07. Okt. – 22. Okt. 2014

Gesamtstrecke: 911.73 km
Maximale Höhe: 326 m
Minimale Höhe: 1 m

 

Rückkehr aus New Foundland nach Nova Scotia

Am Ort unserer trüben Getriebe-Entdeckung, Corner Brook in New Foundland (NL), blieben wir 4 Tage, und zwar auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums, wo uns die allen Reisenden wohl bekannte Kaufhaus-Gruppe „Walmart“ wiederum sehr hilfreich war: Sie offeriert in ihrem Parkplatz-Bereich immer „free Wifi“. So konnten wir unsere vielen Mails erledigen, privat und auch, um die Getriebe-Reparatur in die Wege zu leiten und um kontaktiert werden zu können.

Zwischendurch verlangte natürlich auch Larissa immer wieder ihre „Gassi-Gänge“ – sehr viel Grünes und Abwechslung konnten wir ihr natürlich auf dem Teer-Parkplatz mit wenigen Rasenflächen nicht bieten – aber auch wir hätten es lieber anders!

 

Am Mittwoch, 8. Oktober, machten wir uns mit gemischten Gefühlen ganz gemütlich auf den Rückweg nach Halifax. Die Wälder sind hier oben in Neufundland viel weniger farbig als in Nova Scotia, ein helles Gelb bis Hellorange herrscht hier vor, leuchtet aber auch auf seine Art.

Zuerst ging’s den gleichen Strassenweg retour durch die einsame, wilde Landschaft dieser kanadischen Provinz nach Port aux Basques (NL). Vor der Einschiffung war hier der grosse Unterschied, dass bei allen Fahrzeugen nach Kartoffeln und Karotten gesucht wurde. Die früher in Nova Scotia (NS) gekauften Kartoffeln und jetzt wieder zurück nach NS mussten wir somit abgeben – aber keine Ahnung weshalb; das entbehrt jeglicher Logik. Vielleicht lieben die Neufundländer „Gschwellti“ und Raclette heiss?? Die Nachtfähre (wieder in aller Stille im Schiffsbauch!) brachte uns zurück nach North Sydney (NS).

In North Sydney erwarteten uns auf demWalmart-Parkplatz Anita und Roger Neyer mit ihrem „kurzen“ Duro „Mogli“. Sie waren ja genau eine Woche nach uns verreist und hier angekommen. Zum Glück geht es Mogli sehr gut, und wir verbrachten 2 ½ kurzweilige und lustige Tage zusammen. Das hat uns geholfen, unsere lange Wartezeit etwas zu verkürzen.

Zusammen fuhren wir dann weg vom Walmart zu einem schöneren Ort im Grünen bei zwei kleinen Seen. Die Leute kamen gar nicht mehr zum Staunen heraus beim Anblick von zwei solchen komischen Fahrzeugen! Was sie am meisten fasziniert, sind die für ihre Begriffe grossen Duro-Räder und die Kompaktheit der Aufbauten, verglichen mit ihren Riesenmobilen.

 

Gemeinsam fuhren wir von North Sydney bei herrlichstem Wetter südwestwärts dem Bras d’Or Lake entlang nach St.Peter’s. Dort stossen dieser See und der Atlantik mittels einer Schleuse zusammen, Höhenunterschied ca. 1 Meter. Nahe beim Dorf hatte noch ein „Provincial Park“ geöffnet, eine Art Provinz-Nationalpark ob dem Meer mit vielen unterhaltenen Wanderwegen, auch viele im Wald. Da der „Duro-Bär“ nicht mehr voll manövrierfähig ist, mussten wir uns einfach irgendwo hin stellen, wo wir problemlos wieder vorwärts weg fahren können, und so lagen die Eingänge der beiden Duros etwas weiter auseinander.

 

Roger und Karl träumten von einem Fischessen, am liebsten Lobster (Hummer), während Anita und Esther weniger „Seafood“ mögen. Die Erkundigungen ergaben, dass es keinen Mittelweg zu geben schien zwischen einem 5-Stern-Hotelrestaurant und einer „Fish and Chips“-Bude. So liessen wir es bleiben, zumal ja auch Larissa hätte allein zurückgelassen werden müssen. Hunde sind in Kanada und USA von jeglichen Gaststätten total ausgeschlossen, ausser vielleicht im Freien; doch hierfür ist die Jahreszeit jetzt zu weit fortgeschritten.

Hier in Nova Scotia sind die Wälder wieder traumhaft farbig – wir können so viel blendende Schönheit kaum fassen. Photos, mit denen wir diese Eindrücke festhalten wollen, geben wohl nur einen Teil dieser beglückenden Farbenpracht wieder – wir versuchen, sie Euch bestmöglichst weiterzuleiten.

