gefrierpunkt.

Nach Tipps von Anita und Roger sind wir in Canmore/AB zum Laden „Valbella Meats“ gefahren, den der Schweizer Walti von Rotz vor bald 40 Jahren mit seiner Frau aufgebaut hatte. Dies ist ein Gourmet-Paradies für „Heimweh-Schweizer“. Walti ist gelernter Metzger und stellt herrlichste Wurstwaren her, inkl. Cervelats, Bratwürste, geräuchertes Bündnerfleisch, Landjäger, Schüblige aller Arten und Brot. Auch importiert er Raclette-Käse und Gruyère aus der Schweiz. Interessiert hörten wir seinen Erzählungen zu, wie er klein angefangen hatte und heute stolz auf sein Geschäft mit ca. 45 Angestellten sein darf. Sein Sohn ist bereits heute auch in der Geschäftsleitung, so dass die „Valbella Meats“ weiter geführt werden. Endlich mal ein Erfolgs-Erlebnis, nachdem wir in den letzten Monaten von so vielen gescheiterten Versuchen hörten, in Kanada als Bäcker oder in der Gastronomie-Branche Fuss zu fassen.

Auf der Fahrt nach Süden nach Lethbridge/AB und Pincher Creek/AB verschwanden die Rockies nach und nach, und teilweise war nur noch weite Prärie-Landschaft zu sehen mit immensen, geschnittenen Getreidefeldern, Grossfarm-Betrieben und endlich wieder mal viele Kühe und Pferde auf Weideland.

Vor dem „Waterton Lakes National Park“/AB vollzieht sich ein ganz eigenartiger und sehr abrupter Uebergang von der hügeligen bis flachen Prärie-Landschaft zu sich plötzlich wieder erhebenden Rocky-Mountains Bergen:

Der Waterton N.P. ist ein kleinräumiges „Bijou“! Die fahrbaren Strecken sind kurz, aber intensiv schön: man fährt mitten in die imposante Rocky-Mountains-Bergwelt hinein, teils noch unverschneit, teils überzuckert oder kräftig weiss.

Gut gefallen hat uns die Fahrt zum „Cameron Lake“, von wo zahlreiche Fuss-Trails mit unterschiedlicher Länge starten. Da hier Bärengebiet ist, wird ausdrücklich auf die üblichen Verhaltens-Regeln Bären gegenüber hingewiesen. Ein mitgeführter „Bären-Spray“ mag eine grosse Beruhigung sein. Es wird auch gewarnt, nicht vom Ufer aus zu fischen, da die Bären gerne dasselbe tun und somit eine Begegnung real werden kann. Deshalb angeln wohl so viele Kanadier und auch Amerikaner mit Kanus und führen ein solches auch häufig auf dem Autodach mit.

Die reizvolle kleine Piste im kleinen Bisons-Reservat haben wir zweimal befahren, weil sie so schön war. Wir erspähten ganz weit weg eine Büffel-Herde. Mit dem Teleobjektiv erkannten wir sie, auch mit Jungtieren, teilweise lagen sie im Gras, machten also keine Anstalten, sich irgendwie in unsere Richtung fort zu bewegen. Die Büffel-Kollegen waren aber viel zu weit entfernt, um ein informatives Bild hin zu kriegen (Bilder Bisons s. im Reisebericht über den Yellowstone-Park, 9. Homepage-Bericht von 29. März bis 11. Mai 2015).

Immer wieder klickte die Kamera, um imposante Berge festzuhalten und einmal mehr das goldgelbe Leuchten von gewissen Birkenbäumen mit Rocky Mountains – Umrissen im Hintergrund.

Zurück am Ausgangsort Pincher Creek/AB ging’s nun westwärts nach der kanadischen Provinz British Columbia = B.C. Hier fährt man wieder mitten durch die Rockies durch, manchmal laufen in den engen Tälern die Eisenbahnschienen oder ein Bach parallel zur Strasse. Im Städtchen Sparwood/BC steht der scheinbar grösse LKW der Welt:

Uns gefällt in Kanada das abwechslungsreiche „British Columbia“ eigentlich am besten. Freilich fuhren wir auch hier wieder „Schlaufen“, wenn es ging, natürlich auf Naturstrassen. Hier erlebten wir wieder die wilde, unberührte Natur mit naturbelassenen Bächen, quer durcheinander liegenden gefallenen Baumstämmen, Felsbrocken sowie sehr spärlichem Verkehr. Wunderschöne Rastplätze bieten sich an – das unter anderem ist „Canada live“! Nur die Sonne fehlte, um die Naturfarben besser zum Ausdruck zu bringen

2 Weisskopf-Adler („bald eagles“) sahen sich erhaben in ihrem Naturreich um, ob es wohl etwas zu jagen gäbe:

Auf diesen Strecken gibt es immer mal wieder ein Gewässer (See, Fluss) per Fähre zu überqueren. Diese sind in Kanada fast immer gratis, wenn sie wirklich anstelle einer direkten Verbindung per Brücke oder Strasse dienen.

Mit dem Erreichen der Städte Vernon/BC und Kelowna/BC befindet man sich natürlich wieder voll in belebten Zentren. Das Klima ist hier unten spürbar milder und lässt auf wärmere Zeiten im Süden hoffen!

Morgen geht es weiter in diese Richtung, zurück in den US-Staat Washington.

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