 

Schon lange hatten wir die Waschmaschinen auf Campingplätzen oder öffentlichen Wasch-Einrichtungen kritisch und besorgt begutachtet. Nach wie vor herrschen hier die sog. „Top Loaders“ vor, also eine von oben her einzufüllende Trommel, wo die Wäsche aber nur durch eine in der Mitte senkrecht aufragende Spirale bewegt, resp. traktiert, wird. Anita und Roger haben uns einen Campingplatz empfohlen, wo es eine modernere Waschtrommel-Maschine mit Tumbler gab. Während sie weiter Richtung Brunswick und Québec fuhren, steuerten wir südwärts wieder Halifax an und brachten unterwegs unsere erste Waschmaschinen-Erfahrung hinter uns:
Es gab/gibt keine Vorwäsche, nur einen relativ kurzen Hauptgang sowie die einzustellenden Temperaturen „kalt, warm und heiss“. Kein Mensch weiss, was dann im Innern der Maschine geschieht! Jedenfalls überzeugte uns die Sauberkeit der Wäsche nur halb; wir müssen wohl damit leben lernen wie alle andern Reisenden auch.

Nova Scotia ist viel engräumiger als Nfdl, aber es hat auch reizvolle Landschaften mit den jetzt so farbigen Wäldern, immer wieder kleinen Seen, Flüssen oder Meeresbuchten. Das Wetter ist ohne Sonne wirklich oft kalt, und der fast immer gegenwärtige Wind macht alles noch unfreundlicher. Immerhin war es aber in Meeresnähe und im Raum Halifax temperaturmässig doch angenehmer zum Warten als in Neufundland oben.

Vom Getriebe her gesehen kamen wir gut vorwärts, schwierig wurde es einfach für die Rast- und Nachtplätze. Wir wagten natürlich nicht, wie normalerweise in eine weg führende Naturstrasse zu fahren, da wir kein Wagenwenden mit Retourgang vornehmen können. Karl ging daher oft zu Fuss inspizieren, und nur wenn irgendwo ein Wendeplatz oder eine geräumige Waldlichtung vorhanden war, wo wir vorwärts rein- und am andern Morgen wieder in dieselbe Richtung raus fahren konnten, benützten wir solche Pisten, um wenigstens weg von der Strasse zu kommen.

 

So ganz ohne Hindernisse lief unsere Retourfahrt nach Halifax dennoch nicht ab: Plötzlich auf einer einsamen Strasse zeigte die Wassertemperatur des Motors auf Alarm. Wir hielten sofort am Strassenrand an. Der Boden des Wohnteils war total überschwemmt mit Kühlerwasser inkl. der blauen, klebrigen Frostschutz-Flüssigkeit. Unser Warmwasser- und Heizungssystem im Wohnteil ist eben durch Leitungen verbunden mit dem Kühlerwasser-System des Motors, um so von seiner Abwärme zu profitieren – eine bekannte Kombination. Nun hatte sich eine Schlauchverbindung im Warmwasser-Kasten des Wohnteils gelöst, und somit flossen ca. 14 Liter Kühlerwasser, statt wieder zurück in den Motorkühler, in den Wohnteil, und der Motor bekam mit immer weniger Wasser natürlich zu heiss. Inzwischen hat Karl die entsprechenden Schlauch-Verschraubungen im Wohnteilbereich nochmals ganz fest angezogen…
War das eine „gruusige“ Auftrocknerei da hinten, und alles, was im Badezimmer Bodenkontakt hatte, musste auch einzeln nachher gewaschen werden. Frostschutzhaltiges Wasser ist bekanntlich giftig, und der Frostschutz verhindert ein richtiges Abtrocknen.

Wie könnte es auch anders sein, nachdem ja die Campingplätze auch in Halifax nach und nach schliessen: Wir „logieren“ wieder beim Walmart!! Manchmal tun uns das 1 oder 2 Camper gleich, auch Lastwagenfahrer nächtigen da in ihren grossen Führer- und Wohnkabinen – in Europa wäre da schon lange irgend ein Securitas-Wächter eingeschritten!

 

Auch in grossen Städten wie Halifax haben die Leute grossenteils ihre eigenen kleineren oder grösseren Einfamilienhäuschen mit Garten, zumindest in den Vorstadtgebieten. Wie bereits einmal erwähnt, ist dies platzmässig möglich in diesem Land: Hier wird in die Fläche hinaus gebaut, bei uns mangels Platz in die Höhe!

Nach wie vor empfinden wir die Kanadier als freundliche Menschen, sehr höflich und einfach ruhig. Es wird schon zügig gearbeitet, aber einfach ohne Hektik – sie strömen eine wohltuende Ruhe aus. Was einfach schade ist: die Hälfte der Bevölkerung ist Besorgnis erregend übergewichtig, ob wirklich nur das „Fast Food“ daran schuld ist, können wir nicht beurteilen; wir denken eher, es werden einfach zu grosse Portionen von allem konsumiert.

Am Freitag, 17. Oktober, hörten wir von Andy Bauer und ADAC, dass die Getriebesendung am folgenden Tag per Luftfracht München verlässt mit Ziel Halifax via Toronto, Ankunft am Sonntag-Vormittag – alleweil schon mal das! Am Montagnachmittag, 20. Oktober, fuhren dann Karl und der Chef der Mercedes-Garage, Bob Thibodeau, zusammen zum Flughafen und konnten dort bei Air Canada das Getriebe mühelos und ohne jegliche Formalitäten auslösen – das war wie ein Wunder!

 

Während wir noch an jenem Montagabend unsere „Bärenhöhle“ gegen ein Motelzimmer austauschen mussten, brachte Karl unser Fahrzeug am Dienstagmorgen, 21. Oktober, in der Früh‘ in die Mercedes-Garage O’Regan‘s. Wie vorher von denen schon angekündigt und auch wie befürchtet, wurde Karl von Bob sehr bestimmt weggewiesen. Karl hätte sehr gerne bei den Arbeiten mitgeholfen, da er unser Fahrzeug und seine Spezialitäten ja besser kennt als aussenstehende Mechaniker. Unser Fahrzeug ist ein Bucher-Duro, kein Mercedes, nur das Getriebe allein trägt diese Marke! Andy Bauer und auch wir hatten Aus- und Einbau-Richtlinien in Englisch verfasst (mein früherer englisch-technischer Wortschatz von der Firma MADAG her kam mir da sehr zugute!), und so konnten wir einfach nur hoffen.

Am Mittwochmorgen (22.10.14) begab sich dann Karl beizeiten zu Fuss wieder in die Werkstätte, um sich mit Bob mal um die Rücksendung des alten, ausgebauten Getriebes zu kümmern. Eine Proforma-Rechnung hatten wir erstellt. Damit brachten sie das alte Getriebe wieder direkt zum Flughafen an den Schalter der „Air Canada“. Ein Security Officer wollte noch in den Karton schauen und klebte diesen dann mit seinen Sicherheits-Klebebändern wieder zu. Das war’s, und bereits ist unser altes Getriebe auf dem Rückflug nach Deutschland!

Karl hatte bald ein recht gutes Gefühl vom Mechaniker, der an unserem Fahrzeug arbeitete, und heute Abend vor 17 Uhr fuhr Karl vor dem Motel mit einem „geheilten“ und intakten Duro vor. Sie hatten den ganzen Nachmittag noch für Feineinstellungen und Testfahrten (im Beisein von Karl), gebraucht, damit das Automatikgetriebe bei den richtigen Tourenzahlen korrekt schaltet. Da wir am Mittag im Motel auschecken mussten, verbrachten Larissa und ich den ganzen Nachmittag lesend und strickend in der kleinen, belebten Lobby. Das war eine lange Zeit, aber Larissa wurde von allen Gästen und vom Personal wohlwollend registriert und gelobt, und ich kam nicht darum herum, mehr schlecht als recht in englische Gespräche verwickelt zu werden!

Unser Getriebeschaden hat uns wohl fast 3 Wochen gekostet, Zeit, die wir gerade noch hätten in die nördliche Tour via Neufundland und Labrador und zurück nach Qébec investieren können, nun ist die Jahreszeit dafür zu weit fortgeschritten. Während dieser Zeit, in welcher wir langsam nach Halifax zurück gekehrt sind und hier auch nochmals einige Tage gewartet haben, war es uns nie langweilig. Wir haben auch so Bereicherungen erfahren und positive Energien aus der Natur schöpfen können. Jetzt gerade tobt ein Sturmtief in der weiteren Umgebung von Halifax, dem wir nun entrinnen möchten.

Wir „müssen“ uns nun wieder an das anfängliche Gefühl der „Freiheit“ gewöhnen, dass wir nun wieder vogelfrei weiter fahren und doch endlich mal Nova Scotia in westlicher Richtung verlassen können (Brunswick). Darüber schreiben wir dann mehr im nächsten Reisebericht (23.10. – 15.11.2014).

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